Die Zeit läuft

Abschied von der Busche, Berlins legendärem queeren Club

Ein letztes Mal das leuchtende Schild an der Fassade. Ein letztes Mal die Schlange vor dem Einlass. Ein letztes Mal dieser Moment, wenn man den Club betritt und weiß: Hier ist ein Stück Zuhause.
Doch dieses Zuhause schließt bald seine Türen. Mit dem heutigen Tag bleiben der Busche, Berlins queerer Disco, nur noch zwei Monate. Am CSD-Wochenende im Juli heißt es endgültig: Letzter Tanz.

Wer heute durch den Club läuft, mit diesem Wissen im Hinterkopf, dem kommen unweigerlich Erinnerungen hoch. Dutzende Geschichten, die hier geschrieben wurden – Nächte voller Lachen, Tränen, Rausch und Romantik. Menschen, die man hier kennengelernt hat und mit denen echte Freundschaften entstanden. Und ja, vielleicht sind einige von ihnen irgendwann in Beziehungen verschwunden, haben sich vom Clubleben verabschiedet – aber die gemeinsamen Nächte in der Busche bleiben.

Und jetzt, wo das Ende naht, kommen sie zurück. Viele von früher tauchen plötzlich wieder auf. Man sieht Gesichter, die man seit Jahren nicht gesehen hat. Generationen tanzen nebeneinander, als hätte sich die Zeit ein letztes Mal zusammengezogen. Es ist, als würde der Club noch einmal alles geben – oder vielleicht sind es die Menschen, die das tun.

Besonders die ältere Generation erinnert sich an eine prägende Figur aus der Geschichte der Busche: DJ Günther.
Ein kleiner Mann mit einer großen Wirkung.
Er schaffte es wie kaum ein anderer, den Sound der Menge zu lesen – und zu liefern. Wer in der Busche gefeiert hat, kennt ihn. Viele verbanden mit ihm nicht nur Musik, sondern auch Menschlichkeit.
DJ Günther hatte ein waches Auge auf seine Partygirls und -boys – wem es nicht gut ging, dem schenkte er sein offenes Ohr. Danach wurde weitergetanzt.
Sein Tod nach einem tragischen Autounfall, nur wenige Meter vom Club entfernt, hinterließ eine spürbare Lücke.

Doch gerade in Momenten wie diesen wird deutlich, wie viel die Busche für viele bedeutet hat. Wie viele Geschichten, Erinnerungen und Menschen sich mit ihr verbinden. Und es ist schön zu sehen, wie viele sich jetzt noch einmal auf den Weg machen, um diese besondere Atmosphäre zu spüren – vielleicht auch, um sich an ihre eigenen schönsten Momente zu erinnern.

So mancher Ex-Freund meldet sich plötzlich mit der Idee, noch einmal gemeinsam in die Busche zu gehen. Eine letzte Partyromantik, eine letzte gemeinsame Nacht im Nebel der Vergangenheit.

Radio QueerLive organisierte zwei Albumpremieren für Rosenstolz, eine Halloweenparty, zwei CSD Wagen und zwei CSD Partys.

Das Kapitel Busche schließt am vierten Samstag im Juli. Was 1985 in der DDR, genauer gesagt in Berlin-Weißensee, begann, endet 2025 – 40 Jahre queere Geschichte in einem Club, der mehr war als nur ein Ort zum Feiern.

Die Zeit läuft. Und vielleicht ist genau jetzt der richtige Moment, sich zu verabschieden – tanzend, lachend, mit einem letzten Drink in der Hand. Danke, Busche.

Radio QueerLive
Die Redaktion