CSD unter Anspannung
Ursprünglich war es eine freudige Idee: Radio QueerLive wollte am kommenden Samstag spontan und unangekündigt einen CSD besuchen, um vor Ort live und ungeschminkt über queere Sichtbarkeit, politische Forderungen und die Feier der Vielfalt zu berichten.
Der Plan: ein Überraschungsbesuch. Die Stadt? Geheimsache. Nur unser rasender Reporter Olaf Wunderbar war eingeweiht – bereit, sich ins Getümmel zu stürzen.
Doch dann kam der Anruf.
Ein CSD-Organisator meldete sich bei uns – besorgt. Er hatte unsere spontane Ankündigung mitbekommen und warnte: „Wenn ihr unseren CSD meint – überlegt es euch gut.“ Der Grund: eine hoch angespannte Sicherheitslage.
Die Versammlungsbehörde rechnet mit mehreren Gegendemonstrationen in der Stadt. Ob sich rechte Gegendemonstrant*innen unter die Proteste mischen, ist unklar – aber nicht ausgeschlossen. Einen Tag vor dem Event ist ungewiss, ob die Veranstaltung überhaupt wie geplant stattfinden kann – ob die Route genehmigt bleibt, ob der CSD-Wagen fahren darf.
Mehr noch: Der Organisator riet eindringlich davon ab, offen mit Regenbogensymbolik anzureisen. Die Situation sei derart unübersichtlich, dass sogar Radio QueerLive von einem Stand vor Ort abgeraten wurde.
Aber was tun, wenn gerade unter diesen Umständen queere Sichtbarkeit so dringend gebraucht wird?
Wir kommen!
Und wir berichten!
Trotz aller Warnungen hat sich Radio QueerLive entschieden: Wir setzen genau diese Stadt in den Fokus unseres Überraschungsbesuchs.
Unser Kollege Olaf Wunderbar wird – den Empfehlungen folgend – erst vor Ort in die Regenbogenfarben schlüpfen, sobald die Lage es zulässt. Und dann wird er tun, was er am besten kann: zuhören, hinschauen, einordnen, berichten.
Denn gerade dort, wo Unsicherheit herrscht, wo queere Menschen sich nicht sicher fühlen können, darf journalistische Sichtbarkeit nicht weichen.
Wir wollen nicht nur feiern – wir wollen verstehen, was queere Communitys abseits der großen Bühnen erleben. Welche Ängste, welche Hoffnungen, welche Kämpfe sie prägen.
Radio QueerLive bleibt dran – solidarisch, spontan und standhaft.
Wenn es die Sicherheitslage vor Ort zulässt, werden wir ab 15.00 Uhr OnAir gehen. Ihr könnt uns dann über die Server von Radio QueerLive über unsere Webseite empfangen.
Radio QueerLive
Die Redaktion
