
Das Aus des „La Leander“ und der Kampf ums Rechenzentrum – zwei Seiten derselben Medaille
In Potsdam zeichnet sich ein dramatischer Verlust für die queere Community ab: Das „La Leander“, die letzte queere Kneipe der Stadt, soll Ende 2025 schließen. Grund ist der Verkauf des Hauses, in dem sich der beliebte Treffpunkt im Holländischen Viertel befindet.
Damit steht nicht nur ein gastronomischer Ort vor dem Aus, sondern einer der wenigen sicheren Räume für queere Menschen in der brandenburgischen Landeshauptstadt.
Während viele Potsdamer:innen die Schließung des „La Leander“ mit Bedauern zur Kenntnis nehmen, zeigt ein anderes Projekt gerade, dass es auch anders gehen kann: Das Rechenzentrum, ein über Jahre umkämpftes Kreativhaus, hat in dieser Woche neue Hoffnung geschöpft.
Ein Konzept zur langfristigen Erhaltung des Hauses wurde vorgestellt – getragen von Nutzer:innen, Initiativen und engagierten Bürger:innen.
Das Modell sieht vor, das Haus in eine gemeinnützige Stiftung zu überführen, die sowohl finanzielle Unabhängigkeit als auch Mitbestimmung ermöglicht.
Ein großer Schritt – weg von spekulativen Abrissplänen, hin zu sozialer Stadtentwicklung.
Was das mit dem „La Leander“ zu tun hat? Sehr viel. Denn in beiden Fällen geht es um mehr als um Immobilien. Es geht um die Frage, wie sichtbar Minderheiten in dieser Stadt sein dürfen – kulturell, sozial und räumlich. Queere Menschen brauchen Schutzräume, Orte des Austauschs, der Selbstvergewisserung und der Solidarität. Genauso wie Künstler:innen, Kreative und engagierte Stadtmacher:innen Räume benötigen, in denen sie arbeiten, wirken und gestalten können.
Die Debatte um das Rechenzentrum zeigt: Wo Stadtgesellschaft, Politik und Zivilgesellschaft an einem Strang ziehen, sind neue Modelle möglich – jenseits von Verwertungslogik und Renditedruck. Das Beispiel „La Leander“ hingegen wirft die Frage auf, warum solche solidarischen Ansätze nicht auch für andere kulturelle Orte denkbar sind. Warum gibt es in einer Stadt wie Potsdam, die sich gern offen und vielfältig gibt, keinen Plan B für den einzigen queeren Treffpunkt? Wo bleibt die politische Vision, queeres Leben nicht nur zu dulden, sondern aktiv zu sichern?
Das Rechenzentrum bleibt – zumindest vorerst.
Es bleibt als Zeichen dafür, dass Beteiligung, Konzeptarbeit und zivilgesellschaftliches Engagement mehr bewirken können als bloße Proteste. Doch während dort Hoffnung wächst, droht an anderer Stelle ein leiser Abschied – mit dem Verlust des „La Leander“ schwindet nicht nur ein Kneipenbetrieb, sondern ein Stück gelebte Diversität.
Wenn die Stadt Potsdam nicht aktiv Räume für marginalisierte Gruppen schützt und schafft, dann verlieren wir mehr als Quadratmeter. Dann geht Sichtbarkeit verloren, Gemeinschaft, und letztlich: Demokratie im Alltag. Die Rettung des Rechenzentrums zeigt, dass es Alternativen gibt. Jetzt braucht es den Mut, sie auch für queere Orte wie das „La Leander“ zu denken.
Radio Queerlive
Die Redaktion