❤️🧡💛 Philipp und Tom 💚💙💜 (9)

Radio QueerLive – Eine Berliner Liebesgeschichte
Teil 9

Blaue Schatten

Der Himmel über Berlin ist milchiggrau. Es ist später Nachmittag, als Philipp mit einer Einkaufstasche durch die Straßenzüge von Prenzlauer Berg läuft. Er summt vor sich hin. Im Beutel: Milch, Tomaten, Fischstäbchen. Irgendwie hat er gute Laune. Er freut sich auf Tom. Einfach einen ruhigen Abend, Pasta, Serien, ein Glas Rotwein – vielleicht wieder auf der Couch einschlafen.

Doch dann passiert es. An der Ecke zur Metzer Straße stehen drei Typen, rauchend, prollig, laut. Philipp will an ihnen vorbei, schaut bewusst auf den Boden.

„Na, was guckst du so schwuli?“ – Einer tritt einen Schritt vor. Philipp bleibt nicht stehen.
„Hab ich mit dir geredet?!“ – Jetzt ist der zweite näher.
„Schwuchtel. Guck dir den mal an.“
„Wahrscheinlich will er’s gleich von uns allen!“

Philipp will weiter. Er sagt nichts. Da stößt ihn einer gegen die Schulter, er stolpert zur Seite. Und dann – ein Schlag. Einfach so. Direkt ins Gesicht.

Alles verschwimmt kurz. Die Stimmen, das Lachen, die Schritte, die sich entfernen. Philipp steht noch, taumelnd, eine Hand an der Wange. Tränen brennen sich in die Augen. Nicht vor Schmerz – vor Scham, Wut, Ohnmacht.

Er läuft weiter. Schneller. Weg von der Ecke, weg von den Blicken. Einfach nur zu Tom.

Als Tom die Wohnungstür öffnet, bleibt ihm der Atem weg.

„Philipp?! Was—“

Das blaue Auge ist nicht zu übersehen. Philipp steht da, als wäre er im falschen Film, zitternd, wortlos. Dann bricht es aus ihm raus. Er erzählt, stockend, zwischen Tränen, was passiert ist.

Und Tom… Tom tobt innerlich.
„Ich hasse diese Stadt manchmal“, sagt er. „Wirklich. Ich kann’s nicht mehr sehen, diese blöden Parolen an den Wänden, diese Pöbeleien auf der Straße, dieses ständige Wegsehen. Ich hab keinen Bock mehr, Philipp. Ich will die alten Zeiten wieder zurück. Ich will das wir wieder sicher leben.“

Philipp sagt nichts. Er nickt nur.
„Aber ich will auch nicht aufgeben“, murmelt Tom nach einer Weile.

Er greift zum Handy. Wählt nicht die Polizei – sondern die Redaktion von Radio QueerLive.
Die Antwort kommt sofort:
„Tom, das tut uns wahnsinnig leid. Aber hört zu – es gibt Hilfe. In Berlin gibt es das Überfalltelefon für schwule Männer. Sie helfen euch – und begleiten euch auch zur Polizei, wenn ihr wollt.“

Tom notiert sich die Nummer. Er dankt der Redaktion. Und ruft an.

Wenig später sitzen Philipp und Tom in einem kleinen Beratungsraum in Schöneberg. Der Mann gegenüber ist ruhig, sachlich, warmherzig. Er erklärt, dass queerfeindliche Übergriffe in Berlin leider keine Seltenheit sind. Dass es wichtig ist, Anzeige zu erstatten. Auch, wenn es schwerfällt.

Philipp zögert. „Was bringt das denn? Die finden die doch eh nicht…“

Doch Tom nimmt seine Hand. „Philipp. Bitte. Ich will nicht, dass du Angst hast, rauszugehen. Ich will nicht, dass du das einfach runterschluckst.“

Philipp nickt. Und unterschreibt.

Bei der Polizei dann die Überraschung: Als Philipp die drei Männer beschreibt, wird der zuständige Beamte hellhörig.
„Wir haben da einen Verdacht. Die drei haben wir vor kurzem kontrolliert – an der LIDL-Filiale in der Prenzlauer Allee. Aber wir haben deren Daten. Die sind uns schon einmal aufgefallen.“

Tom schaut zu Philipp. Zum ersten Mal an diesem Tag lächelt Philipp wieder ganz leicht.

„Ich seh immer noch schlimm aus, oder?“, fragt er.
Tom grinst, küsst ihn ganz sacht auf die Stirn.
„Du bist mein kleiner Pandabär und die sind immer süß.“

Ende Teil 9 – Morgen geht’s weiter um 20.00 Uhr

Gute Nacht

Nachtrag

wer in Berlin Erfahrung mit Gewalt machen musste , bekommt hier Hilfe und kann sich beraten lassen

maneo.de

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