❤️🧡💛 Philipp und Tom 💚💙💜 (35)

Radio QueerLive – Eine Berliner Liebesgeschichte
Teil 35:

„Such, Willi, such!“

Die Küche roch nach Bananen – und nach Gefahr.
Philipp trat vorsichtig zurück. Oben auf der Aldi-Tüte saß sie:
Eine südamerikanische Bananenspinne.
Groß. Schwarzbraun. Dicke Beine. Und eine Sprungweite, mit der sie mühelos von Brandenburg nach Leipzig hätte kommen können.

Er wich aus dem Raum, atmete flach – und wählte eine Nummer.

„Hallo? Schlangenfarm Schlagen, Sie sprechen mit Ziegler?“
„Herr Ziegler, hier ist Philipp. Ich war vor zwei Monaten bei Ihnen, beim Waran-Workshop. Ich hab ein Problem.“
„Ach, der Berliner mit dem blauen Reptil. Was gibt’s?“
„Meine Mutter wurde gebissen. Südamerikanische Bananenspinne. Sie liegt in der Klinik Brandenburg. Haben Sie Gegengift?“
Ziegler zögerte.
„Haben wir. In der Notkühlung.“
„Ich brauch’s dringend.“
„Wir schicken’s wie immer – mit dem ICE. Ich bring’s gleich persönlich zum Bahnhof Hannover. Die Kollegen machen einen Nothalt in Brandenburg. Eine Ärztin soll’s da übernehmen, klar?“
„Sie retten damit mein Leben – und das meiner Mutter.“
„Retten Sie die Spinne auch gleich mit, wenn Sie können.“
„Die wird gleich einen Waran kennenlernen. Hoffentlich.“

Philipp legte auf.

Dann: Türklingel.

Tom. Mit Willi.
Tom sah gestresst aus – Willi wie immer unbeteiligt majestätisch.

„Er war nicht begeistert, in die Tasche zu gehen“, sagte Tom, „aber ich hab’s überlebt. Glaube ich und er hat mich wieder gebissen.“

Philipp nickte nur.
„Komm. Sie saß auf den Bananen.“

Aber: sie saß nicht mehr da.

Philipp erstarrte. Tom starrte.
Willi krabbelte aus dem Rucksack und reckte den Hals.

„Willi“, flüsterte Philipp, „such! Such die Spinne!“

Willi drehte den Kopf. Bewegte sich langsam. Dann schneller.
Dann sprintete er los. Die Spinne saß auf dem Kühlschrank.
Willi springt auf den Stuhl.
Von dort in hohem Bogen Richtung Kühlschrank.
Doch dann… die Spinne sprang.

Direkt auf Toms helles T-Shirt.

„Nicht bewegen!“, rief Philipp.
„Wenn sie beißt und wir kein Serum haben, stirbst du. Aber wenn sie beißt, will ich dir sagen, ich liebe dich“

Tom wurde kreidebleich. „Das hilft jetzt gar nicht.“

Willi aber sprintete.
Hoch auf den Stuhl, dann weiter –
ein gezielter Satz –
und mitten im Sprung schnappte er sich die Spinne von Toms Shirt.

Tom fiel um. Willi landete auf dem Boden.
Die Spinne im Maul.
Ein Happs, er schmatzte – und sie war weg.

Tom – war ohnmächtig und lag am Boden.

Minuten später

Tom lag auf dem Küchenboden.
Rücken flach auf den Fliesen.
Willi hatte sich auf seinen Bauch gesetzt. Aufmerksam. Wachsam. Fast stolz.

Philipp kniete neben Tom.
Schaute zu Willi – keine Kratzspuren, keine Schwellung – alles gut.
Dann zu Tom.
„Tom? Hey! Wach auf!“

Keine Reaktion.
Philipp klatschte ihm leicht gegen die Wange.
„Du bist nicht ernsthaft wegen einer kleinen Spinne ohnmächtig geworden… okay, doch, bist du. Aber das hier ist kein Drag-Workshop – du darfst wiederkommen. Hallo.“

Ein Zucken.

Tom blinzelte.
„Was…? Was war…?“

„Willi hat dich gerettet“, sagte Philipp leise.
Willi saß noch immer auf seiner Brust und wedelte leicht mit dem Schwanz.
Tom drehte den Kopf, sah ihn an.
„Er… hat die Spinne…?“
„Gefressen. Und sehr elegant dabei ausgesehen.“

Tom hob zögerlich die Hand – legte sie auf Willis Rücken.
„Danke, du kleiner blauer Dino.“

Kurze Stille.

Dann beugte sich Philipp näher zu ihm und gab ihm einen Kuss.
„Tom… hast du das Gefühl, dass dich irgendwie etwas gebissen hat? Vielleicht durch das Shirt…?“
Tom sah ihn groß an. Dann schob er vorsichtig den Stoff hoch, lugte drunter.
„Nee… alles okay. Kein Biss, keine Punkte. Nur mein Herz rast wie bei ’nem Beyoncé-Konzert.“

Philipp lachte erleichtert.
„Gut. Ich hatte schon Angst, ich müsste dich heute noch einliefern lassen.“
„Ich will einfach nur… schlafen. Und nie wieder Bananen sehen.“

Dann klingelte das Telefon.

Philipp griff ran.
„Herr Brandt? Hier ist Dr. Behrens. Das Gegengift ist angekommen. Wir haben es Ihrer Mutter verabreicht. Sie ist stabil.“
Philipp schloss die Augen.
„Danke. Danke.“

Später im Krankenhaus

Philipp, Tom und Willi saßen im Wartebereich der Klinik Brandenburg.
Willi thronte im Rucksack – die Zunge zuckte leicht.
Tom hielt seinen Tee mit zitternden Fingern.

Dann trat Dr. Behrens zu ihnen.
„Noch eine Frage… wie genau haben Sie die Spinne beseitigt?“

Philipp lächelte.
„wir hatten Verstärkung durch einem blauen Drachen.“

Der Arzt runzelte die Stirn.
„Wie bitte?“
Philipp zeigte auf den Rucksack.
Willi lugte heraus.

„Der hier. Hat meinem Freund das Leben gerettet.“

Behrens beugte sich vor.
„Das ist ein… Baumwaran?“
„Ja.“
„Die sind doch… giftig, oder?“

Pause.

Philipp sah aus dem Fenster.
„Wir haben schönes Wetter draußen heute.“

Der Arzt blinzelte.
Tom drehte sich langsam, ganz langsam zu Philipp.

„Wie bitte – giftig?!“

Schwarzblende.

Ende von Teil 35 🕷️🦎💥
Ein Biss, ein Sprung, ein Waran – und ein Held, der niemanden beißt. Außer die Richtige.

Morgen geht’s weiter um 20.00 Uhr.