❤️🧡💛 Philipp und Tom 💚💙💜 (72)

Radio QueerLive – Eine Berliner Liebesgeschichte

Teil 72

Irrfahrt mit der Bahn – Schwester Ilse und die Haxenklause

„Also ehrlich, nur zum See fahren – wie schwer kann das sein?“ fragte Tom, als sie am Südkreuz in die S-Bahn stiegen.
„Wir nehmen einfach die S1, dann weiter mit dem Bus, und zack sind wir am Wasser,“ erklärte Philipp optimistisch.

Doch schon in Gesundbrunnen hieß es: Signalstörung. Dann Schienenersatzverkehr. Dann verpasster Bus. Schließlich wieder eine falsche Bahn.
Vier Stunden später standen Philipp, Tom und Frau Bond frustriert am Bahnsteig. Aber sie standen nicht am wirklichen Zielort.

„Wir wollten doch nur schwimmen…“ seufzte Philipp.
Tom lachte trocken: „Herzlichen Glückwunsch, wir sind in Oranienburg.“


Entscheidung mit Hunger

Der Magen knurrte. Vor ihnen: ein Dönerladen links, rechts die Haxenklause mit knarrendem Holzschild.
„Döner?“ fragte Philipp.
„Nein,“ beschloss Frau Bond. „Wir nehmen die Haxenklause. Vielleicht gibt’s da wenigstens Getränke.“

Erste Begegnung

Kaum betraten sie den Laden, starrte der Barkeeper sie herablassend an – ein breitschultriger Mann mit Schürze.
„Oha, die bunten Hühner aus Berlin. Hier seid ihr falsch. Aber bitte, setzt euch in die Ecke. Da stört ihr keinen.“

Die Stammgäste am Tresen lachten.

Frau Bond funkelte schon gefährlich, doch Philipp packte ihren Arm. „Bitte – noch keine Explosion.“

Am Tisch in der Ecke saß ein junger Mann.
„Hi,“ sagte er leise. „Ich bin Emil. Keine Sorge, hier müssen wir immer sitzen. Wenigstens dürfen wir rein.“

Philipp und Tom stellten sich vor. Kurz darauf kam Kim, sein Freund dazu, ein junger Vietnamese.

Sticheleien

Sie bestellten Getränke. Philipp Cola, Tom Wasser.
Der Barkeeper verzog das Gesicht. „Cola und Wasser. Passt. Für heiße Typen wär’s ’n Bier. Aber ihr seid ja eher lauwarme Brüder.“

Lachen am Tresen.

„Noch EIN Spruch,“ zischte Frau Bond, „und ich verwandle deine Kneipe in ein queeres Kulturzentrum.“

„Na bitte, macht doch,“ grinste der Barkeeper. „Die Haxenklause wird kein Wintergarten. Ha ha ha .“

Beim Essen ging es weiter:
„Na, noch ein Tofu-Schnitzel? Oder wollt ihr lieber ’nen Salat ohne Dressing? Ist doch euer Ding, oder?“
Philipp knallte das Besteck auf den Tisch. „Sag mal, geht’s eigentlich noch?!“

Emil beugte sich vor. „Ignoriert ihn… so ist er immer.“

Frau Bond schlägt zurück

Als der Barkeeper die Rechnung brachte, erhob sich Frau Bond. Sie griff ihr Handy und sprach laut:
„Ja, hier Frau Bond von Radio QueerLive. In einer Woche steigt hier der größte CSD, den Oranienburg je gesehen hat – direkt vor der Haxenklause. Mit Bühne, Live-Musik und Straßenfest. Wir berichten natürlich live. Die Werbung läuft alle 30 Minuten im Programm. Die Haxenklause freut sich schon sehr über ihr neues queeres Stammpublikum. Und ruft Schwester Ilse an, sie kann hier 30 Minuten live auf der Bühne singen.“

