❤️🧡💛 Philipp & Tom 💚💙💜 (85)

Radio QueerLive – Eine Berliner Liebesgeschichte

Folge 85

„Hänsel, Gretel & der Gin Tonic-Wald“ – Ein modernes Märchen aus dem Büro von Radio QueerLive

Im Sender war es still.
Zu still.

Frau Bond hatte Feierabend, Tom war einkaufen, und Philipp – nun ja – konnte bekanntermaßen nicht stillsitzen, wenn irgendwo eine verschlossene Schublade war.

„Nur mal kurz gucken …“, murmelte er und zog vorsichtig die oberste Lade von Frau Bonds Schreibtisch auf.
„Hmm … Ordner, alte Presseausweise, eine Flasche … oh!“

Ein in Leder gebundenes, staubiges Buch lag darunter: „Märchen der alten Welt“.

Philipp blätterte darin, schniefte ein bisschen, grinste.
„Hänsel und Gretel … ach, das ist ja süß.“

Er setzte sich auf Frau Bonds Schreibtischstuhl, legte die Füße auf die Kante, begann zu lesen – und gähnte. Da half auch nicht die Dose Gin Tonic die er in der Schublade auch sah und die er getrunken hat.

Die Zeilen verschwammen, die Augen wurden schwer …

⌚
Der Traum

„Hänsel! Warte doch!“
Philipp blinzelte.
Der Boden war voller Tannenzapfen. Über ihm rauschten Baumwipfel, ein grünes Licht tanzte durch das Dickicht.
Er sah an sich runter – ein Kleid?
„Moment … ich bin Gretel?!“

Hinter ihm tauchte Tom auf, zwei Laubblätter im Haar, ein Korb in der Hand.
„Was guckst du so? Komm, Schwesterherz, wir müssen Holz holen!“

„Hä, was – Holz?! Ich will WLAN!“

Sie stapften durch den Wald, bis sie auf eine Lichtung kamen.
Dort stand ein Haus – aber nicht aus Pfefferkuchen.
Es glitzerte goldgelb und fettig im Sonnenlicht.

Philipp schnupperte. „Kartoffelchips?“
Tom knabberte eine Ecke vom Fensterrahmen. „Paprika Crunchy. Hammer!“

Aus der Dachrinne tropfte eine goldene Flüssigkeit.
Philipp hielt den Finger drunter, probierte – und japste:
„Das ist … Gin Tonic!“

„Und hier drüben fließt Rum-Cola!“, lachte Tom.
An der Ecke stand sogar ein Schild:
Hexen-Haus-Bar – Happy Hour 24/7

Innerhalb weniger Minuten hatten sie Becher gefunden und alles probiert.
Zombie-Cocktail. Caipirinha. Caribbean Burner.
Philipp kicherte, Tom lallte, und beide sangen irgendwas von „Atemlos“.

💥
Die Hexe

Die Tür knallte auf.
Ein Schatten fiel über sie.
Da stand die Hexe – blonde Haare, streng hochgesteckt, glitzerndes Kleid, Mikrofon in der Hand.

„Was MACHT ihr da?!“ donnerte Frau Bond.
Ihre Augen blitzten.
„Das sind meine Drinks! Mein Haus! Meine Bar!“

„Wir wollten nur … naschen?“, piepste Philipp.
„Und ein bisschen vorglühen …“, fügte Tom hinzu.

„Na wartet! Dafür gibt’s – Programm!“
Ein Fingerschnippen – und zack! saßen beide in einem Käfig aus Disco-Kugeln.

„Zur Strafe gibt’s jetzt … Schlagerkaraoke!“
Frau Bond schnippte die Finger, und aus Lautsprechern dröhnte Andrea Berg.

„Ich hab geträumt von dir …“
Philipp hielt sich die Ohren zu. „Ich gestehe alles! Lass mich raus!“
Tom verzog das Gesicht. „Ich schwör, ich trink nie wieder Caipirinha!“

Die Hexe tanzte.
Ein Knopfdruck, und Helene Fischer erklang.
„Atemlos durch die Nacht!“

„Ich will sterben!“, jammerte Philipp.
„Ich auch, aber leise!“, stöhnte Tom.

Dann wechselte die Musik.
Frau Bond trat ans Mikrofon, lächelte dämonisch und hauchte:
„Heeeiiidiiiii … deine Welt sind die Berge!“

Beide sahen sich an – und übergaben sich gleichzeitig.
Patsch.
Ihre zwei Köpfe stießen zusammen.

„Aua!“
„Auaaa!“

⌚
Zurück in der Realität

„Oh nein nein nein!“
Philipp schreckte hoch.
Er saß immer noch auf Frau Bonds Stuhl – und sah, dass er sich tatsächlich … übergeben hatte.

„Das darf nicht wahr sein!“ Er rannte los, holte Papiertücher, wischte panisch über den Stoff.
„Wisch … wisch … vielleicht merkt sie’s nicht …!“

In diesem Moment öffnete sich die Tür.
Frau Bond.

Philipp stand wie versteinert, das Märchenbuch offen auf dem Tisch.

Sie hob eine Augenbraue.
„Na, was machst du hier so spät noch?“

„Äh … lesen?“
Sie trat näher, sah das Buch. „Märchen der alten Welt? Wie schön! Ich liebe Märchen.
Besonders Hänsel und Gretel. Kennst du das?“