❤️🧡💛 Philipp und Tom 💚💙💜 (55)

Radio QueerLive – Eine Berliner Liebesgeschichte

Teil 55

„Der Zorn des blauen Gottes“

Drei Tage waren vergangen, seit Philipp und Tom wieder in Berlin waren. Doch die Freude über ihre Rückkehr war überschattet.

Philipp lag im Bett, sein Blick starr auf das kleine Foto von Willi gerichtet, das auf dem Nachttisch stand. Tränen glänzten in seinen Augen. Tom lag hinter ihm, schlang die Arme um ihn und versuchte, ihn zu trösten.
„Es wird wieder gut, Philipp“, flüsterte Tom leise, „wir haben ihn nicht verloren. Irgendwie… irgendwie finden wir einen Weg.“

In diesem Moment klingelte das Telefon schrill. Philipp zuckte zusammen. Tom griff zum Hörer.
„Ja?“
Eine tiefe, ungewohnte Stimme meldete sich: „Hier spricht der Botschafter von Zambora. Ich muss mit Ihnen reden. Es geht um das Schicksal meines Landes.“

Philipp setzte sich auf. „Der Botschafter?“
„Ja“, wiederholte die Stimme, „bitte kommen Sie in die Botschaft. Es ist dringend.“

Philipp und Tom sahen sich an. Beide hatten Angst. Beide wussten, dass das Land sie schon einmal eingesperrt hatte.
„Wir fahren da nicht allein hin“, sagte Tom sofort.
Philipp nickte. „Wir rufen Frau Bond an.“

Frau Bond auf dem Weg zur Botschaft

Als Frau Bond den Namen „Zambora“ hörte, war sie sofort auf 180. „Die schon wieder? Na wartet!“ Sie schwang sich ins Auto, raste durch die Stadt und hielt keine Ampel für nötig.

Am Pförtner der Botschaft stürmte sie vorbei.
„Stopp! Halt! Sie können da nicht rein!“ rief er verzweifelt.
Doch Frau Bond dachte nicht daran, stehenzubleiben. Mit einem lauten Knall riss sie die Tür des Botschafters auf.

„Guten Tag!“, sagte sie mit eisiger Stimme.

Der Botschafter, diesmal ungewöhnlich freundlich, stand auf, sein dicker Bauch spannte den weißen Anzug. „Frau Bond… danke, dass Sie gekommen sind.“

Sie verschränkte die Arme. „Was wollen Sie? Gestern haben Sie noch gelacht, als meine Kollegen im Knast saßen.“

Der Botschafter seufzte schwer. „Mein Land… es wird von einer apokalyptischen Unwetter-Katastrophe heimgesucht. Dauerregen. Hochwasser. Tornados. Selbst der Medizinmann…“ – er senkte die Stimme – „…wurde von einem Wirbelsturm fortgerissen. Vor aller Augen. Das Volk sagt, der blaue Gott ist wütend. Nur wenn er zurückkehrt zu Ihren… Freunden, beruhigt er sich wieder.“

Frau Bond hob eine Augenbraue. „Ach so. Erst sperrt ihr zwei Jungs ein, dann schmeißt ihr mit Dämonen und Flüchen um euch – und jetzt wollt ihr Hilfe?“

Die Entscheidung

Am Abend rief Frau Bond Philipp und Tom an.
„Jungs, hört mir zu. Der Botschafter will, dass ihr Willi zurückholt.“
Philipp blass: „Wieder dorthin? Niemals! Ich geh nicht mehr in diesen Knast.“
Tom schüttelte den Kopf: „Das Risiko ist viel zu groß.“

Doch Frau Bond ließ nicht locker. „Sie schlagen vor, euch in zwei Tagen vom BER direkt mit einer Staatsmaschine abzuholen. Ich werde dabei sein. Es geht hin, ihr nehmt Willi mit – und sofort wieder zurück. Keine Gefängnisse, keine Umwege.“

„Und wenn doch?“, flüsterte Philipp.
„Dann“, sagte Frau Bond kühl, „lasse ich in Berlin die Entwicklungshilfe für die nächsten hundert Jahre einfrieren. Glaubt mir, das traut sich keiner.“

Der Flug

Zwei Tage später standen Philipp, Tom und Frau Bond am Gate für Staatsgäste des BER.
„Letzte Chance zum Umkehren“, murmelte Philipp nervös.
Frau Bond legte ihm eine Hand auf die Schulter. „Vertrau mir. Wir holen ihn zurück.“

Nach 12 Stunden Flug und sechs Flaschen Sekt später.

