
Polizei ermittelt gegen jugendliche Tatverdächtige
Spandau, 27. Juni 2025
Ein queerfeindlicher Vorfall in einem Linienbus in Berlin-Gatow wirft erneut ein Schlaglicht auf die anhaltende Bedrohung, der queere Menschen im öffentlichen Raum ausgesetzt sind. Nach Angaben der Polizei wurden am gestrigen Donnerstagnachmittag zwei Frauen im Alter von 35 und 56 Jahren Opfer queerfeindlicher Beleidigungen und Bedrohungen durch drei Jugendliche im Alter von 14 und 15 Jahren.
Der Vorfall ereignete sich kurz nach 17 Uhr in einem Bus der Linie X34. Die beiden Frauen sollen zunächst verbal attackiert worden sein. Als sie an der Haltestelle Alt-Gatow den Bus verließen, eskalierte die Situation: Einer der Jugendlichen, ein 15-Jähriger, bedrohte die beiden Frauen offenbar zusätzlich und spuckte ihnen ins Gesicht – eine gezielte Erniedrigung, die als besonders demütigend gilt und in diesem Fall klar queerfeindlich motiviert gewesen sein soll.
Die beiden Betroffenen zeigten Zivilcourage und nahmen die Verfolgung der mutmaßlichen Täter auf. Die alarmierte Polizei konnte die Jugendlichen in Tatortnähe festnehmen und zu einem Abschnitt bringen. Dort wurden sie nach einer ersten Befragung ihren Eltern übergeben. Die Ermittlungen dauern an.
Ein gesellschaftliches Problem – nicht nur ein Einzelfall
Der Vorfall steht exemplarisch für ein gesellschaftliches Klima, in dem queere Menschen trotz rechtlicher Gleichstellung regelmäßig mit Ausgrenzung, Hass und Gewalt konfrontiert sind. Besonders besorgniserregend ist in diesem Fall das junge Alter der mutmaßlichen Täter. Es stellt sich die Frage, wie tief queerfeindliche Einstellungen bereits in der Sozialisation und im Alltag verankert sind – und wo Erziehung, Schule und Politik ansetzen müssen.
Zivilgesellschaftliche Organisationen und LGBTQ+-Verbände fordern seit Jahren, dass queerfeindliche Gewalt als strukturelles Problem ernst genommen wird – auch, wenn sie „nur“ verbal erfolgt. Laut dem Berliner Register gegen Diskriminierung wurden im Jahr 2024 über 500 queerfeindliche Vorfälle gemeldet, ein Großteil davon im öffentlichen Raum.
Solidarität zeigen – und hinschauen
Der aktuelle Fall unterstreicht, wie wichtig es ist, Betroffene ernst zu nehmen, Täter zur Rechenschaft zu ziehen und nicht wegzusehen. Gerade in Zeiten zunehmender Polarisierung müssen Öffentlichkeit und Politik Haltung zeigen. Es braucht Aufklärung, Prävention und eine konsequente Strafverfolgung, damit queerfeindliche Einstellungen nicht weiter salonfähig werden.
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Die Redaktion