
Polizei verbietet Pride-Parade und sorgt für Protest und Widerstand
Stand: 19. Juni 2025, 19:47 Uhr
Ein Ereignis, das für Sichtbarkeit, Vielfalt und Gleichberechtigung steht, ist in Ungarn zum Politikum geworden: Die ungarische Polizei hat die für den 28. Juni geplante Pride-Parade in Budapest verboten – nur wenige Tage, nachdem die Stadtverwaltung angekündigt hatte, die Organisation der Veranstaltung zu übernehmen. Das Verbot schlägt hohe Wellen und lässt den Konflikt um die Rechte der LGBTQ-Gemeinschaft in Ungarn erneut eskalieren.
Ein Verbot mit politischem Kalkül?
Offiziell beruft sich die Polizei auf gesetzliche Grundlagen, die Versammlungen untersagen, die dem sogenannten Kinderschutzgesetz widersprechen. Doch Kritiker sprechen von politisch motivierter Zensur. Bürgermeister Gergely Karácsony, ein liberaler Gegenspieler von Ministerpräsident Viktor Orbán, zeigt sich entschlossen: „Diese Verbotsentscheidung hat keinerlei Bestand“, erklärte er auf Facebook. Die Veranstaltung sei eine städtische Angelegenheit und benötige keine gesonderte Genehmigung.
Karácsony kündigte an, das Verbot zu umgehen und sich mit rechtlichen und politischen Mitteln zur Wehr zu setzen. Sein Einsatz sendet ein klares Signal an die LGBTQ-Community – aber auch an die Regierung: Der öffentliche Raum darf nicht zum Spielball ideologischer Ausgrenzung werden.
Systematische Einschränkungen unter dem Deckmantel des „Kinderschutzes“
Bereits seit Jahren geht die rechtsnationale Regierung unter Viktor Orbán gegen die Rechte sexueller Minderheiten vor. Mit einer Reihe von Gesetzesänderungen hat das ungarische Parlament die Bewegungsfreiheit der LGBTQ-Gemeinschaft massiv eingeschränkt. Das 2021 eingeführte „LGBTQ-Gesetz“ verbietet jede Darstellung von Homosexualität oder Geschlechtsidentität vor Minderjährigen. Kritiker sprechen von einem „Anti-LGBTQ-Gesetz“ nach russischem Vorbild.
Im März 2025 wurde dieses Regelwerk erneut verschärft. Eine neue Gesetzesänderung untersagt alle öffentlichen Veranstaltungen, die gegen das LGBTQ-Gesetz verstoßen – ein direkter Angriff auf die jährlich stattfindende Pride-Parade. Im April folgten weitere Verfassungsänderungen, die den rechtlichen Boden für ein dauerhaftes Paradeverbot festigten.
Proteste, Solidarität und internationale Aufmerksamkeit
Doch der Widerstand wächst: In Budapest kam es in den vergangenen Wochen zu Demonstrationen und Blockaden – Tausende protestierten gegen die Entscheidung der Regierung und solidarisierten sich mit der LGBTQ-Community. Auch mehrere Abgeordnete des Europäischen Parlaments haben angekündigt, sich der geplanten Pride-Parade anzuschließen – sollte sie stattfinden.
Das Verbot der Pride-Parade ist dabei längst kein rein ungarisches Thema mehr. Es stellt die Grundwerte der Europäischen Union infrage: Menschenrechte, Gleichheit, Versammlungsfreiheit. Es zeigt auch, wie der politische Druck auf Minderheiten in einigen EU-Staaten wächst – unter dem Deckmantel des Schutzes und der Moral.
Ein Symbol für Freiheit – auch 2025
Die Pride-Parade ist weit mehr als ein buntes Straßenfest. Sie ist ein Symbol des friedlichen Protests, der Sichtbarkeit und des Rechts auf Selbstbestimmung. In Budapest wird dieser Ausdruck von Freiheit aktuell von der Staatsmacht unterdrückt. Doch wie Bürgermeister Karácsony und viele Demonstrierende zeigen: Der Widerstand ist laut, kreativ und entschlossen.
Ob die Parade wie geplant am 28. Juni stattfinden wird, ist derzeit unklar. Sicher ist jedoch: Die Diskussion um LGBTQ-Rechte in Ungarn ist nicht zu stoppen – und die Pride-Bewegung bleibt ein unübersehbares Zeichen für Gleichheit und Würde, das auch durch politische Verbote nicht zum Schweigen gebracht werden kann.
Radio QueerLive
Die Redaktion