USA, Cold Case im queeren Umfeld

Mordfall Arbon bleibt weiter ungelöst

Mehr als 30 Jahre nach dem gewaltsamen Tod eines schwulen Mannes in Salt Lake City läuft die Spurensuche erneut an

Salt Lake City
Über drei Jahrzehnte nach dem Mord an dem 42-jährigen Arbon ist der Fall weiterhin ungeklärt. Nun sorgt eine neue öffentliche Kampagne und die Bereitstellung zusätzlicher Mittel für Hoffnung auf späte Gerechtigkeit.

Arbon war 1991 erschossen worden. Rund einen Monat nach dem Verbrechen fand die Polizei sein Auto nahe der West High School. Der Zustand des Wagens und Spuren von Schlamm am Boden deuteten darauf hin, dass das Fahrzeug nach seinem Tod von einer dritten Person gefahren und abgestellt worden war. Im Inneren des Wagens entdeckten die Ermittler persönliche Gegenstände wie Kleidung, Bücher und einen Wasserkrug – Hinweise darauf, dass Arbon viel Zeit in seinem Auto verbrachte.

Ein zentrales Fundstück war ein Tagebuch mit handschriftlich notierten Kennzeichen, Fahrzeugbeschreibungen und kurzen Notizen zu lokalen Männern. Die Einträge enthielten Bezeichnungen wie „Florist“, „Buchhalter“ oder „netter Kerl“. Zudem fanden die Ermittler Hotelquittungen unter dem Alias „Doug Sorensen“, einem Namen, den Arbon offenbar regelmäßig verwendete.

Versäumnisse bei den Ermittlungen

Laut späteren Einschätzungen ehemaliger Beamter unterblieb eine systematische Überprüfung der im Tagebuch dokumentierten Männer. Die damalige Technik habe es erschwert, alle Kennzeichen den jeweiligen Fahrzeughaltern zuzuordnen. In einem Mordfall wäre dies jedoch eigentlich erforderlich gewesen. Auch sei es gängige Praxis gewesen, Hinweise, die keine unmittelbare Spur versprachen, gar nicht in den Bericht aufzunehmen.

Hinzu kommt der gesellschaftliche Kontext der frühen 1990er-Jahre. Homosexuelle Männer waren häufig Ziel von Schikanen durch Polizei und rechtsextreme Gruppen. Gewalt gegen queere Menschen wurde in der öffentlichen Wahrnehmung selten ernst genommen, viele Opfer meldeten Übergriffe nicht aus Angst vor Repressalien. Es ist davon auszugehen, dass auch Arbons Lebensweise eine umfassendere Aufklärung erschwerte.

Tathergang bleibt Spekulation

Ein gezieltes Hassverbrechen durch eine organisierte Gruppe konnte nicht nachgewiesen werden. Möglich erscheint ein missglückter Raubüberfall. Arbon war kräftig gebaut und körperlich präsent, was zu einem gewaltsamen Übergriff geführt haben könnte. Die Ermittler gehen davon aus, dass der Täter in Panik geriet und die Waffe einsetzte.

Ob der Mord jemals aufgeklärt wird, bleibt ungewiss. Es besteht jedoch die Hoffnung, dass ein unüberlegtes Geständnis oder eine bisher schweigende Person irgendwann zur Wahrheit beiträgt.

Neue Ermittlungsansätze durch öffentliche Aufmerksamkeit

Dank zusätzlicher Fördermittel wurde inzwischen eine neue Öffentlichkeitskampagne ins Leben gerufen. Ein großflächiges Plakat mit Arbons Bild und der Frage „Wer hat mich ermordet?“ soll mögliche Zeugen erreichen und die Erinnerung an den Fall wachhalten.

Der Mord an Arbon steht beispielhaft für viele ungelöste Fälle queerer Gewalt in den USA, bei denen sowohl die gesellschaftliche Haltung als auch die institutionelle Reaktion eine Rolle spielten. Die erneute Aufmerksamkeit richtet den Blick nicht nur auf die Tat, sondern auch auf die strukturellen Defizite im Umgang mit queeren Opfern vergangener Jahrzehnte.

Radio QueerLive
News-Redaktion