Die Maschine durchbrach eine gigantische Wolkendecke über Zambora. Regen peitschte gegen die Fenster, Blitze zuckten am Himmel. Tom schluckte. „Das ist der blanke Horror.“
Philipp nickte. „Das ist Willi. Er zeigt ihnen, was passiert, wenn sie ihn missachten.“

Am Flughafen angekommen mussten sie in einen Hubschrauber umsteigen. Aber Zambora hatte in weiten Teilen Hochwasser und ein gewaltiger Sturm hauste.

Im Präsidentenpalast

Der Palast war verwüstet. Dächer fehlten teilweise, Mauern waren eingerissen. Sie wurden direkt in den Schutzraum des Präsidenten geführt.

Der Präsident trat mit finsterer Miene auf sie zu. „Willkommen. Bitte… nehmt den blauen Gott mit. Noch eine Woche und mein Land ist verloren.“

Er erzählte mit zitternder Stimme: „Dickes Medizinmann… stand auf Marktplatz, fluchte – und Tornado holte ihn. Fort. Für immer.“

Dann öffnete er eine schwere Tür. Im Raum saß Willi – und neben ihm Zeo. Der Junge streichelte Willi mit zitternden Händen. „Bitte, sei ruhig, sonst… sonst bestrafen sie mich.“

Frau Bond sagte energisch. „Hier wird niemand bestraft.“

„Zeo!“, rief Philipp.
Willi hörte die Stimme, sprang sofort auf, rannte zu Philipp, kletterte sein Hosenbein hoch und schmiegte sich an ihn. Philipp brach in Tränen aus und hielt ihn fest.

Als sie den Schutzraum verließen und die Treppe nach oben stiegen, hielt plötzlich alles inne: Der Regen war verschwunden. Nur nicht eine dicke Wolkendecke erinnerte an das Unwetter.

„Es ist vorbei…“, hauchte der Präsident. „Bitte bleiben sie noch einen Abend und eine Nacht. Ich möchte entschuldigen mich für Ärger.“

Das Abendessen

Später saßen alle an einer langen Tafel.


Der Präsident sprach zerknirscht: „Ich habe Fehler gemacht. Mein Land braucht Hilfe. Aber die Touristen… sie haben Angst.“

Tom nickte vorsichtig. „Ja. Euer Land ist wunderschön, aber… solange Männer ins Gefängnis kommen, wenn sie sich küssen, wird niemand kommen.“

Philipp legte nach: „Ihr müsst eure Gesetze ändern und euren Medizinmännern Grenzen setzen.“

Der Präsident lachte. „Dickes böses Medizinmann weg, bummmm, weg mit Sturm. „

Frau Bond verschränkte die Arme. „Ganz einfach: Ihr macht Zambora zu einem Paradies für Queere Menschen. Medien, Werbung, Sicherheit. Die Insel Malango wird ein Ort, an dem Gays und Lesben Urlaub machen wollen.“

Der Präsident runzelte die Stirn. „Und wie…?“

„Zeo“, sagte Frau Bond. „Er kommt mit uns nach Deutschland. Dort lernt er, was Gays und Lesben erwarten. Dann übernimmt er das Hotel auf Malango.“

Zeo starrte sie an – und spuckte vor Schreck seine Suppe über den Tisch. „W-Was?! Ich? Nach Deutschland?!“

Der Präsident lachte zum ersten Mal an diesem Abend. „Eine hervorragende Idee.“

Rückkehr

Am nächsten Morgen startete die Maschine nach Berlin. Zeo war bleich vor Aufregung. Frau Bond grinste zufrieden. Tom hielt Philipps Hand.
Der Präsident gab Frau Bond seine Visitenkarte mit seiner persönlichen Handynummer.

Und Willi? Der hatte sich seit dem Abendessen keinen Zentimeter von Philipps Arm entfernt.

Philipp streichelte sanft über Willis Rücken. „Nie wieder lass ich dich allein.“

Tom sah ihn an und lächelte. „Diesmal fängt wirklich etwas Neues an.“

Und mit dem Brummen der Turbinen verschwand Zambora unter den jetzt weißen zarten Wolken.

Ende Teil 55

In der nächsten Woche geht’s weiter.

Bis dahiny viel Spaß