
Radio QueerLive – Eine Berliner Liebesgeschichte
Teil 56
CSD in Magdeburg
Im Pausenraum von Radio QueerLive gähnte Philipp in seinen Kaffee. Frau Bond telefonierte gerade am anderen Ende des Raumes.
„Ja, Magdeburg, Christopher Street Day… natürlich sind wir live dabei! Jakob? Gustav? … Was, ihr habt keine Zeit?!“
Sie legte auf und stöhnte. „Die zwei haben Angst, dass sie in Magdeburg gleich von Nazis gefressen werden. Ich steh allein da.“
Philipp hob den Kopf. „Wann ist das?“
„Dieses Wochenende.“
„Na dann“, grinste Philipp, „fahr ich mit. Tom auch. Wir sind doch nicht aus Zucker.“
Ankunft in Magdeburg
Nach einer langen Zugfahrt schleppten sie ihre Koffer ins Hotel. An der Rezeption grinste die Dame freundlich: „Zimmer 315, bitte schön.“
Oben angekommen, machte Philipp die Tür auf – und blieb abrupt stehen.
„Äh, Tom…?“
Im Zimmer stand ein Doppelbett. Daneben ein Einzelbett. Und auf dem lag schon Frau Bonds Handtasche.
Tom stöhnte. „Sag mir nicht, dass wir mit ihr ein Zimmer teilen.“
Frau Bond stolz: „Natürlich! So sparen wir Gebühren für den Sender.“
Philipp flüsterte: „Das sollte doch romantisch werden…“
Tom seufzte: „Vergiss Romantik. Willkommen im Gruppencamping.“
Am Abend
Die drei machten sich bettfertig. Frau Bond legte sich ins Einzelbett, Philipp und Tom krochen ins Doppelbett.
Tom zog die Decke über sich und grinste Philipp an. „Na, wir könnten ja trotzdem… ganz leise…“
Philipp kicherte: „Wie zwei Ninja-Katzen.“
Es dauerte exakt 90 Sekunden, bis das Bett knarzte wie ein altes Schiff im Sturm. Philipp versuchte, sich ein Kissen auf den Mund zu pressen, Tom kicherte unterdrückt – doch Frau Bond warf die Decke zur Seite.
„Kinder!“ rief sie und stand auf. „Ich geh runter in die Bar und trinke zwei Cocktails auf euch. Ich bin in einer Stunde wieder da – dann bitte artig schlafen! Eine Stunde!“
Philipp wurde knallrot. Tom lachte sich halb tot.
Später
Als Frau Bond zurückkam, fand sie die beiden friedlich schlafend, Arm in Arm, wie Engelchen.
„Na also“, murmelte sie schmunzelnd, „hätte ich auch gleich haben können.“
Frühstück am nächsten Morgen
Der Duft von Kaffee und Brötchen lag in der Luft. Philipp löffelte Müsli, während Frau Bond schon ihr drittes Croissant verdrückte.
Tom stand auf. „Ich geh mal die Cocktails bezahlen.“
Er kam kurz darauf zurück – mit hochgezogenen Augenbrauen.
„Philipp, du glaubst nicht, was ich gerade erfahren hab.“
„Na?“
„Die Cocktails waren gratis. Der Barkeeper ist schwul, hört Radio QueerLive und meinte: ‚Für Frau Bond zahl ich nix. Durch Frau Bond kennt er jetzt als Barkeeper den Carrebean Burner.‘“
Philipp prustete in seinen Kaffee. „Die Frau kriegt sogar ihre Drinks umsonst! Ich hab die falsche Karriere gewählt.“
Frau Bond nickte würdevoll. „Tja, Kinder. Wenn man eine lebende Ikone ist, hat das so seine Vorteile.“
Tom schüttelte lachend den Kopf. „Lebende Ikone, ja? Eher unsere Aufpasserin.“
Philipp grinste: „Auf jeden Fall die einzige Aufpasserin, die beim CSD Cocktails aufs Haus bekommt.“
Alle drei lachten, während draußen die Regenbogenfahnen flatterten und Magdeburg langsam erwachte.
Radio QueerLive
News Redaktion