
Weltweit ist für viele LGBTQ+-Menschen 2025 noch immer keine Selbstverständlichkeit, was für andere längst Normalität ist: offen zu leben, zu lieben und zu reisen, ohne Angst vor Verfolgung oder Gewalt. Obwohl in vielen Teilen der Welt rechtliche und gesellschaftliche Fortschritte erzielt wurden, bleibt die Realität für queere Reisende oft herausfordernd – besonders dort, wo ihre Identität nicht nur unerwünscht, sondern gesetzlich verboten ist.
65 Länder, in denen queere Identität strafbar ist
Laut aktuellen Daten des Human Dignity Trust ist homosexuelles oder transgeschlechtliches Leben in 65 Ländern und Regionen der Welt nach wie vor kriminalisiert. Neu auf dieser Liste ist Mali, das 2025 erstmals Gesetze gegen gleichgeschlechtliche Handlungen eingeführt hat. Auch Trinidad und Tobago hat die Kriminalisierung nach einer juristischen Pause wieder aufgenommen. Währenddessen gibt es auch positive Entwicklungen: Namibia hat gleichgeschlechtliche Beziehungen im Jahr 2024 legalisiert.
Doch die Existenz solcher Gesetze hat Folgen – selbst dort, wo sie nicht aktiv durchgesetzt werden. Die bloße Kriminalisierung stigmatisiert queere Menschen, befeuert gesellschaftliche Ausgrenzung und erhöht das Risiko von Missbrauch, Erpressung und Gewalt. Trans-Personen sind oft doppelt betroffen, weil in vielen Ländern auch „Crossdressing“ oder die „Vortäuschung eines anderen Geschlechts“ unter Strafe steht.
Reisen bedeutet nicht überall Freiheit
Für viele LGBTQ+-Menschen ist das Reisen nicht einfach ein Abenteuer – es ist oft eine Frage der Sicherheit. In beliebten Reiseländern wie den Vereinigten Arabischen Emiraten oder Indonesien können gleichgeschlechtliche Beziehungen mit Haftstrafen geahndet werden. Selbst Händchenhalten oder das Tragen „geschlechtsuntypischer“ Kleidung kann dort zu Festnahmen führen. Und auch wenn manche Staaten eine gewisse Toleranz im Tourismus zeigen, schützt das nicht vor der Willkür lokaler Behörden oder gesellschaftlicher Anfeindungen.
Besonders problematisch ist dies in Ländern, in denen religiöse oder moralische Vorstellungen stark in die Gesetzgebung eingreifen. Dort leben viele queere Menschen im Verborgenen – und auch ausländische Besucher*innen sollten ihre Reise dorthin kritisch überdenken.
Vorsicht bei der Urlaubsbuchung
Wer eine Reise plant, sollte sich im Vorfeld umfassend informieren. Nicht nur über die gesetzlichen Rahmenbedingungen, sondern auch über die gesellschaftliche Realität.
Viele Länder kriminalisieren LGBTQ+-Leben zwar auf dem Papier, wenden die Gesetze aber selten an – dennoch ist das Risiko nie auszuschließen. Die Situation vor Ort kann sich zudem kurzfristig ändern.
LGBTQ+-freundliche Reiseveranstalter, spezialisierte Plattformen und NGOs bieten regelmäßig aktualisierte Informationen. Zudem veröffentlichen Organisationen wie ILGA World oder der Human Dignity Trust jährlich Berichte, die helfen, sichere Reiseentscheidungen zu treffen.
Verantwortung des globalen Nordens
Viele der heute noch bestehenden Anti-LGBTQ+-Gesetze sind koloniale Überbleibsel – eingeführt von europäischen Mächten wie Großbritannien. Diese historische Verantwortung sollte auch eine Verpflichtung zur Unterstützung bedeuten. Doch jede Hilfe muss sensibel erfolgen: westliche Aktivist*innen und Organisationen sollten lokale Bewegungen stärken, nicht übergehen.
Die Entkriminalisierung kann nur gelingen, wenn sie aus der Gesellschaft selbst heraus getragen wird – durch Bildungsarbeit, Dialog und Schutzräume für queere Menschen vor Ort.
Fazit: Sichtbarkeit mit Verantwortung
LGBTQ+-Reisende stehen 2025 vor einem ambivalenten Panorama. Einerseits gibt es immer mehr sichere, inklusive Reiseziele. Andererseits bleibt in vielen Teilen der Welt schon das bloße Leben als queere Person gefährlich. Deshalb gilt: Sichtbarkeit ist wichtig – aber auch Vorsicht.
Wer Urlaub plant, sollte sich nicht nur auf Sonne, Strand und Abenteuer freuen, sondern auch bewusst entscheiden, wohin die Reise geht. Denn queere Identität sollte kein Risiko sein – weder zu Hause noch auf Reisen.
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Die Redaktion