
Radio QueerLive – Eine Berliner Liebesgeschichte
Teil 53:
„Ein erzürnter Gott“
Am nächsten Morgen. Das Zimmer liegt im sanften Licht der tropischen Sonne. Philipp und Tom liegen Arm in Arm, halb verschwitzt, halb verschlafen – und plötzlich reißt Philipp die Augen auf.
„Tom… wach auf!“
Tom blinzelt. „Was ist…?“
Im Zimmer, direkt neben dem Rucksack, kniet ein junger Hotelmitarbeiter. Die Hände gefaltet, die Stirn am Boden. Willi lugt aus dem geöffneten Reißverschluss hervor und sieht mindestens so überrascht aus wie Philipp und Tom.
„Was zur…?!“ Tom richtet sich auf. „Hey! Hallo? Was machen Sie da?“
Der Junge, kaum älter als 18, schaut verlegen hoch. In gebrochenem Deutsch sagt er: „Bitte… ich… beten. Blauer Gott.“
Philipp springt auf, zieht hektisch die Bettdecke hoch. „Moment! Das ist ein Haustier, kein Gott! Und… äh… wir sind auch gar kein Paar. Also nicht, was Sie denken.“
Der Junge nickt langsam, und ein kleines Lächeln huscht über sein Gesicht. „Ich weiß… aber ich finde nicht schlimm, wenn… ihr im Schlaf euch umarmen und küssen.“
Philipp und Tom starren ihn fassungslos an.
„Äh… danke?“ Tom kratzt sich am Kopf. „Und… wer bist du eigentlich?“
„Zeo,“ sagt der Junge. „Bitte, nicht sagen, dass ich hier war. Wenn Medizinmann weiß, ich habe blauen Gott gesehen… Strafe. 100 Schläge, Peitsche auf Rücken.“
Philipp setzt sich aufs Bett, seufzt. „Blauer Gott? Wirklich jetzt?“
Zeo nickt ernst. Er geht zum Fernseher, schaltet ihn ein. Ein Nachrichtensprecher spricht in einer fremden Sprache, dazu laufen Bilder von Willi am Flughafen und von Hotelangestellten, die sich verneigen. Dann erscheint ein dicker Medizinmann, wild gestikulierend, die Augen verdreht.
Zeo übersetzt leise: „Nicht zu nah an Gott. Sonst Strafe. Wir brauchen Liebe… wir brauchen Regen.“
Philipp wirft Tom einen Blick zu. „Okay… das hier ist wie eine Mischung aus Indiana Jones und Irrenanstalt.“
Tom nickt. „Ja Irrenanstalt trifft es besser. Nur mit schlechterem Frühstück.“
Um die Situation zu entschärfen, öffnet Philipp den Rucksack. Willi krabbelt heraus, springt aufs Bett. „Schau, Zeo. Nichts Mystisches. Nur ein ganz normales Tier.“
Zeo zögert, doch Philipp nimmt seine Hand und legt sie auf Willis Rücken. „Nur streicheln.“

Zeo atmet zittrig ein, dann fährt er vorsichtig mit den Fingern über das blaue Schuppenkleid. Seine Augen füllen sich mit Tränen. „So weich… heiliger Gott… Grüße Mama und Papa im Himmel.“
Philipp und Tom wussten was das bedeutet, sagten aber nichts dazu.
Tom lächelt und legt beruhigend die Hand auf Zeos Schulter. „Siehst du? Alles gut und er wird sie alle Grüßen von dir.“
Doch kaum berührt er Zeo, schnappt Willi zu und beißt Tom kräftig in den Arm.
„AUA! Willi! Echt jetzt?!“ Tom springt hoch, wedelt mit dem Arm.
Philipp prustet los. „Vielleicht… wollte er einfach, dass nur Zeo streichelt.“
Tom sah zu Philipp. „Los zum Strand, ich höre wie das Meer ruft“.
Zeo sah ihn ernst an. „Keine Kuss, kein streicheln, eure Liebe hier böse, muss bleiben Geheimnis.“
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Später am Strand.
„Also, keine Zärtlichkeiten in der Öffentlichkeit,“ wiederholt Tom, während er sich in den Strandkorb fallen lässt. „Sonst Knast. Ich habe verstanden.“
„Schon klar,“ sagt Philipp. „Wir benehmen uns. Nur Sonne, nur Meer. Kein Drama.“
Willi liegt zufrieden zwischen ihnen, die Augen halb geschlossen. Das Rauschen des Indischen Ozeans wiegt sie langsam in den Schlaf.

Ein lautes Trommeln reißt sie aus den Träumen. Vor ihnen steht der Medizinmann – ein massiger Mann mit nacktem Oberkörper, Federn und Glöckchen. Er tanzt im Sand, singt unverständliche Worte, wirft Pulver in die Luft.
Immer wieder zeigt er mit seinem dicken Finger auf Willi.
„Philipp… das ist nicht gut,“ flüstert Tom.
„Kein Witz,“ sagt Philipp, als der Finger noch näher kommt.
In dem Moment schnappt Willi zu – mit voller Wucht beißt er in den fetten Finger. Der Medizinmann schreit auf, taumelt zurück und rennt fluchend davon.

