LGBTQ Studie zum PRIDE Monat

Zum Pride Month 2025: Weltweite Akzeptanz sinkt – Deutschland bleibt stabil

Während weltweit vielerorts ein besorgniserregender Rückschritt in der Akzeptanz queerer Menschen zu beobachten ist, zeigt sich Deutschland weiterhin als vergleichsweise progressiv. Anlässlich des Pride Month hat das Meinungsforschungsinstitut Ipsos seine internationale Studie zur gesellschaftlichen Einstellung gegenüber der LGBTQ-Community veröffentlicht.
Die Ergebnisse zeichnen ein ambivalentes Bild: steigende Zustimmung in Deutschland trifft auf wachsenden Gegenwind in anderen Teilen der Welt – insbesondere in den USA.

Breite Unterstützung in Deutschland für Gleichberechtigung

Drei Viertel der Deutschen sprechen sich laut Ipsos-Studie für den Schutz von Lesben, Schwulen, Bisexuellen (78 %) und Transpersonen (75 %) vor Diskriminierung aus. Die Zustimmung ist im Vergleich zum Vorjahr um jeweils fünf Prozentpunkte gestiegen. Auch die Rechte gleichgeschlechtlicher Paare bei der Adoption (74 %) sowie die Möglichkeit zur Ehe (71 %) genießen breite Akzeptanz.
Nur rund ein Fünftel der Bevölkerung lehnt diese Gleichstellung ab.

Gesetze, die Diskriminierung aufgrund sexueller oder geschlechtlicher Identität explizit verbieten, finden immerhin bei der Hälfte (49 %) der Deutschen Unterstützung.
Ebenfalls 52 % befürworten die Einführung einer dritten Geschlechtsoption in offiziellen Dokumenten.
Die Einstellung zu Transpersonen im Leistungssport bleibt hingegen kritisch: Nur ein Viertel der Befragten spricht sich für deren Teilnahme aus – ein Rückgang von sechs Prozentpunkten gegenüber dem Vorjahr.

Weltweiter Rückschritt in der LGBTQ-Akzeptanz

Der globale Trend hingegen gibt Anlass zur Sorge. In vielen der 26 untersuchten Länder verschlechtert sich das gesellschaftliche Klima gegenüber queeren Menschen spürbar. Besonders drastisch zeigt sich dies in den USA: Nur noch 43 % der Befragten unterstützen offen lebende LGBTQ-Personen – ein Rückgang um 13 Prozentpunkte seit 2021. Weltweit ist der Anteil auf 47 % gesunken.

Auch die Unterstützung für LGBTQ-freundliche Unternehmen leidet: Im globalen Schnitt sank sie von 49 % (2021) auf aktuell 41 %, während die Ablehnung gleichzeitig auf 23 % stieg.
Die Polarisierung nimmt zu – vor allem in den Vereinigten Staaten, wo sich die Fronten entlang ideologischer Linien verhärten.

Unternehmen unter Druck: LGBTQ-Freundlichkeit wird zur Gratwanderung

Vor dem Hintergrund der zunehmenden Kritik an DEI-Initiativen (Diversity, Equity & Inclusion) geraten auch Unternehmen stärker in den Fokus.
In Deutschland befürworten 38 % LGBTQ-Programme am Arbeitsplatz, während 19 % diese ablehnen. Die Mehrheit bleibt neutral. In den USA ist die Meinung deutlich gespaltener: Jeweils rund ein Drittel der Bevölkerung steht Programmen für queere Mitarbeitende positiv, neutral oder negativ gegenüber.

Für Marken, die sich im Pride Month mit der LGBTQ-Community solidarisieren wollen, bedeuten diese Zahlen eine Herausforderung: Der gesellschaftliche Rückhalt für solche Maßnahmen nimmt ab, insbesondere außerhalb Westeuropas.

Progressive junge Frauen – zurückhaltende junge Männer

Auffällig sind auch die geschlechtsspezifischen Unterschiede, besonders bei der jüngeren Generation.
Junge Frauen der Generation Z zeigen sich klar progressiv: 59 % unterstützen offen lebende queere Menschen, 58 % LGBTQ-freundliche Marken und 53 % DEI-Initiativen in Unternehmen.
Junge Männer hingegen äußern deutlich seltener Zustimmung (38 %, 34 %, 29 %). Der sogenannte Gendergraben wird damit auch zu einem Wertespalt innerhalb der Jugend.

Jeder Achte in Deutschland zählt sich zur LGBTQ-Community

In Deutschland geben 12 % der Befragten an, sich der LGBTQ-Community zugehörig zu fühlen – ein Wert, der sich seit dem Vorjahr nicht verändert hat, jedoch über dem globalen Durchschnitt von 9 % liegt. International zeigen sich große Unterschiede: In Brasilien liegt der Anteil bei 15 %, in Kanada bei 14 %, während in Polen, Kolumbien und Südkorea nur rund 5 % der Bevölkerung zur queeren Community zählen.

Wie auch bei der Akzeptanz zeigt sich bei der Selbstidentifikation eine Generationenfrage: Während sich weltweit nur 5 % der Babyboomer als queer identifizieren, sind es bei der Generation Z ganze 14 %.

Ergebnis:
Die Ergebnisse der Ipsos-Studie verdeutlichen: Während in Deutschland eine stabile und teils steigende Akzeptanz queerer Menschen zu beobachten ist, verstärken sich international Gegenbewegungen. Insbesondere in den USA wächst die gesellschaftliche Polarisierung. Für Politik, Wirtschaft und Gesellschaft ergibt sich daraus die gemeinsame Aufgabe, den Schutz und die Sichtbarkeit queerer Menschen zu sichern – nicht nur im Pride Month.

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Die Redaktion