❤️🧡💛 Philipp und Tom 💚💙💜 (6)

Radio QueerLive – Eine Berliner Liebesgeschichte
Teil 6

Wiedersehen am Märchenbrunnen

Berlin, Sonntagnachmittag. Die Stadt ist frisch gewaschen vom Regen am Morgen, das Kopfsteinpflaster glänzt im Licht, als hätte jemand Hoffnung darübergestreut.

Tom ist früh dran. Zu früh. Wieder einmal. Er läuft langsam durch den Volkspark Friedrichshain, den Weg entlang, den er schon oft gegangen ist – allein, voller Zweifel. Heute ist alles anders. Heute klopft sein Herz nicht nur aus Nervosität, sondern auch vor Vorfreude.

Philipp hat ja gesagt.

Philipp kommt von der anderen Seite. Auch er hat kaum geschlafen. Nicht, weil er sich Sorgen macht. Sondern weil er sich auf diesen Moment freut, seit der Stimme im Radio. Seit er gemerkt hat, dass sein Stolz leiser geworden ist als sein Wunsch, wieder neben Tom zu sitzen.

Als sie fast gleichzeitig am Märchenbrunnen ankommen, bleiben sie wie versteinert stehen.
Denn dort – rund um den Brunnen – stehen Menschen.
Dutzende. Vielleicht hundert.

Ein Regenbogenmeer aus Jacken, Schals, Plakaten und gespannter Erwartung.
Einige winken, andere haben Thermobecher in der Hand, jemand hat einen Ghettoblaster mitgebracht, auf dem leise QueerPop läuft.
Ein Mann in den Fünfzigern ruft: „Ey, seid ihr Philipp und Tom?“
Tom nickt zögernd. Philipp flüstert: „Was… was ist das hier?“

Da dreht sich eine Frau um, lächelt breit und sagt:
„Na, wir haben euch im Radio gehört. Und wir wollten den Kuss live sehen, wenn ihr euch versöhnt.“
Allgemeines Lachen. Ein junger Typ mit Glitzer im Gesicht hält ein Schild hoch: Liebe gewinnt. „Jungs, als ich euch gehört habe, musste ich die ganze Zeit heulen“.

Philipp grinst, verlegen, aber gerührt. Tom stupst ihn leicht an.
„Ich glaub, wir haben ne Fanbase.“
„Du bist schuld“, flüstert Philipp. „Du mit deiner Stimme und deinem Märchenbrunnen-Romantik-Kram.“

Die beiden bahnen sich einen Weg zur Bank – ihrer Bank – doch da sitzt schon ein Pärchen.
„Hey“, sagt Tom freundlich, „das ist unser Platz.“
Ein ältere Mann schaut auf, zwinkert.
„Schon klar. Ich hab euch nur warmgesessen. Bin übrigens Uli. Bin mit meinem Peter 32 Jahre zusammen. Und ich find’s schön, dass ihr’s nochmal versucht.“

Philipp lächelt gerührt.
„Danke. Das bedeutet echt viel.“

Sie setzen sich. Stille legt sich über die Menge. Die Welt scheint kurz den Atem anzuhalten.

Tom nimmt Philipp sanft die Hand.
„Vielleicht fangen wir einfach nochmal an?“
Philipp nickt.
„Aber diesmal mit weniger Drama, weniger Ex-Freunden und weniger Wasser.“

Und dann – küssen sie sich. Zart, ehrlich, fast schüchtern. Und der ganze Platz beginnt zu klatschen.

Doch kaum ist der Applaus verhallt, reißt eine Stimme die Luft in Fetzen:
„Na super. Jetzt bin ich wohl offiziell das Arschloch von ganz Berlin?!“

Alle drehen sich um.
Da steht Jan.
In schwarzer Jacke, Sonnenbrille, mit verächtlichem Blick.

„Was fällt euch ein, meinen Namen im Radio zu nennen?! Jetzt denken alle, ich wär irgendeine Szene-Schlampe. Ich bin vielleicht direkt, ja, aber was ihr hier abzieht, ist Kindergarten!“

Philipp steht langsam auf.
„Jan, geh einfach. Es reicht.“
Tom fügt hinzu: „Du hast deinen Auftritt gehabt. Jetzt ist Schluss.“

Aber Jan stapft wütend weiter auf sie zu. Da treten plötzlich vier Zuschauer nach vorn – ein muskulöser Typ mit Einhorn-Tattoo, eine Drag Queen in Sportschuhen, ein glatzköpfiger Barkeeper und eine zierliche Lehrerin mit Regenbogenfahne.

„Na komm, Süßer“, sagt die Queen.
„Manchmal hilft kaltes Wasser gegen zu viel Ego“, ergänzt der Barkeeper.

Bevor Jan reagieren kann, haben sie ihn – unter dem Gelächter der Menge – an Armen und Beinen gepackt, schwungvoll über den Brunnenrand gewuchtet und… Platsch!
Jan landete direkt neben einen der Frösche.

Ein gellender Aufschrei, dann nur noch Wassergeplätscher und nasse Wut.
Jan steht tropfend im Brunnen, schnaubt, zieht sich fluchend raus und stapft klatschnass davon.

Tom und Philipp blicken sich fassungslos an – dann lachen sie Tränen.
Und der ganze Platz jubelt.

Tom schaut Philipp an, „diesmal ging jemand anders baden“ und lachte los.

Berlin hat entschieden. Die Liebe gewinnt.

Ende Teil 6 – morgen geht’s weiter um 20.00 Uhr

Gute Nacht