Vielfalt sichtbar machen

Warum die Progress-Pride-Flagge im Hort bleiben darf – und sollte

Ein Gerichtsurteil aus Berlin hat diese Woche ein wichtiges Zeichen für Toleranz und die Sichtbarkeit queerer Lebensrealitäten gesetzt: Eine selbstgemalte Progress-Pride-Flagge darf weiterhin in einem Grundschulhort in Treptow-Köpenick hängen. Eltern hatten dagegen geklagt, doch das Verwaltungsgericht Berlin (Az.: VG 3 K 668/24) wies die Klage ab – mit klaren Worten.

Ein Zeichen von Kindern für Vielfalt

Die Flagge war nicht von außen aufgedrängt worden, sondern entstand aus der Eigeninitiative der Kinder im Hort – mit Buntstiften, auf DIN-A3-Papier. Dass es sich um die sogenannte Progress-Pride-Variante handelt – also eine Version, die zusätzlich auch trans, inter und BIPoC-Personen sichtbar macht – zeigt das bewusste Bestreben, Vielfalt in ihrer Breite zu würdigen.

Ein Hort ist kein neutraler Raum im luftleeren Raum, sondern ein pädagogischer Ort. Hier geht es nicht nur um Aufsicht, sondern auch um Bildung – und zur Bildung gehört heute, Kinder auf ein diverses gesellschaftliches Zusammenleben vorzubereiten.

Das Neutralitätsgebot – nicht falsch verstehen

Die klagenden Eltern beriefen sich auf das staatliche Neutralitätsgebot. Doch das Gericht stellte klar: Es besteht ein Unterschied zwischen parteipolitischer Werbung und dem Eintreten für Menschenrechte, Gleichwertigkeit und Diversität. Letzteres ist kein Bruch der Neutralität, sondern Ausdruck unseres demokratischen Selbstverständnisses.

Neutralität bedeutet nicht Schweigen angesichts von Diskriminierung – sondern im Gegenteil: eine Haltung zu vermitteln, in der alle Kinder sich wiederfinden können, unabhängig von ihrer Herkunft, ihrem Geschlecht oder ihrer sexuellen Identität – oder der ihrer Familien.

Warum dieses Urteil mehr als Symbolpolitik ist

Die Entscheidung ist nicht nur juristisch bedeutsam, sondern gesellschaftlich notwendig. Sie zeigt: Sichtbarkeit queerer und marginalisierter Gruppen gehört auch in den Alltag von Bildungseinrichtungen. Denn Kinder wachsen in einer pluralen Welt auf. Eine kleine Flagge an der Wand ist kein ideologisches Dogma, sondern ein Zeichen: Du bist willkommen – so wie du bist.

In einer Zeit, in der Debatten um Vielfalt zunehmend polarisiert geführt werden, braucht es solche klaren Positionierungen. Nicht gegen jemanden, sondern für etwas: Für Respekt, für Offenheit, für demokratische Werte.

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Die Redaktion