
„Radio QueerLive – Eine Berliner Liebesgeschichte“
Folge 43
„Der Pfiff“
Es war eine dieser Nächte, in denen Berlin nie ganz schläft. Im Studio von Radio QueerLive summte leise ein alter Verstärker, während Frau Bond durch die dritte Stunde ihrer Nachtsendung groovte. Neben ihr saß Philipp, 24 und heute einfach nur neugierig.
Auf dem Boden: ein gewölbter Rucksack, der sich ab und zu verdächtig bewegte.
„Du hast ihn also wirklich dabei?“, fragte Frau Bond kichernd.
Philipp grinste. „Natürlich. Willi liebt Musik.“
Willi – ein blauer Baumwaran, aber für Philipp einfach sein „kleines Schuppentier“, lag eingerollt in einem Seitennetz des Rucksacks. Als Philipp einen schrillen Pfeifton ausstieß, zuckte Willi zusammen – und zack! verschwand sofort im Rucksack.
„Das ist ja Gold wert!“, rief Frau Bond. „Der geht sofort auf Tauchstation?“
Phillipp nickte. „Das habe ich ihn über Wochen antrainiert.“
Ist in dieser Nacht ist wohl ein Plan entstanden?
Szenenwechsel
Zwei Wochen später war in Berlin der AfD-Parteitag.
Philipp hatte eine Akkreditierung. Natürlich im Auftrag von Radio QueerLive – mit Presseausweis und Tongerät. Und natürlich auch mit Rucksack.
Und natürlich… mit ……
Im ICC Berlin begann der Parteitag mit düsteren Parolen. Ein Vorredner sprach vom Untergang Deutschlands. Dann betrat die Parteivorsitzende die Bühne. Ein mega Applaus strömte durch die Halle.
Sie trug einen auffällig blauen Hosenanzug, in exakt dem Farbton, der Willis Herz – oder besser gesagt: seine Echseninstinkte und Frühlingsgefühle – zum Glühen brachte.
„Queere Projekte?“, rief sie. „Wozu? Unsere Gelder gehören den Familien! Deutschland muss geschützt werden – vor denen, die alles kaputt machen wollen!“
Philipp, der mit ernster Miene in der Pressezone stand, spürte, wie sich der Rucksack an seinem Rücken bewegte.
Willi war wach.
Und dann war er auch schon weg.

Niemand sah ihn – bis die Parteivorsitzende plötzlich zusammenzuckte. Erst ein Rucken, dann ein leises Keuchen – und schließlich ein lauter Schrei, der durch das ICC auch ohne Mikrofon hallte: „DA IST ETWAS AN MEINEM BEIN!“
Willi hatte sich verliebt. Oder zumindest in die Farbe. Er kletterte tapfer an ihrem Hosenbein hoch – neugierig, freundlich… vielleicht ein bisschen zu sehr „dran“.

Panik!
Die AfD-Delegierten sahen eine schillernd-blaue Schlange, schrien von einem Angriff, einige riefen:
„DAS IST EIN GIFTIGER, DINOSAURIER, EINE TODESOTTER!“. Für andere war es eine Riesenschlange.
Der Parteitag geriet aus dem Ruder, die Stimmung eskalierte total.
Stühle kippten, Mikrofone fielen, Menschen rasten zum Notausgang. Die Deutschland Verteidiger flüchteten um ihr Leben.
Und dann, über das Chaos hinweg:
Ein klarer, hoher Pfeifton.
Philipp stand in der Ecke, pfeifend – mit offenem Rucksack.
Willi hörte es – und flitzte. Er wollte wohl auch niemand heiraten der so hysterisch schreit.
Zwei Minuten später saßen Philipp und sein kleiner Held im Bus – auf dem Weg nach Hause.
Beide etwas außer Atem, aber voller Adrenalin. Philipp lachte und Willi seine Frühlingsgefühle waren bei der Panik schnell verschwunden.
Am Abend saß er wohl noch mit einer gewissen Person im Restaurant. Während Philipp essen durfte was er will, bekam die andere Person keinen Happen vor Lachen runter.
Der Tag danach
Am nächsten Abend saß Tom im Wohnzimmer. Die Tagesschau lief:
„…musste der AfD-Parteitag im Berliner ICC überraschend abgebrochen werden.
Erste Hinweise sprechen von halluzinogenen Stoffen im Bier und Kaffee.
Zahlreiche Teilnehmer berichten von einer riesigen blauen Schlange mit Zähnen und Gift, einer blauen TODESOTTER…“![]()
Tom sah langsam zu Philipp.
Philipp trank seelenruhig einen Tee. „Sag mal, Schätzchen… wo warst du eigentlich gestern?“
Philipp lächelte nur.
„Ach… ich war ein bisschen unterwegs. Für’s Radio. Willi auch.“
Er zwinkerte.
Tom schüttelte lachend den Kopf und zog ihn an sich heran.
„Eines Tages, mein Schatz, wird man dich legendär nennen und die Todesotter bekommt einen Stern am Potsdamer Platz“. Tom verschwand langsam unter das Shirt von Philipp und Willi schaute zu, als wäre er im Kino.
Aber nach einem Pfiff flitzte er in den Rucksack.
ENDE Folge 43
Morgen geht’s weiter um 20.00 Uhr