❤️🧡💛 Philipp und Tom 💚💙💜 (17)

Radio QueerLive – Eine Berliner Liebesgeschichte

Teil 17

CSD auf dem Wasser

Ein sonniger Donnerstagmittag in Berlin. Die Balkontür ist offen, draußen zirpen ein paar Spatzen, und Tom steht im Wohnzimmer mit einem schelmischen Grinsen im Gesicht. In seiner Hand: Zwei Tickets in schimmerndem Regenbogen-Design.

„Das wird ihm gefallen“, murmelt er.

Genau in dem Moment schlurft Philipp aus dem Bad, die Haare noch feucht, Zahnbürste im Mund, und zieht sich das Shirt glatt.

„Was grinst du so geheimnisvoll?“, fragt er undeutlich.

Tom hebt dramatisch die Tickets in die Höhe. „Tadaaa! Zwei Karten. CSD auf dem Wasser. Schiff. Party. Drag-DJs. Konfetti. Und du. Und ich.“

Philipp reißt die Augen auf und fängt an zu quietschen. „WAAAS?! TOM!! Du bist der Wahnsinn! Ich wollt da seit drei Jahren hin!“

Tom zuckt mit den Schultern, spielt den Coolen. „Ich dachte, ich schipper mal mit dem schönsten Typen Berlins über die Spree.“

Philipp schmeißt sich an ihn. „Du bist der süßeste Lebenspartner, den man sich wünschen kann.“

„Mit Tendenz zur Ewigkeitsoption“, murmelt Tom zurück.

Philipp ist sofort in Aufbruchsstimmung. „Ich brauch Glitzer. Viel Glitzer. Ich will funkeln wie ’ne Discokugel beim Feuerwerk!“

Während er zwischen Kleiderschrank und Badezimmer hin und her rennt, wirft er sich zwischendurch seinen kleinen schwarzen Rucksack über. Dass Willi, der blaue Baumwaran, mit erstaunlicher Zielstrebigkeit in den Rucksack krabbelt und sich zwischen eine Regenbogenflagge und eine Ersatz-Sonnenbrille kuschelt, bemerkt niemand.

Tom mustert ihn. „Brauchst du wirklich den Rucksack?“

„Was, wenn es regnet? Oder ein Glitzersturm aufzieht? Oder wir Hunger kriegen? Oder… Willi mal wieder durchdreht?“

Tom lacht. „Der hat in letzter Zeit aber auch Allüren.“

Philipp wird für einen Moment still. „Er frisst seit Tagen nichts mehr. Ich mach mir Sorgen… vielleicht hat er was?“

Tom legt ihm die Hand auf den Rücken. „Vielleicht braucht er nur einen Tag Urlaub. So wie wir.“

Einsteigen, bitte!

Am Anleger in Mitte herrscht Ausnahmezustand. Dragqueens, Muskelboys, Lesben in Kutten, queere Paare in allen Kombinationen – alles, was leuchtet, blinkt oder singt, ist da. Musik dröhnt von Bord der „Rainbow Queen“, Konfetti fliegt schon jetzt über das Deck.

„Wie geil ist das denn?!“, ruft Philipp.

Tom hält ihn an der Hüfte fest. „Und gleich sind wir mittendrin.“

Sie werden am Eingang mit offenen Armen empfangen.

„Welcome on board, ihr Schätze!“, ruft eine Crew-Frau mit Glitzerhut. „Regenbogenfähnchen? Seifenblasen? Hitzefächer in Herzform?“

Philipp nimmt gleich alles. Tom rollt mit den Augen – aber mit einem Lächeln.

„Ich liebe dich“, sagt Philipp, während sie sich ihren Weg aufs Oberdeck bahnen.

„Ich weiß“, antwortet Tom, „aber du darfst’s ruhig öfter sagen.“

Achtung, Willi an Bord!

Die Musik wird lauter. Eine Dragqueen mit lila Perücke kündigt ihren ersten Auftritt an. Philipp und Tom lehnen am Geländer, strahlen sich an, tanzen ein wenig.

Dann… ein Rascheln.

„Tom… hast du das gehört?“, fragt Philipp und blickt über seine Schulter.

„Nur deine Fähnchen, die flattern.“

FLUPP.

Der Rucksack zuckt – und Willi springt mit einem eleganten Satz auf das Deck. Die Schuppen glänzen in der Sonne. Er sitzt da, wie ein VIP-Gast mit eigenem Fanclub.

PANIK.

„AAAAAAAHHHH!! Was ist das?!“

„Ist das… ein Leguan?!“

„NEIN! Ein Drache!“

„Mein Gott, das Ding hat Glubschaugen!“

Willi fetzt los, schnurstracks durch bunte Schuhe und High Heels. Ein Typ in Netzhemd kreischt, springt auf eine Bank.

„MEINE LIMO!! Er hat sie ANGEBISSEN!!“

„Das ist mein Date!“, ruft Philipp hinterher und rennt los.

„Willi! WILLI! Komm zurück! Das ist kein Dschungelcamp hier!“

Tom folgt ihm, stolpert fast über einen rosa Cowboyhut. „Das ist nicht dein Ernst, Philipp! Ich wusste es! Ich wusste, der wollte heute was anstellen!“

Auf der Bühne wird es unruhig. Trude Trümmer, Drag-Legende aus Prenzlauer Berg, hat gerade ihr Mikro gehoben und will anfangen zu singen.

Dann… der Moment.

Willi, mitten auf der Bühne, auf zwei Beinen. Züngelnd. Direkt vor Trude.

Trude reißt die Arme hoch, schmeißt ihr Sektglas nach hinten, das Mikro nach vorne und kreischt:

„AAAAAAAAH!! Das ist kein Fan – das ist ein Dinosaurier“

Die Menge johlt. Die einen schreien, die anderen filmen.

Tom und Philipp stürmen auf die Bühne.

„Ich hol ihn!“, keucht Philipp.

Tom zieht ihn zurück. „Lass mich! Ich bin schneller!“

Philipp grinst. „Ach ja? Los, wir machen’s zu zweit!“

Sie schnappen sich Willi im Duett, er lässt sich erstaunlich gelassen einsammeln.

Trude Trümmer (zitternd): „Was… ist DAS?!“

Philipp (atmet schwer): „Das ist Willi. Er ist harmlos. Meistens.“

DJ (aus dem Off, am Mikro): „Okayyy… das war ein blauer Dino… hat zufällig noch jemand ’ne rote Boa? Oder ’ne orangefarbene Anaconda? Vielleicht eine lila Vogelspinne in der Handtasche?“

Das Schiff tobt vor Gelächter.

Tom schaut Philipp an, beide völlig verschwitzt, Willi wieder brav in der Tasche.

„CSD auf dem Wasser“, murmelt Tom, „nächstes Jahr nur mit Taschenkontrolle.“

Philipp lehnt sich an ihn. „Versprochen. Und du bist trotzdem mein Highlight des Tages.“

Tom grinst.

„Und du bist mein Lieblingsabenteuer.“

Teil 16 – Ende
Bereit für Teil 17 – mirgen geht’s weiter um 20.00 Uhr