CSD Wagen in Flammen

Ein Beitrag für CSD-Wagenteams.

Ob ein CSD-Orgateam wirklich gut ist, merkst du erst, wenn der absolute Super-GAU auf dich zukommt.

Radio QueerLive organisierte seit dem Jahr 2001 gemeinsam mit verschiedenen Vereinen LKWs und Trucks auf dem Berliner CSD. Jedes Jahr – und das könnt ihr uns glauben – haben wir dazugelernt. Immer passierte etwas Neues, Außergewöhnliches. Der Regen, der uns manchmal überrascht, ist da schon fast langweilig.

Im Jahr 2009 wollte ein Jugendverein mit uns gemeinsam einen Truck realisieren. Die jungen Leute wollten uns dabeihaben, weil sie in solchen Dimensionen noch keine Erfahrungen mit CSD-Trucks hatten. Radio QueerLive war in den zwei Jahren zuvor mit den Rosenstolz-Trucks auf dem Berliner CSD vertreten.

Der CSD 2009 startete am Alexanderplatz, genauer gesagt in der Spandauer Straße. Der Jugendverein und das Team von Gemeinsam mehr e.V. schmückten den CSD-Wagen sehr liebevoll, und eine Konzertfirma sorgte für einen wirklich satten Sound.

Was sich jedoch schon einen Tag vorher als Problem herausstellte, war die späte Anlieferung des Stromaggregats. Es kam verspätet, wurde aber wie geplant angeschlossen.

Unser Wagen startete auf dem CSD 2009.
Hunderte tanzten um den Truck, als er Unter den Linden fuhr, und wir sahen viele bekannte Gesichter. Obwohl auf dem Wagen ein absolutes Alkoholverbot bestand – es waren schließlich auch Jugendliche unter 18 Jahren mit einem „Muttizettel“ an Bord – tat das der Stimmung keinen Abbruch.
Keiner ahnte, was in Kürze passiert.

Eine junge DJane und Frau Bond waren auf Betriebstemperatur und brachten den Wagen zum Beben. Mit bester Laune ging es Unter den Linden entlang, weiter in die Wilhelmstraße – und dann passierte es:

Ein durchdringendes PIEP ertönte über die Boxen.

Die DJane wunderte sich: „Was ist das für ein Ton?“ Die Musik wurde plötzlich leiser. Frau Bond sagte: „Der Laptop läuft auf Akku, die Systeme fahren gerade runter.“ Aber wieso?
Wenige Sekunden später roch es nach Rauch.

„FEUER!“,
rief Frau Bond.
Die junge DJane und sie sprangen über die Techniktische. Ohne sich umzusehen, schoben sie sämtliche Jugendlichen vom CSD-Truck. Keine Taschen, keine Diskussion – nur noch runter, und zwar sofort!

Während das DJ-Team die jungen Leute vom Wagen drängte, kamen ihnen die Sicherheitsleute mit Feuerlöschern entgegen. Sie löschten das Stromaggregat und setzten sich dabei selbst einer realen Gefahr aus – der Tank war noch mit ausreichend Benzin gefüllt, um bis zum Ziel zu kommen.

Innerhalb von fünf Minuten war alles vorbei.

Doch das nächste Problem war da: Wir hatten keinen Strom mehr – kein funktionierendes Aggregat. Der Verleiher hatte das Gerät nach einem vorherigen längeren Einsatz nicht gewartet – die Kolben fraßen sich fest und gingen in Flammen auf.

Das große Wunder an diesem Tag: Niemand wurde verletzt.

Kein anderer Veranstalter auf dem CSD 2009 bekam überhaupt etwas davon mit. In der Berliner Zeitung erschien ein Bericht über den CSD – sie erwähnten unsere Jugendlichen, die ihre Songs schließlich selbst laut sangen und weiter feierten. Niemand bekam mit, wieso wir selbst sangen.

Im Jahr 2009 merkten wir: Unser Team ist wirklich gut – erfahren und auch in Ausnahmesituationen erprobt.

Wie eine Fahrt mit einem CSD-Wagen enden kann, zeigte sich einige Jahre später in Hamburg. Ein maroder LKW ging dort bereits 200 Meter nach dem Start – in der Langen Reihe – in Flammen auf und wurde zu einer echten Gefahr für das Umfeld.

Liebe CSD-Wagen-Teams,

die Erfahrung zeigt: Nur wer alle Szenarien bedenkt, kann echten Gefahren entgehen.

Wer schon vor der Startlinie bemerkt, dass sein genutztes Equipment mangelhaft oder marode ist, sollte unbedingt für Ersatz sorgen.
Wessen Wagen bereits vor dem Start nur noch von Panzertape zusammengehalten wird, sollte auf eine Teilnahme verzichten.

Beachtet: Ihr dürft weder euer Leben noch das der Teilnehmerinnen und Teilnehmer gefährden.

Kommt es zum Super-GAU – also Feuer – müssen alle SOFORT vom Wagen runter. Keine Diskussionen wie „Ich muss noch meine Tasche suchen“ oder „Aber ich wollte bis zum Ziel mitfahren“.
Runter! Jede Sekunde zählt.

Eure Sicherheitsteams sollten in solchen Situationen bereits in Aktion treten – und nicht erst überlegen, wie man einen Feuerlöscher bedient.
Auch der Fahrer muss sofort informiert werden – niemand will mit einem brennenden Auflieger durch den CSD rollen.
Oder wollt ihr in unsere Schlagzeilen kommen?

Wir wünschen euch eine wunderschöne CSD-Saison – sicher, ohne Stress, aber mit ganz viel Glitzer. ✨

Ach und bevor wir es vergessen.
Wer uns jetzt schreibt, fragt und mehr Details wissen möchte – können wir nur sagen: wir wissen nicht was ihr meint.
War da was im Jahr 2009?

Radio QueerLive
Die Redaktion