Optimismus und Widerstand

Seouls LGBT-Gemeinde feiert Queer Festival nach Wahl des liberalen Präsidenten

Tausende haben am Wochenende den 26. Seoul Queer Culture Festival gefeiert. Das Event, das traditionell im Juni stattfindet, gewann dieses Jahr besondere politische Bedeutung – es folgte auf die Wahl des sozialliberalen Präsidenten Lee Jae-myung Anfang Juni .

Hoffnung durch politischen Wandel

Unter dem Motto „We never stop“ versammelten sich laut Veranstaltern rund 30.000 Menschen, die Polizei schätzte etwa 7.000 . Festivalorganisatorin Hwang Chae‑yoo betonte, dass die Community angesichts konservativer Politik unter der vorherigen Regierung von Präsident Yoon Suk Yeol „nie aufgegeben“ habe . Zwar hat Präsident Lee sein LGBTQ-Engagement nicht klar formuliert, doch sein Amtsantritt nährt Optimismus auf Fortschritte .

Festival im öffentlichen Raum

Bei strahlendem Wetter versammelten sich Teilnehmer ab 16:30 Uhr am zentralen Jongno-Distrikt. Neben der Parade gab es zahlreiche Infostände– auch von ausländischen Botschaften und Universitätsgruppen – sowie Musik und kulturelle Aktionen . Bemerkenswert war die erstmalige Teilnahme einer südkoreanischen Regierungsbehörde: die koreanische Gesundheitsbehörde KDCA informierte über HIV-Prävention kundig und setzte ein Zeichen für staatliches Engagement bei LGBT-Themen .

Ruhiges, aber spürbares Gegenlager

Parallell stoppten konservative Gruppen die Veranstaltung mit anti-LGBT-Slogans wie „Homosexuality Stop“ in Sichtweite der Parade. Konflikte blieben jedoch aus – beide Seiten verhielten sich friedlich .

Zwischenbilanz: Fortschritte und offene Baustellen

Südkorea hat noch keine rechtliche Anerkennung für gleichgeschlechtliche Paare, auch fehlen bundesweite Anti-Diskriminierungsgesetze . Allerdings gab es jüngst juristische Teilfortschritte: etwa die Entscheidung des Obersten Gerichts, gleichgeschlechtlichen Paaren Krankenversicherungsleistungen zu gewähren .

Das 26. Seoul Queer Culture Festival markiert einen Wendepunkt: die öffentliche Präsenz, staatliche Beteiligung und der Einfluss eines liberalen Präsidenten schaffen neue Spielräume – doch der konservative Widerstand bleibt bestehen.
Die kommenden Monate werden zeigen, ob diese Euphorie zu politischen und rechtlichen Fortschritten führt – insbesondere im parlamentarischen Diskurs über Antidiskrimierung und Partnerschaftsrechte.

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Die Redaktion