Jugendliche Neonazi-Zelle

Brandenburg: Gewaltfantasien gegen Geflüchtete, Homosexuelle und politische Gegner.

In einer groß angelegten Aktion sind Ermittlungsbehörden am frühen Dienstagmorgen gegen eine mutmaßliche rechtsextreme Terrorzelle in Südbrandenburg und mehreren anderen Bundesländern vorgegangen.

Im Fokus: Die Gruppe „Letzte Verteidigungswelle“, deren Mitglieder teils erst 14 Jahre alt sind – und die offenbar bereit waren, ihre demokratiefeindlichen und menschenverachtenden Ideologien mit Gewalt durchzusetzen.

Die Bundesanwaltschaft ließ Objekte in Brandenburg, Sachsen, Thüringen, Mecklenburg-Vorpommern und Hessen durchsuchen. Fünf Personen im Alter von 14 bis 18 Jahren wurden festgenommen – darunter zwei Jugendliche aus dem Landkreis Oberspreewald-Lausitz. Einer der Verdächtigen befindet sich bereits seit Längerem in Untersuchungshaft. Die Vorwürfe sind gravierend: Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung, versuchter Mord, Brandstiftung, Sachbeschädigung.

Die Gruppe soll unter anderem für einen Brandanschlag auf ein Kulturhaus in Altdöbern im Oktober 2024 verantwortlich sein. Zudem laufen Ermittlungen wegen eines mutmaßlich geplanten Anschlags auf eine Asylunterkunft in Senftenberg im Februar dieses Jahres. Das Ziel der Gruppierung: der gewaltsame Umsturz der demokratischen Grundordnung. Ihre erklärten Feindbilder: Geflüchtete, Linke, Juden – aber auch Homosexuelle.

Wie bereits der ehemalige Brandenburger Verfassungsschutzchef Jörg Müller deutlich machte, verfolgt die Gruppe eine eindeutig antisemitische und homophobe Agenda. „Sie erinnert sehr stark an die Szene Anfang der 90er Jahre, die Skinhead-Bewegung“, so Müller. Der Hass auf queere Menschen ist dabei ein zentrales Element der radikalen Ideologie. Die Gruppe träumt von einer „Reinigung“ der Gesellschaft – mit Gewalt gegen alles, was nicht in ihr extrem nationalistisches Weltbild passt.

Brandenburgs Innenstaatssekretär Frank Stolper zeigte sich schockiert über das junge Alter der Verdächtigen: „Es ist erschreckend, wie jung die Beschuldigten sind.“ Er hofft, dass die Festnahmen und laufenden Ermittlungen eine abschreckende Wirkung auf die zunehmend digital vernetzte Szene entfalten – zu der auch Gruppen wie „Jung und stark“ und „Störtrupp“ gehören.

Der Fall zeigt einmal mehr, wie gefährlich sich rechtsextreme Ideologien in jugendlichen Milieus verbreiten – und dass auch queere Menschen wieder verstärkt ins Fadenkreuz geraten. Die Sicherheitsbehörden sehen sich mit einer neuen Generation gewaltbereiter Neonazis konfrontiert, die online rekrutiert und radikalisiert wird – und bereit ist, zu handeln.

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Die Redaktion