
US-Verteidigungsminister Pete Hegseth sieht sich wachsendem Druck und Kritik ausgesetzt, nachdem bekannt wurde, dass er mehrfach im Podcast Reformation Red Pill aufgetreten ist. Gastgeber des Formats ist Joshua Haymes, ein radikaler Anti-LGBTQ+-Prediger, der in der Vergangenheit mit extremistischen Forderungen nach der Kriminalisierung von Homosexualität und sogar mit Gewaltaufrufen gegen bestimmte Bevölkerungsgruppen aufgefallen ist. Über die Verbindungen berichtete zuletzt die britische Tageszeitung The Guardian.
Nähe zu radikalen Positionen
Laut dem Bericht trat Hegseth mindestens viermal in Haymes’ Podcast auf, ohne sich von dessen extremistischen Aussagen zu distanzieren. Haymes, ehemaliger Pastor der Gemeinde, die Hegseth und seine Familie besuchen, gilt als einflussreiche Figur innerhalb der Communion of Reformed Evangelical Churches (CREC) – einer christlich-nationalistischen Bewegung, die fordert, die Vereinigten Staaten stärker nach biblischem Gesetz auszurichten.
In seinen öffentlichen Äußerungen hat Haymes wiederholt gefordert, Ehebrecher und Abtreibungsbefürworter hinzurichten, und Homosexualität als „einzigartig böse“ bezeichnet. Auch Pride-Demonstrationen wurden von ihm als „Kindesmissbrauch“ diffamiert. Besonders brisant: In Beiträgen auf X (ehemals Twitter) spielte er wiederholt auf biblische Todesstrafen an – unter anderem durch Ertränken mit Mühlsteinen. Zwar bestritt Haymes später, direkte Gewalt zu befürworten, doch seine Rhetorik bleibt hochgradig alarmierend.
Unterstützung statt Distanzierung
Anstatt sich klar von diesen extremistischen Ansichten zu distanzieren, hat Hegseth den Pastor und dessen Glaubensgemeinschaft öffentlich gelobt. In einem Video von Anfang August befürwortete er zudem die Wiederherstellung von Gesetzen gegen Homosexualität in allen US-Bundesstaaten – eine Forderung, die auch vom umstrittenen CREC-Gründer Doug Wilson vertreten wird.
Das Pentagon verteidigte den Minister mit dem Hinweis, Hegseth sei „ein stolzer Christ“ und Vertreter „traditioneller Werte“. Eine inhaltliche Abgrenzung zu den radikalen Positionen Haymes’ erfolgte jedoch nicht.
Politische und gesellschaftliche Sprengkraft
Die Verbindungen zwischen einem amtierenden Verteidigungsminister und einer Bewegung, die offen die Unterordnung der US-Gesetzgebung unter religiöse Dogmen fordert, werfen schwerwiegende Fragen auf. Kritiker warnen vor einer Aushöhlung demokratischer Prinzipien und sehen insbesondere die Rechte von LGBTQ+-Personen gefährdet.
Dass Hegseth sich mehrfach bewusst in einem Umfeld präsentiert hat, das extremistische und gewaltverherrlichende Aussagen toleriert, verstärkt die Befürchtungen, dass Teile der US-Regierung christlich-nationalistische Ideen zumindest dulden – wenn nicht sogar aktiv fördern.
Einordnung
Die meisten christlichen Kirchen lehnen eine wörtliche Anwendung alttestamentarischer Strafgesetze ab. Dennoch bedienen sich extremistische Prediger wie Haymes gezielt einzelner Bibelstellen, um Feindbilder zu konstruieren und gesellschaftliche Gruppen auszugrenzen. Dabei wird ignoriert, dass dieselben Texte auch alltägliche Handlungen wie das Arbeiten am Sabbat oder das Tragen von Kleidung aus Mischgewebe mit der Todesstrafe belegen.
Hegseths demonstrative Nähe zu Haymes wirft daher nicht nur ein Schlaglicht auf die wachsende Politisierung religiöser Strömungen in den USA, sondern auch auf die Frage, inwieweit diese Ideologien Einfluss auf die Sicherheitspolitik des Landes gewinnen könnten.
Radio QueerLive
News Redaktion