❤️🧡💛 Philipp und Tom 💚💙💜 (23)

Radio QueerLive – eine Berliner Liebesgeschichte

Teil 23

Willi im Bett und das Motorboot des Vertrauens

Der Morgen war warm und ruhig. In der Küche klapperte es leise – Philipp stand am Herd, barfuß, Shorts, Teekanne in der einen, Honiglöffel in der anderen Hand.

„Tom?“, rief er Richtung Schlafzimmer. „Bist du wach? Ich hab Haferbrötchen gemacht!“

Keine Antwort.

Im Bett lag Tom, eingekuschelt in die Sommerdecke, ein zufriedenes Grummeln auf den Lippen. Sein linker Arm lag fest um etwas Warmes, Langgezogenes. Er zog es noch näher an sich und murmelte: „Philipp… du riechst heute so… reptilisch.“

Stille.
Dann: ein schmatzendes Geräusch. Züngelnd.

Tom blinzelte.
Direkt vor seiner Nase: glänzende, blaue Schuppen. Und zwei kühle Reptilienaugen.

„AAAH! WILLIIII!!!“

Ein dumpfer Polterer, Bettdecke fliegt, jemand tritt sich im eigenen Schock ins Schienbein. Tom taumelte aus dem Bett, stand in Shorts und Panik vor dem Terrarium – nur dass der Bewohner gerade AUF seinem Kissen lag und entspannt Richtung Fenster züngelte.

„Was zur… du… du hast dich reingeschlichen!“

Willi rührte sich nicht. Nur ein leichtes Züngeln, als würde er sagen: Kuscheln ist ein Grundrecht.

Philipp kam mit Teetasse in der Hand ins Schlafzimmer. „Was schreist du denn so? Ich dachte, der Wasserkocher explodiert.“

„Ich hab Willi umarmt.“

„Ja, und? Mach ich auch manchmal.“

Tom zeigte aufs Bett. „Im SCHLAF! Ich dachte, du wärst das!“

Philipp grinste. „Ich bin deutlich weniger schuppig. Meistens.“

Am Frühstückstisch legte Philipp plötzlich die Gabel zur Seite und sah Tom mit diesem typischen „Ich hab was vorbereitet“-Blick an.

„Also… ich hab was geplant.“

„Geplant wie ‚Picknick im Park‘ oder ‚jemand bringt wieder ein Reptil mit aufs Mischpult‘?“

„Geplant wie: Überraschung. Motorboot. Zelt. Du und ich. Spree runter. Zwei Tage.“

Tom starrte ihn an.
„Moment. Du willst mit mir… Boot fahren?“

„Genau. Von Köpenick aus über’n Kanal bis Werder. Zeltplatz. Lagerfeuer. Romantik.“

„Und du kannst Boot fahren?“

„Nein.“

„Und ich?“

„Auch nicht.“

Tom seufzte, dann grinste er. „Perfekt. Ich bin dabei.“

Zwei Stunden später standen sie am Ufer. Philipp hatte einen viel zu großen Rucksack, Tom eine Kühltasche mit fünf Flaschen Mate, eine Packung Grillwürstchen und einen kleinen Bluetooth-Speaker.

Das Boot – eher ein Motorbötchen mit Zeltdach – lag wie ein überfordertes Haustier im Wasser.

„Das sieht aus wie ein Beiboot vom Paddelverein Kleinmachnow“, murmelte Tom.

„Sag nichts gegen mein Abenteuer.“

Sie stiegen ein. Philipp startete den Motor. Nichts. Noch mal. Dann: PLOPP. Dann: GRRRRRRRRRrrrrrr…

„Er lebt!“, rief Philipp triumphierend.

„Und wir sterben. Wahrscheinlich in fünf Minuten. Aber gut, ich wollte eh nie alt werden.“

Sie fuhren.
Langsam, schaukelnd, fast meditativ. Der Teltowkanal lag ruhig unter ihnen. Bäume spiegelten sich im Wasser, Enten zogen vorbei wie kritische Jury-Mitglieder bei „Queer auf dem See“.

Tom lehnte sich zurück. „Okay, das ist tatsächlich schön. So richtig slow life.“

„Sag ich doch“, grinste Philipp und spielte leicht am Steuerknüppel herum.

Dann kam sie: eine niedrige Brücke, mittig gestützt von einem fetten Betonpfeiler.

„Du müsstest jetzt rechts ausweichen“, sagte Tom ruhig.

„Ich weiß das“, antwortete Philipp, die Hände fest am Steuer.

„Du müsstest jetzt wirklich mal langsam…“

„Tom, bitte! Ich seh’s doch.“

Das Boot tuckerte unbeirrt weiter – direkt auf den Pfeiler zu.

„Philipp!“

„NACHHETZEN MACHT ES NICHT BESSER!“

KRACK.

Das Boot stieß mit einem dumpfen Stoß gegen den Pfeiler, vibrierte einmal kurz durch, blieb aber heil. Eine Gans flatterte empört davon.

Stille.

Philipp starrte geradeaus. Tom blinzelte.

„Nichts passiert“, sagte Philipp leise.

„Nichts passiert“, wiederholte Tom trocken.

Sie fuhren weiter. Etwas schräger. Keiner sagte was.
Dann, nach ein paar Sekunden: „Also theoretisch hatte ich recht.“

„Wirklich? Ich hatte das gar nicht bemerkt“, knurrte Philipp.

Am Abend standen sie auf einem kleinen Zeltplatz bei Werder.
Zelt stand schief. Mate war leer. Willi war zuhause – immerhin.

Tom saß auf der Isomatte, barfuß, Kopf im Nacken.

„Weißt du, was ich nie gedacht hätte?“, fragte er.

„Dass ich mal Boot fahre?“, grinste Philipp.

„Nein. Dass du das hier machst. Für uns.“

Philipp zuckte mit den Schultern. „Ich mag dich. Und ich mag Sonnenuntergänge. Und ich dachte: beides zusammen kann nicht schiefgehen.“

Tom lächelte und ließ sich zurücksinken.
„Und ich dachte, ich kuschel heut wieder mit dir. Nicht mit Willi.“

Ende, Teil: 23. Morgen geht’s weiter, um 20 Uhr – hier bei Radio QueerLive.