❤️🧡💛 Philipp und Tom 💚💙💜 (7)

Radio QueerLive – Eine Berliner Liebesgeschichte
Teil 7

Käsekuchen & Coming-out

Ein grauer Sonntagmorgen über Berlin. In einer kleinen Altbauwohnung in Friedrichshain liegen zwei junge Männer eng aneinander gekuschelt unter einer Bettdecke, während der Regen leise gegen das Fenster trommelt. Tom schläft auf dem Rücken, einen Arm um Philipp gelegt, der mit dem Gesicht an seiner Schulter liegt. Alles ist ruhig, friedlich, fast filmreif.

Bis plötzlich die Wohnungstür aufschwingt.

„Philipp? Bist du da? Ich bin’s – Mama! Ich hab die Schlüssel noch! Die Frau Wessendorf ist auch mit!“ ruft eine Stimme quer durch den Flur.

Tom und Philipp schrecken gleichzeitig auf.

„Oh mein Gott!“, flüstert Philipp, sein Herz schlägt bis zum Hals. „Das ist meine Mutter!“

Tom blinzelt noch verschlafen. „Wie bitte? Sie weiß doch Bescheid bei dir.“

„Zieh dir was an!“ flüstert Philipp panisch, während er schon versucht, seine Hose unter dem Bett hervorzuziehen. „Und nein, nicht wirklich.“

Da geht die Tür auf. Und da steht sie: Philipp’s Mutter – mit geröteten Wangen, leichtem Pustehauch von der Treppe und einem strahlenden Lächeln im Gesicht.

„Na endlich! Du hättest ruhig mal das Handy anmachen können!“ Sie bleibt abrupt stehen. Ihr Blick fällt aufs Bett. Auf die wühlige Decke. Auf eine Bewegung unter der Bettdecke. Und ihre Augen leuchten auf.

„Ach! Mein Junge hat Besuch!“ ruft sie glücklich. „Eine Freundin Endlich! Ich freu mich so! Da muss er erst in Berlin studieren und lernt eine Freundin kennen.“

Sie dreht sich zu ihrer Nachbarin. „Frau Wessendorf, ich sag’s Ihnen – ich hab’s gespürt. Mein Philipp hat sich verliebt!“ Sie winkt eifrig in Richtung Bett. „Na, junge Dame, komm schon raus, ich beiß nicht!“

Und in diesem Moment taucht Tom auf – mit zerzausten Haaren, bloßem Oberkörper und verlegenem Grinsen.

Stille. Absolute Stille.

Philipp sitzt stocksteif, die Hose halb offen. Seine Mutter blinzelt. Ihr Gesicht gefriert. Dann ein einziger, atemloser Satz:

„Das… das ist kein Mädchen.“

Sie dreht sich abrupt um, stapft aus dem Zimmer und lässt sich wortlos auf die Couch im Wohnzimmer fallen. Frau Wessendorf folgt ihr, sagt aber nichts – sie legt ihr einfach ruhig die Hand auf den Arm.

Im Schlafzimmer sieht Philipp Tom an. „Ich… ich muss da jetzt hin.“

„Soll ich mitkommen?“ fragt Tom vorsichtig.

„Nein. Also… noch nicht. Ich regel das erstmal.“

Philipp zieht sich schnell zu Ende an, atmet einmal tief durch und geht dann ins Wohnzimmer. Seine Mutter sitzt dort, die Stirn gerunzelt, den Blick auf den Couchtisch geheftet, als hätte der sie betrogen.

„Mama, bitte… lass mich dir das erklären.“

„Was soll es da zu erklären geben?“ fragt sie, ohne ihn anzusehen. „Ich hab mein Leben lang gehofft, dass du mir mal ein Mädchen mitbringst. Ich hab mich gefreut. Ich dachte, ich krieg endlich Enkel. Ich dachte… du bist normal.“

Philipp steht da, wie vom Donner getroffen. „Normal, Mama? Was ist denn normal? Ich bin dein Sohn. Ich war immer der gleiche.“

„Ja, aber… ich hab’s mir einfach anders vorgestellt.“

Da kommt Tom langsam ins Wohnzimmer. „Hallo“, sagt er vorsichtig.

Die Mutter sieht ihn an – prüfend, skeptisch. „Und Sie sind also… Tom?“

Tom nickt. „Ja. Ich… Ich liebe Philipp.“

Frau Wessendorf räuspert sich. „Wissen Sie, Sabine, ich wusste das mit Philipp schon lange. Ich hab nie was gesagt. Ich fand einfach – der Junge hat so eine Wärme in sich. Und jetzt sehe ich, wie die beiden sich anschauen.“

Philipps Mutter sagt lange nichts. Dann, fast trotzig: „Und was ist mit Enkelkindern?“

Tom lächelt: „Na ja, man kann auch anders Familie gründen. Vielleicht nicht sofort. Aber wir sind ja auch noch jung.“

Philipp nimmt ihre Hand. „Mama. Ich hab’s dir nie gesagt, weil ich Angst hatte. Aber ich bin kein anderer Mensch deswegen. Und Tom ist… der erste Mensch, bei dem ich das Gefühl hab, dass ich echt sein kann.“

Sie seufzt. Dann schaut sie wieder zu Tom. „Na ja… er sieht ja zumindest ordentlich aus.“

Stille. Dann fragt sie plötzlich: „Frau Wessendorf, stellen Sie sich mal vor – Ihr Sohn bringt plötzlich einen Mann mit nach Hause. Was würden Sie da machen?“

Die Nachbarin grinst, zieht sich ihre Strickjacke zurecht und sagt ganz ruhig:

„Ich würd ihn fragen, ob er ’ne Tasse Kaffee oder Tee will und ob er Käsekuchen mag.“

Und dann – für einen winzigen Moment – lacht Philipp’s Mutter leise auf. Nur ganz kurz. Aber es reicht. Philipp lächelt. Tom greift unauffällig nach seiner Hand. Draußen klart langsam der Himmel über Berlin auf.

Die Mutter schaut den beiden noch immer mit einer Mischung aus Skepsis und innerem Ringen zu. Dann lehnt sie sich zurück, die Arme verschränkt, und sagt halblaut:

„Na ja… er sieht ja zumindest ordentlich aus.“

Philipp zwinkert Tom zu – ein kleiner, stiller Triumph. Tom rutscht ein bisschen näher. Und dann, ganz ruhig, ganz zart, beugt er sich vor und küsst Philipp auf die Stirn. Philipp schmunzelt, legt den Arm um ihn – und erwidert den Kuss auf den Mund. Kurz, sanft. Voller Erleichterung.

Da räuspert sich die Mutter hörbar. „Naja…“ murmelt sie, mit leicht verdrehten Augen. „Daran… werde ich mich wohl noch gewöhnen müssen.“

Frau Wessendorf grinst. „Ach Sabine. Du wirst sehen – Liebe ist Liebe. Und die beiden sind doch süß zusammen.“

Dann dreht sie sich zu Philipp und Tom, schaut ihnen direkt ins Gesicht und sagt mit fester Stimme:

„Also, bei mir gibt’s immer Kaffee und Käsekuchen. Für euch zwei sowieso.“

Philipp lacht. Tom auch. Und die Mutter – na ja, sie rollt mit den Augen, aber irgendwie… lächelt sie dabei.

Und irgendwo in Berlin beginnt ein neues Kapitel. Mit Kaffee, Käsekuchen – und einem kleinen bisschen mehr Herz.

Ende Teil 7 – Morgen geht’s weiter um 20.00 Uhr

Gute Nacht