❤️🧡💛 Philipp und Tom 💚💙💜 (11)

Radio QueerLive

Eine Berliner Liebesgeschichte

Teil 11:

Willis Partycrash

Tom hatte sich ins Zeug gelegt. Die kleine Wohnung in Prenzlauer Berg war herausgeputzt: Girlanden in Regenbogenfarben, Lichterketten im Fenster, zwei Schüsseln mit selbstgemachten Dips und eine große Tupperbox mit gebackenem Käsekuchen von Philipps Mutter.
Philipp war am Nachmittag mit seinem letzten Umzugskarton eingezogen – und jetzt wurde gefeiert. Die Gäste trudelten ein: alte WG-Mitbewohner, Kolleginnen aus dem Café, Freunde aus der Radioredaktion und sogar der Nachbar von unten, ein älterer Herr, der sich über das Geräusch von Absatzschuhen auf Parkett beschwert hatte – heute aber mit einer Flasche Riesling erschien.

„Ey, ist das die Couch aus deiner alten Wohnung?“ fragte Leo, ein Freund von Tom, und ließ sich darauf fallen.
„Klar. Hat schon viele Dramen überlebt. Die bleibt.“
„Und das da?“ Leo deutete auf ein großes, abgedecktes Terrarium in der Ecke. „Deko?“
Philipp lächelte. „Mehr so… Mitbewohner.“

In der Küche wurde angestoßen, im Wohnzimmer getanzt, und aus dem Lautsprecher kam entspannter Elektro-Soul. Die Stimmung war locker. Man unterhielt sich über Dating-Apps, Lieblingsbars und schlechte CSD-Erfahrungen.

„Also, ich find’s richtig süß hier“, sagte Anne, eine Freundin von Tom, mit einem Stück Käsekuchen in der Hand. „Ihr zwei… passt einfach.“

Philipp nickte dankbar – und spürte, wie glücklich ihn dieser Moment machte.

Plötzlich blieb der Blick von Sebastian, einem Radiokollegen, an der abgedeckten Box in der Ecke hängen.
„Ey Leute… was ist da eigentlich drin?“
„Ähm…“ Philipp wollte gerade antworten, da hob jemand aus Neugier die Decke an.

Ein leises Kratzen.
Ein vorsichtiges Züngeln.
Und dann schob sich ein langer, leuchtend blauer Kopf aus dem Terrarium. Zwei große, kühle Reptilienaugen musterten die Menge.

Stille.
Dann – ein kollektiver Schrei.

„Was zur HÖLLE ist DAS?!“
„Oh mein Gott, das ist ein DRACHE!“
„Hat das Vieh Zähne?!“

Die Gäste stoben auseinander wie Tischtennisbälle. Stühle kippten, jemand ließ sein Glas fallen, eine Frau kletterte kreischend auf das Sofa.
Nur Tom blieb wie angewurzelt stehen. „Philipp?! Was IST das?!“
„Das… ist Willi.“
„Willi?!“
„Ein blauer Baumwaran. Er lebt schon seit drei Jahren bei mir. Ist total harmlos. Na ja… meistens.“

Willi kroch gemächlich auf dem Rand des Terrariums entlang, reckte neugierig den Hals – und sprang elegant auf den Sideboardrand.

Ein weiterer kollektiver Aufschrei.
„Okay, sorry, ich liebe euch – aber ich bin RAUS!“
„Ich dachte, ich komme zu einem schwulen Pärchenabend und nicht in den Jurassic Park!“
„Das ist kein Partycrasher, das ist ein ENDGEGNER!“

Innerhalb von fünf Minuten war die Wohnung leer. Nur noch zwei halbe Gläser, ein paar Chips auf dem Boden und… Willi, der zufrieden unter der Heizung saß.

Tom stand neben Philipp, der etwas verlegen grinste.
„Tja“, sagte Philipp. „Vielleicht hätte ich ihn vorher vorstellen sollen.“
Tom sah zu Willi. Dann zu Philipp. Dann zu sich selbst.
„Weißt du was?“ Er nahm ein Glas, prostete dem Waran zu. „Auf die besten Mitbewohner der Welt. Auch wenn sie schuppig sind.“
Philipp lachte.
„Und auf uns“, sagte Tom. „Zu dritt sind wir eben unschlagbar.“

Sie setzten sich aufs Sofa, ließen die Füße baumeln, während draußen die Straßen langsam zur Ruhe kamen. Willi züngelte zufrieden in die Luft.

Teil 11 – Ende.
Morgen geht’s weiter um 20 Uhr.