
Eine neue Studie zeigt: wie LGBTQ+-Personen in Großbritannien Diskriminierung erleben
Menschen fühlen sich in Großbritannien in der Öffentlichkeit unsicher – insbesondere, wenn es um Zuneigung geht.
Trotz sichtbarer Zeichen der Solidarität wie Regenbogenflaggen und einer zunehmenden gesellschaftlichen Sensibilisierung fühlen sich LGBTQ+-Personen im Vereinigten Königreich im öffentlichen Raum nach wie vor deutlich weniger sicher als heterosexuelle Menschen. Das geht aus einer aktuellen Studie des Meinungsforschungsinstituts YouGov hervor, die am 18. Juli 2025 veröffentlicht wurde.
Regenbogenflaggen als Zeichen der Sicherheit – aber nur begrenzt
Die Erhebung unter knapp 3.000 LGBTQ+-Briten zeigt, dass Symbole wie die Pride-Flagge für viele queere Menschen ein Gefühl der Sicherheit vermitteln. Zwei Drittel der Befragten (67 %) gaben an, sich wohler zu fühlen, wenn sie die Regenbogenflagge beispielsweise in Cafés oder anderen öffentlichen Räumen sehen. Besonders hoch war dieser Wert bei Personen mit nicht-binären oder anderen Geschlechtsidentitäten (77 %) sowie bei queeren Frauen (75 %).
Doch das trügerische Gefühl von Sicherheit hat Grenzen. Die Realität auf der Straße zeigt ein anderes Bild – vor allem, wenn es um das Zeigen von Zuneigung in der Öffentlichkeit geht.
Zuneigung als Risiko: Angst vor homophoben Reaktionen
Die Angst, für das eigene Liebesleben diskriminiert oder gar angegriffen zu werden, ist weit verbreitet: 71 % der schwulen Männer, 66 % der lesbischen Frauen, 30 % der bisexuellen Männer und 15 % der bisexuellen Frauen verzichten bewusst darauf, ihrem Partner in der Öffentlichkeit Zuneigung zu zeigen. Die Sorge vor homophoben Beschimpfungen oder Übergriffen ist allgegenwärtig.
Dabei variiert das Unbehagen je nach Situation: Während sich 32 % der schwulen Männer unwohl fühlen, wenn sie ihren Partner umarmen, steigt der Wert beim Händchenhalten auf 56 % und erreicht beim Küssen sogar 63 %. Lesbische Frauen empfinden etwas weniger Unbehagen, dennoch sagen 49 %, dass sie sich beim Küssen ihres Partners in der Öffentlichkeit unwohl fühlen.
Erschreckend: 42 % der schwulen Männer würden ihren Partner niemals in der Öffentlichkeit küssen, 40 % würden kein Händchen halten und 20 % würden sich nicht einmal zu einer Umarmung hinreißen lassen – aus Angst vor der Reaktion ihrer Mitmenschen.
Besonders betroffen: lesbische Frauen und trans Personen
Ein besonders alarmierender Befund der YouGov-Umfrage ist, dass sich lesbische Frauen signifikant seltener sicher fühlen als andere Gruppen: Nur 36 % sagten, dass sie sich tagsüber nie unsicher fühlen, wenn sie mit ihrem Partner spazieren gehen. Nachts sinkt dieser Anteil auf nur 10 %.
Auch trans Personen empfinden öffentliche Räume als potenzielle Gefahrenzonen. Nur 35 % der trans Befragten gaben an, sich tagsüber niemals unsicher zu fühlen – ein deutliches Zeichen dafür, dass Diskriminierung auch im Alltag allgegenwärtig ist.
Hassverbrechen auf hohem Niveau
Die subjektive Unsicherheit wird von der Realität untermauert: Allein im Jahr bis März 2024 wurden im Vereinigten Königreich 22.839 Hassverbrechen gemeldet, die sich gegen die sexuelle Orientierung richteten – zusätzlich zu 4.780 transphoben Straftaten. Die Dunkelziffer dürfte deutlich höher liegen, denn viele Opfer scheuen sich, Anzeige zu erstatten.
Ein gesellschaftlicher Auftrag
Die Ergebnisse der Studie verdeutlichen, dass Sichtbarkeit und gesellschaftlicher Fortschritt allein nicht ausreichen. Öffentliche Zeichen der Unterstützung wie die Pride-Flagge sind wichtig – doch sie müssen von echtem Engagement für Sicherheit, Gleichberechtigung und Aufklärung begleitet werden. Nur so kann Großbritannien ein Land werden, in dem sich wirklich alle Menschen gleichermaßen sicher fühlen – unabhängig von ihrer sexuellen Orientierung oder Geschlechtsidentität.
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News Redaktion