Mit einer emotionalen Nachricht hat das Berliner Kult-Club Schwuz am 22. Oktober sein Ende bekannt gegeben. „Mit viel Dankbarkeit und einem schweren Herzen sagen wir: Cheers Queers, euer Schwuz“, heißt es in dem Statement, das in den sozialen Medien veröffentlicht wurde. Nach monatelangen Gesprächen mit möglichen Investor*innen und intensiven Bemühungen sei es nicht gelungen, eine Lösung zu finden, um den Club zu retten. Damit verliert Berlin einen der wichtigsten queeren Räume Europas.
Ein Stück Berliner Geschichte
Seit seiner Gründung im Jahr 1977 war das Schwuz (kurz für „SchwulenZentrum“) weit mehr als nur ein Club. Ursprünglich in Kreuzberg gegründet, wurde es in den 1980er- und 1990er-Jahren zu einem zentralen Treffpunkt der queeren Szene – politisch, kulturell und gesellschaftlich. 2013 zog der Club nach Neukölln in die Rollbergstraße um und etablierte sich dort als feste Größe im Berliner Nachtleben. Mit seinen Partys, Shows, Drag-Events und Konzerten bot das Schwuz eine Bühne für queere Künstler*innen und ein sicheres Zuhause für Menschen aller Identitäten.
„Wir haben alles versucht“
In ihrem Abschiedsstatement schreibt das Team, man habe in den letzten Monaten alles unternommen, um den Club zu retten. Intensive Gespräche mit potenziellen Investor*innen seien jedoch erfolglos geblieben. „Keine Partei konnte oder wollte das Schwuz im jetzigen Zustand übernehmen und weiterführen“, heißt es. Finanzielle Schwierigkeiten, steigende Kosten und die wirtschaftlichen Folgen der Pandemie und Inflation dürften zu den entscheidenden Faktoren gehören.
Ein letztes großes Fest
Ganz ohne Abschied will das Schwuz aber nicht gehen. Am 1. November soll die letzte Party stattfinden – ein Abend, der Abschied und Dank zugleich sein wird. „Ein Dankeschön an euch, die mit so viel Herzblut, Kreativität und Ausdauer dieses Abenteuer namens Schwuz seit 1977 möglich gemacht haben“, heißt es in der Mitteilung. Das Team ruft dazu auf, die verbleibenden Wochen zu nutzen, „um zu tanzen, zu lachen, zu weinen und Erinnerungen zu teilen“.
Ein Verlust für die Community
Das Schwuz war für viele ein sicherer Hafen – ein Ort, an dem queeres Leben selbstverständlich war und gefeiert werden konnte. Sein Wegfall hinterlässt eine spürbare Lücke in der Berliner Clublandschaft, aber auch in der queeren Infrastruktur der Stadt. Viele sehen darin ein alarmierendes Zeichen für die schwierige Lage unabhängiger Kulturorte in Berlin.
Trotz des Schmerzes bleibt das Vermächtnis des Schwuz bestehen: fast fünf Jahrzehnte queere Sichtbarkeit, Empowerment, Party und Widerstand.
Cheers Queers – und danke, Schwuz.
Radio QueerLive
News Redaktion
