
Radio QueerLive – Eine Berliner Liebesgeschichte
Teil 71:
„Muskelkater und Lachkrämpfe“
„Ey Tom, ganz ehrlich…“, Philipp stand im Wohnzimmer in einer ausgewaschenen roten Turnhose, zog seinen Bauch ein und ließ ihn wieder los, „…von Sixpack sind wir zwei aber meilenweit entfernt.“
Tom stand daneben, graue Shorts, verschränkte Arme, und grinste. „Übersichtlich. Sehr übersichtlich. Eher Waschbärbauch als Waschbrettbauch.“
Philipp knuffte ihn in die Seite. „Na danke auch. Und deiner ist nicht besser!“
Sie starrten sich beide an, dann lachten sie los – bis Philipp plötzlich ernst wurde:
„Fitnessstudio?“
Tom verzog das Gesicht. „Meinst du, wir gehören da hin?“
„Wir gehören da sowas von hin!“, konterte Philipp und klatschte in die Hände. „Komm, lass uns noch heute anmelden.“
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Tag 1 – Das Desaster
Am Nachmittag betraten sie das Fitnessstudio. Überall glänzende Geräte, Hanteln, Spiegel, und Typen, die aussahen, als hätten sie ihr ganzes Leben zwischen Eiweißshakes und Bankdrücken verbracht.
Philipp flüsterte: „Wow. Das riecht hier nach Muskelöl und Männlichkeitsproblemen.“
Kaum hatten sie die ersten Schritte gemacht, kam Bruno. Zwei Meter, Arme wie Baumstämme, Trägerhemd, Tattoos bis zum Hals. Er stemmte gerade eine Langhantel und lachte, als er die beiden sah.
„Na, was haben wir denn da?“, höhnte er. „Zwei kleine Hühnerhabichte auf Abwegen.“
Philipp blinzelte. „Wie bitte?“
Bruno lachte noch lauter. „Seht euch doch an! Waschlappppen! Kleine Mädchen in Turnhosen! Hier ist nicht Kinderturnen!“
Tom wurde knallrot. „Das sagst du nur, weil du keine Ahnung hast…“
„Pff.“ Bruno stellte seine Hantel mit einem Knall ab, spannte die Brustmuskeln an, sodass sie hüpften. „Guckt mal, SO sieht ein Mann aus!“
Philipp und Tom schauten sich an. Sagten kein Wort. Aber ihre Gesichter sagten alles: Den kriegen wir noch.
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Zuhause – Der Plan
Abends hockten sie frustriert auf dem Sofa. Tom knabberte Chips, Philipp warf einen Blick ins Terrarium. Willi lugte neugierig hervor.

Philipp seufzte. „Kleine Mädchen… hat er uns genannt.“
Tom legte die Chips weg. „Der wird noch sehen, was kleine Mädchen können.“
Dann schauten sie sich in die Augen. Dieselbe Idee. Zur selben Sekunde.
Philipp grinste: „Plan?“
Tom nickte. „Plan.“
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Tag 2 – Die Rache
Sie betraten wieder das Studio. Bruno war natürlich da, auf dem Laufband, prustend, Schweiß lief an ihm runter. Als er die beiden sah, lachte er sofort los.
„Na, die Hühner sind wieder da! Gack, Gack, Gack“ Er tippte auf sein Smartphone. „Wollt ihr Selfies mit echten Muskeln?“
Philipp stellte sich direkt neben ihn aufs Nachbarlaufband. „Weißt du, Bruno… kleine Mädchen können auch fies sein.“
„Was willst du mir drohen?“, lachte Bruno.
Philipp grinste, pfiff leise.
Die Umkleidekabinentür ging auf. Und tapp-tapp-tapp kam Willi heraus. Der blaue Waran, stolz wie immer, kletterte zielstrebig auf das Laufband.

Bruno blickte nach unten.
„W…W…WAS IST DAS?!“
Philipp verschränkte die Arme. „Unser Personal Trainer und hoch giftig.“
Willi fauchte und rannte direkt auf Bruno zu. Der Muskelberg kreischte in einer Tonlage, die man nur von Teenie-Mädchen auf Popkonzerten kannte.
„AAAAAAAHHHHHH! HILFEEEE! EIN KROKODIL!!!“
Er sprang vom Laufband, stolperte, fiel hin, rappelte sich hoch, rannte los – direkt durch den Saal. Dabei fegte er zwei Hantelbänke um, eine Trinkflasche flog durch die Luft, und er brüllte weiter: „HOLT DIE POLIZEI! EIN DRACHE! EIN DRACHE! ER WILL MICH TÖTEN.“
Die anderen Trainierenden hielten inne. Einer flüsterte: „Hat Bruno gerade geschrien wie ein Mädchen?“
Eine Frau mit Gewichten grinste. „Endlich mal auf Augenhöhe.“
Philipp klopfte Willi liebevoll. „Brav gemacht.“
Eine Frau, die die ganze Zeit auf einen Sandsack boxte, lachte los. „Jungs, wenn ihr morgen wieder kommt mit eurem blauen Krokodil schmeiße ich eine Runde in der Saftbar.“
Ein Junge im rosa Trikot lachte auch und hielt sich seinen Bauch. „Zwei Monate war ich das pinke Huhn für Bruno.“ Er schaute zu der Frau am Sandsack. „Die Saftrunde heute geht auf mich.“
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Zuhause – Die Belohnung
Später am Abend saßen Philipp und Tom wieder auf dem Sofa. Tom mit einem Bier, Philipp mit einer Schüssel Heuschrecken. Willi stolz im Terrarium.

Philipp grinste. „Weißt du, Tom, vielleicht haben wir keinen Sixpack…“
Tom prostete ihm zu. „…aber wir haben Willi.“
Willi schnappte nach einer Heuschrecke, kaute zufrieden.
Und Philipp lachte: „Extra-Portion für den besten Personal Trainer der Welt!“
Ende Teil 71
Chaos im Fitnessstudio – Mission geglückt.