USAID wird eingestellt

Rubio kündigt „neues Modell“ für US-Auslandshilfe an

Washington, 1. Juli 2025

Mit der offiziellen Einstellung nahezu aller Programme der US-amerikanischen Entwicklungsagentur USAID vollzieht die Regierung der Vereinigten Staaten eine tiefgreifende Kehrtwende in ihrer außenpolitischen Strategie. US-Außenminister Marco Rubio kündigte am Montag an, dass zukünftige Auslandshilfe nur noch in begrenztem Umfang und unter völlig neuen Rahmenbedingungen gewährt werde.

Abschied von der klassischen Entwicklungshilfe

Bereits im Januar hatte Präsident Donald Trump per Dekret einen umfassenden Stopp für die Auslandshilfe verhängt. Zwar wurden einige Ausnahmen für humanitäre Notlagen gewährt, doch die Grundrichtung war klar: USAID, jahrzehntelang einer der zentralen Pfeiler der amerikanischen Außenpolitik, wird weitgehend abgewickelt. Nach Angaben aus Regierungskreisen betrifft dies über 80 Prozent aller laufenden Programme – ein beispielloser Einschnitt.

„Wir setzen auf ein neues Modell internationaler Partnerschaft“, erklärte Rubio gegenüber der Presse. Die zukünftige Hilfe solle ausschließlich Ländern zugutekommen, die sich selbst zur Entwicklung befähigen wollen und bereit sind, entsprechende Strukturen zu schaffen. Die Förderung solle zudem stärker über Investitionen laufen – insbesondere in Zusammenarbeit mit US-Unternehmen.

Dramatische Folgen absehbar

Wie gravierend die Folgen dieser Entscheidung sein könnten, zeigt eine aktuelle Studie im Fachjournal The Lancet: Sollte der Kurs nicht korrigiert werden, könnten bis zum Jahr 2030 weltweit über 14 Millionen zusätzliche Todesfälle eintreten – allein 4,5 Millionen davon bei Kindern unter fünf Jahren. Besonders betroffen wären Programme zur Bekämpfung von HIV/Aids, Malaria, Mangelernährung und Impfprävention.

USAID hat nach eigenen Angaben seit seiner Gründung über 90 Millionen Menschenleben gerettet. Kritiker werfen der Regierung daher vor, zentrale Errungenschaften der internationalen Zusammenarbeit aufs Spiel zu setzen. „Das ist ein moralischer Rückschritt ersten Ranges“, so ein ranghoher Vertreter der WHO gegenüber Reuters. Auch ehemalige US-Präsidenten wie George W. Bush und Barack Obama äußerten sich besorgt über die humanitären und geopolitischen Folgen.

Außenpolitisches Vakuum – Chinas Einfluss wächst

Neben den humanitären Risiken hat die Neuausrichtung der US-Hilfe auch geopolitische Implikationen. Beobachter warnen, dass durch den Rückzug Amerikas aus zahlreichen Regionen – insbesondere in Afrika und Südostasien – ein strategisches Vakuum entstehe, das andere Akteure wie China oder Russland zu nutzen wüssten. Peking investiert seit Jahren massiv in Infrastruktur und Gesundheitsversorgung in Entwicklungsländern und könnte nun weiter an Einfluss gewinnen.

Rubio wies diese Kritik zurück: „Wir setzen auf Qualität statt Quantität. Hilfe ohne Wirkung ist kein Ausdruck von Mitgefühl, sondern von Bürokratie.“ Dennoch bleibt unklar, wie nachhaltig ein auf Investitionsrendite ausgerichteter Ansatz in den ärmsten Regionen der Welt funktionieren kann.

Ein Paradigmenwechsel mit offenem Ausgang

Die vollständige Umstrukturierung der US-Auslandshilfe markiert einen Wendepunkt in der internationalen Rolle der Vereinigten Staaten. Während die Regierung Effizienz und Eigenverantwortung betont, verweisen Kritiker auf die absehbaren menschlichen und politischen Kosten.

Fest steht: Die Welt wird die Auswirkungen dieser Entscheidung noch jahrelang spüren – in Form von fehlender medizinischer Versorgung, wachsender Instabilität und möglicherweise einem dauerhaften Verlust an moralischer Führungsstärke der Vereinigten Staaten.

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News-Redaktion