Philipp und Tom sitzen wie erstarrt.
Dann, als die Stille zurückkehrt, schauen sie sich an. „Weißt du was,“ murmelt Philipp, „vielleicht ist jetzt doch Ruhe.“
Und ehe sie sich’s versehen, beugen sie sich zueinander – und küssen sich, mitten auf den Mund, mitten im Paradies.
Doch während sie lachen, ahnen sie nicht, dass irgendwo am Strand schon Kameras laufen, dass das Bild im Fernsehen landet – und dass ihr Kuss das Land in Aufruhr versetzen wird. Haben sie die Bilder aus dem Fernsehen vergessen?
Das Paradies… kann sehr schnell zur Hölle werden.
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Nächster Teil
„Die Schuppe des Gottes“
Am Strand von Malondo.
Philipp und Tom sitzen noch benommen im Strandkorb, als Zeo völlig außer Atem heranstolpert.
„Ihr… ihr müssen weg!“ Er rudert wild mit den Armen. „Alles Fernsehen… alle Nachrichten! Überall Bilder von euch… vom Kuss!“
„Was für Bilder?!“ Tom springt auf.
Zeo stammelt: „Sie sagen, ihr seid Dämonen! Böse Dämonen, die den heiligen blauen Gott nach Deutschland entführt haben. Der Präsident will euch bestrafen. Der Medizinmann… er will den Gott befreien.“
Philipp starrt ihn entsetzt an, er kann nicht glaube was er da hört. „Das ist doch nicht euer Ernst… wir haben nur—“
„Urlaub in der Steinzeit,“ murmelt Tom trocken.
Doch bevor sie noch weiter reden können, nähern sich Polizisten – begleitet vom Medizinmann, der triumphierend grinst und auf die beiden Jungs zeigt.
„Oh oh,“ sagt Philipp leise.

„Im Namen von Zambora!“ ruft einer der Polizisten. Handschellen klicken. Tom und Philipp werden abgeführt, während der Medizinmann sich den Rucksack schnappt. Darin: ein wütender, fauchender Willi, der gegen den Stoff hämmert.
„Willi!“, schreit Philipp, doch es ist zu spät.
Zeo sinkt am Strand auf die Knie. Tränen laufen über sein Gesicht.
Ortswechsel
Später, im Hotelzimmer.
Zeo wühlt hektisch durch die Sachen von Philipp und Tom. Will er sie beklauen?
„Es muss… irgendwas geben…“
Da entdeckt er auf dem Bett eine einzelne, große Schuppe – blau, schimmernd, von Willi.
Zeo er bekommt Angst aber greift nach ihr. Er hält sie ehrfürchtig hoch. „Ein Zeichen… Blauer Gott hilft Zeo.“
30 Minuten später
Polizeistation Malondo.
Zwei Beamte stellen sich ihm in den Weg. „Du willst zu den Dämonen? Sie wollen Zeo verhaften!“

Zeo öffnet die Hand – darin die Schuppe, die geheimnisvoll im Licht glänzt.
„Dies… ist die Schuppe des Gottes,“ sagt er mit fester Stimme. „Wer sie berührt und sich uns in den Weg stellt, ist verflucht.“
Die Beamten erstarren, ihr Blick geht auf Willis blaue Schuppe. Sekunden später werfen sie sich auf den Boden, Stirn im Sand der Station. „Heiliger Gott, beschütze uns. Lass uns leben!“
Zeo geht weiter.
In der Zelle.
Philipp sitzt auf der Pritsche und weint. Tom hat den Kopf in den Händen. „Ich will einfach nur nach Hause…“
Da öffnet sich die Tür. Zeo tritt ein, hält stolz die Schuppe hoch.
„Ihr seid frei,“ flüstert er leise. Hofft er das der blaue Gott einen Wunsch erfüllt? Doch diesen Traum hatten alle drei in diesem Moment.
Philipp und Tom sehen ihn ungläubig an. „Wie… bist du hier reingekommen?!“

„Die Schuppe des Gottes hat mich geschützt,“ sagt Zeo.
Philipp schüttelt fassungslos den Kopf. „Okay, das ist jetzt wirklich irre. Mir hat er noch nie eine Schuppe geschenkt. Dieser kleine Gauner.“
Tom hatte an jedem Ort darüber gelacht aber die Situation war einfach zu verrückt und vor allem gefährlich.
Doch er fasst sich und sagt leise: „Zeo… geh ins Hotelzimmer. Hol mein Handy aus dem Koffer.“
„Handy?“ Zeo zuckt erschrocken zurück. „Nein! Das sind Teufelswerkzeuge. Der Medizinmann hat gesagt—“
Tom tritt an die Gitterstäbe. „Zeo. Du hast die Schuppe des Gottes. Mit ihr kann dir kein Teufel was anhaben.“
Zeo beißt sich auf die Lippe. Dann nickt er langsam. „Blauer Gott stärker als böse Teufel und passen auf, auf Zeo.“
Kurze Zeit später.
Zeo kommt zurück in die Zelle – das Handy in der Hand, als halte er eine Bombe die schon tickt.
„Hier,“ flüstert er. „Ich… ich habe böses Ding.“
Philipp nimmt das Telefon. „Gut gemacht, Zeo. Du bist echt ein guter Freund.“
Vor den Gittern liegen die Polizisten schon wieder am Boden und beten. Keiner wagt aufzuschauen.
Philipp tippt hastig eine Nummer. Dann ertönt eine vertraute Stimme:
„Bond, was gibt’s Jungs?“
Philipp lächelt erschöpft. „Philipp. Wir… wir brauchen Ihre Hilfe. Und zwar sofort. Wir sitzen in Zambora im Knast weil wir uns am Strand geküsst haben.“ Phillipp fängt an zu weinen an und Tom nimmt ihn das Telefon aus der Hand, er redet weiter. „Frau Bond uns drohen 5 Jahre Knast wegen unseres Kusses am Strand“. Jetzt weint auch Tom und bekommt kein Ton raus.
Zeo greift das Werkzeug der Hölle und spricht zu der Stimme. „Medizinmann – böse, will beide Jungs in Knast sehen und blauen Gott haben. „
Ende Teil 53
Morgen geht’s weiter um 20.00 Uhr.
Steht Zambora jetzt vor einer Naturkatastrophe?