
Am vergangenen Donnerstagabend kam es in San José, Kalifornien, zu einem Zwischenfall, der die Feierlichkeiten zum 50. Pride-Jubiläum der Stadt beinahe überschattet hätte: Ein Autofahrer durchbrach mit seinem weißen Lexus die Absperrungen vor zwei bekannten Schwulenclubs der Innenstadt – nur einen Tag vor Beginn der offiziellen Pride-Parade. Wie durch ein Wunder wurden dabei keine Fußgänger verletzt.
Der Vorfall
Laut Augenzeugen habe der Fahrer zunächst versucht, Zutritt zur beliebten Schwulenbar Splash zu bekommen. „Er war offensichtlich betrunken“, schilderte Mitarbeiterin Jacqueline Correa dem Sender KTVU. „Als wir ihn nicht hineinließen, zeigte er uns den Mittelfinger und ging zurück zu seinem Auto.“ Kurz darauf soll er die Kontrolle über das Fahrzeug verloren und die Absperrungen durchbrochen haben.
Die Polizei behandelt den Fall bislang als mutmaßlichen Unfall unter Alkoholeinfluss. Hinweise auf ein gezielt homophobes Motiv gebe es nicht. Reporter vor Ort vermuten dennoch, dass der Vorfall durch eine Mischung aus Zurückweisung und Rachegefühlen ausgelöst worden sein könnte. Der Fahrer und seine Beifahrerin wurden schwer verletzt ins Krankenhaus gebracht.
Schäden an Symbolen des Pride
Der Crash hinterließ sichtbare Spuren: Die Motorhaube des Fahrzeugs wurde völlig zerstört, Fenster gingen zu Bruch und Wasser trat aus beschädigten Wänden aus. Besonders schmerzhaft für die Community: Reifenspuren verwüsteten ein frisch enthülltes Regenbogen-Straßenkunstwerk, das den Auftakt des Pride-Wochenendes markieren sollte. „Ich habe schon viele Schlägereien gesehen“, sagte Correa. „Aber noch nie, dass ein Auto als Waffe eingesetzt wurde. Das war wirklich verrückt.“
Unerschütterliche Pride-Feier
Trotz des Zwischenfalls ließ sich die queere Community von San José nicht einschüchtern. „Unsere Pläne für das Wochenende bleiben bestehen“, betonte Jonathon Esparza, Veranstaltungskoordinator der Splash Bar, gegenüber KRON4. Und so setzte sich die Parade fort – wenn auch in kleinerem Rahmen als in früheren Jahren.
Denn die diesjährigen Feierlichkeiten standen ohnehin unter schwierigen Vorzeichen: Spenden und Sponsoren gingen um rund 50 Prozent zurück. Dennoch blieb das Motto klar und kämpferisch: „Unstoppable“ – unaufhaltsam.
„Wir haben unser Thema bewusst gewählt, weil unsere Gemeinschaft so unerschütterlich ist“, erklärte Nicole Denson, CEO von Silicon Valley Pride, im Gespräch mit KABC. „Unsere Rechte werden zurückgedrängt, geschlechtergerechte Gesundheitsversorgung wird in Frage gestellt, Ehegleichheit wird bedroht. Und trotzdem stehen wir hier.“
Botschaft der Stärke
Auch Paradegäste sahen den Vorfall nicht als Rückschlag, sondern als Bestätigung für die Bedeutung des Pride. Teilnehmerin Caitlin Morrison formulierte es so: „Wir waren schon immer hier. Daran wird sich nichts ändern. Egal, was passiert – es wird uns gut gehen.“
So wurde der Unfall, so beängstigend er auch war, am Ende zu einem weiteren Beweis dafür, wie stark, sichtbar und widerstandsfähig die LGBTQ+-Community von San José ist – auch 50 Jahre nach ihrem allerersten Pride.
Radio QueerLive
News Redaktion