Bukarest Pride

Tausende fordern Gleichstellung: LGBTQ-Parade in Bukarest setzt starkes Zeichen für Vielfalt und Rechte

Nachdem wir euch am Sonntag Bilder vom Bukarest Pride gezeigt haben, legt jetzt unsere Newsredaktion nach.

Am vergangenen Samstag haben rund 30.000 Menschen die Straßen der rumänischen Hauptstadt Bukarest in ein Meer aus Regenbogenfarben verwandelt. Anlass war der LGBTQ Pride March, der unter dem Motto der Gleichstellung und rechtlichen Anerkennung stand. Die Demonstrierenden forderten lautstark die Einführung von eingetragenen Partnerschaften für gleichgeschlechtliche Paare sowie umfassenden Schutz vor Diskriminierung.

Der Protestzug fand nur wenige Wochen nach einer umstrittenen Präsidentschaftswahl statt, die dem politischen rechten Rand zusätzlichen Auftrieb verlieh. Zwar konnte sich der unabhängige Kandidat und amtierende Bürgermeister von Bukarest, Nicușor Dan, gegen den ultrakonservativen Herausforderer George Simion durchsetzen, doch der Ton im Land ist rauer geworden. LGBTQ-Organisationen wie ACCEPT und Mozaiq beklagen eine Zunahme von Hassrede und gezielten Angriffen während des Wahlkampfes – sogar die Büros der Initiativen wurden beschädigt.

„Wir fordern rechtlichen Schutz für gleichgeschlechtliche Paare, ein vereinfachtes Verfahren für die Geschlechtsangleichung, sowie einen besseren Umgang mit Hassverbrechen“, sagte Teodora Roseti, Vorsitzende der Organisation ACCEPT und Mitorganisatorin der Parade. Die Forderungen kommen nicht von ungefähr: Trotz eines wegweisenden Urteils des Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte im Jahr 2023, in dem Rumänien zur Anerkennung gleichgeschlechtlicher Partnerschaften aufgefordert wurde, ist bislang wenig geschehen.

Das Land hat Homosexualität erst 2001 entkriminalisiert – im Vergleich zu anderen EU-Staaten spät – und verweigert homosexuellen Paaren nach wie vor jegliche Form der rechtlichen Anerkennung. Damit stellt sich Rumänien zunehmend ins Abseits innerhalb der Europäischen Union.

Die diesjährige Pride war daher nicht nur ein Fest der Sichtbarkeit, sondern auch ein deutliches politisches Statement. Transparente mit Aufschriften wie „Liebe ist das schlimmste Gefühl, das man hassen kann“ oder „Gleichheit in der Liebe, Gleichheit im Erbe – Zivile Partnerschaft für alle“ machten klar: Die Community fordert Gleichbehandlung, nicht nur symbolisch, sondern konkret im Gesetz.

Während in Bukarest gefeiert und demonstriert wurde, kam es nur Stunden zuvor zu einer kleineren Gegendemonstration. Teilnehmende forderten ein „orthodox-christliches Rumänien“ und trugen teils Symbole der extremen Rechten wie das keltische Kreuz. Solche Gegenproteste verdeutlichen, wie polarisiert das gesellschaftliche Klima in Teilen Mittel- und Osteuropas aktuell ist.

Ähnliche Entwicklungen lassen sich auch in Nachbarländern beobachten. In Polen etwa gingen am selben Tag ebenfalls tausende Menschen für LGBTQ-Rechte auf die Straße – auch dort vor dem Hintergrund eines politischen Rechtsrucks.

Trotz aller Rückschläge bleibt die Botschaft der Pride klar: Die LGBTQ-Community in Rumänien lässt sich nicht zum Schweigen bringen. Ihre Stimmen werden lauter, ihre Forderungen klarer – und ihr Mut, für Gleichstellung einzutreten, inspiriert weit über die Landesgrenzen hinaus.

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Wir danken Markus Löw für die Bilder.

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