❤️🧡💛 Philipp und Tom 💚💙💜 (39)

Radio QueerLive – Eine Berliner Liebesgeschichte
Folge 39:

„Der Fluch von Hexenstein“
Teil 1

Die Lok zischte wie ein schnaubendes Tier, als sie langsam auf Gleis 7 einrollte. Schwarz, majestätisch, polierte Räder, die glänzten wie frisch lackierte Spiegelflächen. Am Bahnsteig standen fünf Menschen mit Rollkoffern, Thermobechern und großen Augen.

„Wow“, sagte Gustav und fuhr sich durch seine wuscheligen, blonden Haare. „Das ist ja wie in einem alten Film.“

„Oder wie ein Gleis zu einer anderen Dimension“, murmelte Jakob und schob seine Brille hoch. „Ich hab jedenfalls keine App für sowas.“

Tom sah der Dampfwolke nach. „Ich dachte ehrlich gesagt, wir fahren mit einem ganz normalen Zug nach Halle oder so.“

„Wohin fahren wir eigentlich genau?“, fragte Philipp neugierig und trat näher zu Frau Bond, die mit einem süffisanten Lächeln einen kleinen Stapel Pappfahrkarten in der Hand hielt.

„Was glaubt ihr denn?“, fragte sie und hielt die Tickets wie Spielkarten in der Luft.

„Therme in Thüringen?“, schlug Gustav hoffnungsvoll vor.

„Ein queeres Klosterretreat?“, grinste Jakob.

Tom sagte trocken: „Wenn gleich jemand Hogwarts sagt, steige ich wieder aus.“

Frau Bond lachte, ließ die Tickets elegant knicken und zwinkerte. „Ich verrate es euch… aber erst, wenn wir unterwegs sind.“

Philipp stöhnte. „Geheimniskrämerei ist kein queerer Charakterzug!“

„Doch“, sagte Tom. „Aber nur, wenn’s stilvoll ist.“

Einige Rumpel-Kilometer später, im Abteil

Die Ledersitze quietschten, der Waggon schaukelte sanft im Takt der Dampflok. Gustav tippte in sein Handy und fluchte.

„Kein Netz. Wirklich null. Nicht mal Edge.“

„Vielleicht fahren wir rückwärts durch die Zeit“, schlug Jakob vor und nahm einen großen Schluck Club-Mate. „Ins Jahr 1887, als Podcasts noch Pfeifenrauch und Pferdekutschen waren.“

„Ich frage mich immer noch, wo wir schlafen sollen“, sagte Tom.

Philipp lehnte sich an ihn. „Bestimmt ein schöner Gasthof mit Holzbalken, veganem Frühstücksbuffet und Sauna.“

„Oder ein Zelt. Im Regen. Mit einem Lagerfeuer aus Podcast-Zitaten.“

„Jetzt reicht’s“, rief Frau Bond aus dem Nachbarabteil. „Ihr habt es euch verdient. Ich lüfte das Geheimnis.“

Alle beugten sich vor. Frau Bond grinste.

„Wir übernachten auf Burg Hexenstein. Einer alten, mystischen Burg im Harz. Vier Tage. Vollverpflegung. Kein WLAN.“

Kurze Stille.

„Hexenstein?“, fragte Philipp mit dünner Stimme.

„Ist das die Burg, wo schon mal Leute abgereist sind, weil sie… Stimmen gehört haben?“, fragte Jakob.

„Nur Wind und Geschichte“, sagte Frau Bond. „Und ein kleiner Hauch Gänsehaut.“

Tom sah zu Philipp. „Na toll. Ich hab nur Turnschuhe dabei.“

„Ich hab eine Taschenlampe“, sagte Philipp und lächelte tapfer.

Am späten Abend, Burg Hexenstein

Die Burg thronte wie ein Schattenriese auf einem Hügel. Nebel lag zwischen den Bäumen, zwei Fledermäuse kreisten über dem Turm. Als das knarzende Burgtor aufging, stand da ein alter Mann mit Laterne und einem Schlüsselbund, das so groß war wie ein Tennisschläger.

„Guten Abend“, sagte er. Seine Stimme war tief, rau, irgendwie… untot.

„Ich bin Heim. Willkommen.“

„Wie der letzte Bewohner dieser Burg“, flüsterte Gustav.

„Oder der erste“, raunte Jakob. „Vielleicht hat er sie selbst gebaut.“

Philipp beugte sich zu Tom und flüsterte ihm ins Ohr:
„Nachts wird er sich bestimmt in einen Vampir verwandeln und über uns herfallen.“

Tom hob eine Augenbraue. „Beschützt du mich dann?“

Philipp grinste leicht und sagte leise:
„Ausgerechnet. Ich hab jemand anderen, der mich beschützt.“

Tom runzelte die Stirn. „Was meinst du—“

„Nichts“, sagte Philipp schnell. „Später vielleicht.“

Im Rucksack an seiner Seite rührte sich etwas ganz leise. Eine kleine, warme Bewegung. Willi, der blaue Baumwaran, reckte sich schlaftrunken unter einem Wollschal.

Und die Burg… öffnete sich langsam wie ein Geheimnis.

Ende Teil 39
Morgen geht’s weiter auf der Horrorburg