Philipp schaute zu Frau Bond hoch. „Dann gibt’s hier aber keine Katzen mehr in der Stadt.“

Frau Bond schaute zu Philipp. „Sagt ihr, sie kann 45 Minuten singen über unsere Anlage, die wir auf dem CSD haben.“

Tom hielt sich die Hände an den Kopf. „Frau Bond, denkst du nicht, ein atomarer Erstschlag wäre weniger grausam?“

Stille. Der Barkeeper erstarrte. Er ahnte das da was Schlimmes auf die Stadt zukommt und er die Schuld hat. „Waaas?! Hier? Vor meiner Kneipe? Das… das ruiniert mich!“

„Zu spät,“ grinste Philipp. „Das geht live on air.“
„Und wir kommen wieder,“ fügte Tom hinzu.


Eine Woche später – CSD Oranienburg

Mehrere Bands sowie Rednerinnen und Redner waren bereits auf der Bühne als der Hauptakt angekündigt wurde. „In Berlin durfte sie ja noch nie solange live singen aber hier in Oranienburg kann man wohl nicht noch mehr kaputt machen.
Hier ist Schwester Ilse.“

Die Leute klatschten ohne zu ahnen was auf sie zukommt. Es war wie im Lotto, manchmal traf sie sogar den richtigen Ton. Hauptsächlich waren es aber akustische Nieten.


Der Bürgermeister stürmte in die Haxenklause, ging auf Philipp, Tom und Frau Bond zu. „Wenn sie nicht wollen das Oranienburg den Bach runter geht oder komplett nach Berlin flüchtet, beenden Sie das bitte.“

Frau Bond grinste und ging an die Bühne ran. „Schwester Ilse, in der Haxenklause stehen zwei Flaschen Mümmelmann für dich.“

Schwester Ilse hörte sofort auf zu kreischen aaahhhh zu singen, sprang von der Bühne und verschwand in der Haxenklause.
Die Leute nahmen die Hände von den Ohren und sahen erleichtert aus.

Die Sonne brannte, Musik dröhnte wieder. Vor der Haxenklause flatterten Regenbogenfahnen, Dragqueens tanzten auf der Bühne.

Und an der Theke der Haxenklause standen tatsächlich drei Showgirls in Glitzer-Outfits, prosteten sich mit Bier zu.

Philipp stupste Tom. „Hätte nie gedacht, dass wir mal in der Haxenklause Dragqueens sehen.“
Frau Bond grinste. „Sag niemals nie.“

Der Barkeeper, diesmal verschwitzt, zapfte Bier und stellte es freundlich auf den Tresen. „Prost, ihr Hübschen,“ murmelte er.

Auch der Bürgermeister hob sein Glas. „Auf das Oranienburg den nächsten Tag erleben wird.“

Emil und Kim traten ein, Hand in Hand. Der Barkeeper sah sie kurz an – und nickte.
„Tut mir leid, Jungs. Ich war ein Idiot. War… engstirnig.“

Philipp flüsterte Tom ins Ohr: „Unglaublich. Frau Bond hat es wieder geschafft.“
Tom lachte: „Und diesmal ganz ohne Atombombe, Schwester Ilse reichte vollkommen aus.“

Und so wurde aus einer Irrfahrt mit der Bahn eine unerwartete Reise – direkt hinein ins Herz von Oranienburg.

Ende Teil 72

Bevor wir euch viel Spaß wünschen, hier noch ein Tipp.

❤️🧡💛💚💙💜

Christopher Street Day
Oranienburg

27.09.2025

Start 13:00 Uhr Bahnhof Oranienburg

Ziel 16:00 Uhr Oranienwerk

14:30 Kundgebung auf dem Schlossplatz

(Und ohne Gesang von Schwester Ilse auf der Bühne 😛)

Informationen zum CSD Oberhavel (Oranienburg):


https://www.facebook.com/share/p/16nwbc6ae1/

Viel Spaß euch.