
Community in Washington nimmt Trump ins Visier
Washington, 8. Juni 2025
Der Lincoln Memorial, einst Bühne für Martin Luther Kings berühmte „I Have a Dream“-Rede, wurde am Sonntag erneut zum Ort des Protests – diesmal für die Rechte von LGBTQ+-Menschen in den USA. Mit einer Mischung aus Zorn, Hoffnung und satirischem Humor nutzten hunderte Teilnehmer*innen der WorldPride-Rallye den symbolträchtigen Ort, um sich gegen die Politik von Ex-Präsident Donald Trump zu positionieren und für den Erhalt hart erkämpfter Freiheiten zu kämpfen.
Politischer Ernst nach festlicher Parade
Was am Samstag mit einer farbenfrohen Parade durch Washington begann, wurde am Sonntag zur politischen Kundgebung. Die Stimmung war kämpferisch, aber auch kreativ: Mit Musik, Reden und Statements setzten sich Aktivist*innen gegen das zurück, was sie als systematische Rücknahme von LGBTQ+-Rechten unter der Trump-Regierung erleben.
Im Zentrum der Kritik stand vor allem die Einschränkung von Transrechten durch Exekutivanordnungen, das Verbot für Transpersonen, im Militär zu dienen, und die Rücknahme von Antidiskriminierungsrichtlinien. Ashley Smith, Präsidentin des Capital Pride Alliance Board, sprach von einem „belagerten Zustand“, insbesondere für trans Personen, Immigrant*innen und Geflüchtete. Ihre Botschaft war klar: „Wir kämpfen nicht nur um Gesetze, wir kämpfen um Menschenleben.“
Satire mit Substanz
Besonderen Applaus erhielt Comedian Mimi Gonzalez, die eine bissige Parodie von Gloria Gaynors „I Will Survive“ präsentierte – diesmal gerichtet an Donald Trump und Elon Musk. Ihre Botschaft: Widerstand ist nicht nur nötig, sondern auch gemeinschaftlich. „Unsere Pronomen sind: wir, wir, unsere“, sagte Gonzalez. Lachen als Waffe – ein Stilmittel, das an diesem Tag bewusst eingesetzt wurde.
Weiße Haus verteidigt Kurs – Community bleibt skeptisch
Das Weiße Haus verteidigt indes seinen Kurs. Diversitäts-, Gerechtigkeits- und Inklusionsprogramme (DEI) seien Formen der „umgekehrten Diskriminierung“, Transgender-Politik diene dem Schutz von Frauen. Man verweist stolz auf offen schwule Ernennungen in Kabinett und Justiz. Doch für die queere Community wiegt das politische Gesamtbild schwerer als symbolische Gesten.
Bianca Sprague von Trans Pride Washington DC sprach von einem „beispiellosen Angriff auf Transrechte“ – ein direkter Verweis auf Gesetze in mehreren Bundesstaaten, die medizinische Versorgung für trans Jugendliche untersagen. Befürworter dieser Gesetze behaupten, sie wollten Minderjährige schützen. Doch Sprague sieht darin nur eines: gezielte Ausgrenzung und Angstmacherei.
Symbolkraft des Ortes
Der Veranstaltungsort selbst verlieh der Kundgebung zusätzliche Tiefe. Das Lincoln Memorial – Bühne für Bürgerrechtler, Ikone der Gleichstellung. Die Symbolik war unübersehbar: „Wenn Dr. King 1963 sprach, pflanzte er einen Samen – einen Samen für uns alle“, sagte Smith.
Trotz der starken Botschaften blieb die Menschenmenge im Vergleich zu früheren Demonstrationen überschaubar. Die Veranstalter machten keine Angaben zur Teilnehmerzahl – ein Hinweis darauf, dass selbst große Anlässe in Zeiten politischer Polarisierung nicht immer die Massen mobilisieren.
Ergebnis
Die WorldPride-Kundgebung in Washington war weit mehr als ein buntes Fest. Sie war ein politisches Statement gegen Rückschritt, für Sichtbarkeit – und für die Würde aller Menschen, unabhängig von Geschlechtsidentität oder Herkunft. Mit Wut, aber auch mit Witz und Würde, setzten Aktivist*innen ein Zeichen: Der Kampf um Gleichberechtigung ist noch lange nicht vorbei.
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Die Redaktion