
Pride-Marsch in Danzig sendet starkes Zeichen nach Präsidentschaftswahl
Am vergangenen Samstag versammelten sich Tausende Menschen in der nordpolnischen Hafenstadt Danzig zu einem farbenfrohen und zugleich politischen Pride-Marsch.
Die Demonstration stand nicht nur im Zeichen der Vielfalt und Liebe, sondern auch im Schatten der jüngsten Präsidentschaftswahl, die bei vielen Mitgliedern der LGBTQ+-Gemeinschaft Sorgen ausgelöst hat. Der nationalkonservative Kandidat Karol Nawrocki hatte die Wahl am 2. Juni gewonnen – ein Ergebnis, das Befürchtungen über einen möglichen Rückschritt bei Menschenrechten und Gleichstellung neu entfacht.
Zwischen Regenbogenflaggen, Transgender-Bannern und Plakaten mit Botschaften wie „Liebe ist Liebe“ und „12 Jahre zusammen – wann endlich die zivile Partnerschaft?“ war die Stimmung in Danzig kämpferisch, aber auch hoffnungsvoll. Auch in Breslau gingen Bürger:innen zeitgleich für die Rechte sexueller Minderheiten auf die Straße.
Angst und Widerstand: Die Reaktion auf Nawrockis Wahlsieg
Karol Nawrocki, unterstützt von der rechtskonservativen Partei Recht und Gerechtigkeit (PiS), tritt ein schwieriges Erbe an. Zwar war LGBTQ+-Feindlichkeit nicht das zentrale Thema seiner Kampagne, dennoch hat er sich mehrfach gegen die rechtliche Anerkennung gleichgeschlechtlicher Partnerschaften und gegen die „Verbreitung von LGBTQ+-Ideologie in Schulen“ ausgesprochen – Formulierungen, die unter queeren Menschen Erinnerungen an die restriktive Politik seiner Parteikollegen auslösen.
Viele teilen ihre Besorgnis, dass mit Nawrockis Veto-Macht selbst moderate Fortschritte im LGBTQ+-Recht blockiert werden könnten.
Fortschritt in der Warteschleife
Dabei gab es noch im vergangenen Jahr Hoffnungen auf Veränderung: Die pro-europäische Regierungskoalition, die 2023 die Parlamentswahl gewann, brachte einen Gesetzesentwurf zur Legalisierung ziviler Partnerschaften auf den Weg.
Das Vorhaben galt als historischer Schritt für die Gleichstellung gleichgeschlechtlicher Paare in einem Land, das bislang weder Ehe noch Partnerschaft rechtlich anerkennt. Doch mit dem Machtwechsel im Präsidentenamt hängt das Projekt nun am seidenen Faden.
Nawrocki kündigte zwar an, man könne über die Einführung eines Status für eine „nahe Person“ sprechen – ungeachtet der sexuellen Orientierung. Für viele klingt das jedoch nach einem Kompromiss, der kaum echte Gleichstellung bringt.
Zeichen der Hoffnung und des Widerstands
Trotz aller politischen Unsicherheiten war der Pride-Marsch ein kraftvolles Symbol des Zusammenhalts und der Sichtbarkeit. In einem Land, in dem Homosexualität zwar legal ist, aber gesellschaftlich häufig stigmatisiert wird, zeigt sich: Die LGBTQ+-Bewegung ist lebendig, laut und bereit, weiter für ihre Rechte zu kämpfen.
Und auch wenn es unter einem Präsidenten Nawrocki schwieriger werden könnte – der Samstag in Danzig hat gezeigt, dass sich viele Polen nicht entmutigen lassen wollen.
Ergebnis
Der Ausgang der Präsidentschaftswahl hat einen Riss durch die Hoffnungen vieler queerer Menschen in Polen gezogen.
Doch der Pride-Marsch in Danzig war mehr als nur Protest – er war auch ein Aufruf zum Weitermachen. In den Straßen Polens wurde ein deutliches Zeichen gesetzt: Für Liebe, für Gleichberechtigung, für eine Zukunft ohne Angst. Der Weg bleibt steinig, aber der Wille zur Veränderung ist ungebrochen.
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Die Redaktion