Angriff auf CSD-Soest

Gewalt überschattet Zeichen der Vielfalt

Was als kraftvolles Zeichen für Vielfalt, Toleranz und queeres Leben gedacht war, endete für einige Teilnehmende des ersten Christopher Street Day (CSD) in Soest in Angst und Schmerz.
Ein 34-jähriger Mann griff am Samstagabend drei Personen an, beschimpfte sie homofeindlich und wurde anschließend festgenommen. Laut Polizei äußerte er offen seine Ablehnung gegenüber der queeren Community.

Der Vorfall steht in krassem Gegensatz zu dem, wofür die über 1.100 Menschen in Soest auf die Straße gingen: Akzeptanz, Gleichberechtigung – und das Recht, ohne Angst leben zu können. Dass ausgerechnet nach dieser friedlichen Premiere queere Menschen zur Zielscheibe eines solchen Hasses werden, ist erschütternd, aber leider kein Einzelfall. Queerfeindliche Übergriffe nehmen seit Jahren wieder zu – verbal wie körperlich.

Besonders alarmierend ist die Dreistigkeit des Täters: zwei Angriffe innerhalb kurzer Zeit, öffentlich, aggressiv – und laut Polizei mit klar queerfeindlichem Motiv. Dass der Mann polizeibekannt ist, wirft weitere Fragen auf: Hätte man eine solche Eskalation verhindern können? Und wie entschlossen wird nun reagiert?

Was dieser Angriff zeigt: Die Sichtbarkeit queerer Menschen ist nach wie vor nicht selbstverständlich – sie ist mutig. CSDs sind mehr als bunte Paraden; sie sind politische Statements. Dass sie notwendig sind, beweist Soest auf traurige Weise.

Die Gesellschaft – und der Staat – sind nun gefordert, Haltung zu zeigen. Queerfeindlichkeit darf nicht als Einzelfall abgetan, sondern muss als strukturelles Problem erkannt werden. Die Täter müssen strafrechtlich konsequent verfolgt, die Opfer geschützt und ernstgenommen werden. Und Soest? Sollte diesen Angriff nicht als Schlusspunkt, sondern als Ansporn begreifen: für ein noch sichtbares, noch lauteres „Wir sind hier – und wir bleiben.“

Radio QueerLive
News-Redaktion