In diesem Monat erscheint das Buch Letzte Gespräche, in dem der ehemalige Papst Benedikt XVI. auch zu seinem Rücktritt im Jahr 2013 Stellung nimmt. Der Papst ist das Oberhaupt der Katholischen Kirche. Lange war über die Hintergründe des seit Jahrhunderten einmaligen Vorgangs spekuliert worden. Schließlich hatte mit Benedikt XVI. erst zum zweiten Mal in der rund 2.000-jährigen Geschichte des Amtes ein Papst vor seinem Tod den Heiligen Stuhl geräumt. Viele Gerüchte hatten sich um die Frage gerankt, ob dem Ex-Papst womöglich Intrigen und Skandale im Vatikan über den Kopf gewachsen waren.
Diese waren auch durch entwendete und veröffentlichte interne Dokumente eines Whistleblowers aus dem inneren Kreis des Vatikans bestärkt worden, der sogenannten Vati-Leaks-Affäre. Unter anderem war über eine sogenannte Homo-Lobby spekuliert worden, ein Netzwerk oder eine Verschwörung mächtiger Homosexueller. Die Mutmaßungen waren auch durch Aussagen David Bergers verstärkt worden, einem ehemaligen Professor aus dem Vatikan, der sich im Jahr 2010 öffentlich als schwul geoutet hatte und daraufhin seines Amtes enthoben worden war. Mit dem Buch Der Heilige Schein hatte er für viel Aufsehen gesorgt, weil er Einblick ins Machtzentrum der Katholischen Kirche zu gewähren vorgab, das sonst für Außenstehende als verschlossen gilt, gerade wenn es um das heikle Thema Homosexualität geht, das er in den Fokus rückte. Unter anderem hatte er in Interviews auch über eine mögliche Homosexualität des damaligen Papstes spekuliert. Was er darauf gestützt hatte, dass dessen besonders stark ausgeprägte Homophobie nach psychologischen Studien auf verdrängte Homosexualität hinweise. Während die deutschen Medien und große Teile der hiesigen Gay-Community ihn feierten und sogar auf mehreren CSDs Reden halten ließen, sieht das Ganze heute anders aus. Berger selbst, der seitdem unter anderem Chefredakteur der schwulen Zeitschrift Männer gewesen war, zuvor das religiös-homophobe Portal kreuz.net in die Knie gezwungen hatte und heute unter anderm das Online-News-Portal gaystream betreibt, distanziert sich in diesem Punkt inzwischen von seinen Aussagen. Ihn habe in seinen Spekulationen „Zeitgeistigkeit, menschliche Schwäche und falscher Ehrgeiz verbunden mit Eitelkeit geleitet“. Deshalb bat er Benedikt XVI. nun „mit zerknirschtem Herzen um Entschuldigung“, wie mehrere Medien berichteten und schimpft nun stattdessen über dessen Nachfolger, Papst Franziskus. ·mb