
Washington, D.C.
Inmitten wachsender Kritik an der politischen Einflussnahme von Präsident Donald Trump auf kulturelle Institutionen der Vereinigten Staaten haben die Republikaner einen kontroversen Vorstoß unternommen: Das Opernhaus des renommierten Kennedy Centers for the Performing Arts soll künftig den Namen der früheren First Lady tragen. Mit 33 zu 25 Stimmen wurde am Dienstag ein Änderungsantrag angenommen, der das 2.364 Plätze umfassende Theater in „First Lady Melania Trump Opera House“ umbenennen würde.
Der Antrag wurde im Haushaltsausschuss des Repräsentantenhauses parteiübergreifend als Teil eines umfangreichen Budgets für das Innenministerium, die Umweltbehörde und verwandte Institutionen eingebracht. Doch bevor die Umbenennung tatsächlich in Kraft treten kann, muss der gesamte Gesetzesentwurf noch vom Repräsentantenhaus bestätigt werden.
Ein Eingriff in die kulturelle Unabhängigkeit?
Das Kennedy Center, das nach dem 35. Präsidenten John F. Kennedy benannt ist, gilt als zentrale Bühne der amerikanischen Hochkultur. Dass nun Teile dieser Einrichtung auf die Trumps umgetauft werden sollen, empört viele Kritiker. Sie sprechen von einem Versuch des Präsidenten, seine politische und persönliche Marke in die kulturelle Infrastruktur des Landes einzuschreiben.
Seit Beginn seiner zweiten Amtszeit hat Trump mehrfach in die Leitung und Ausrichtung des Kennedy Centers eingegriffen. Nachdem er sich selbst zum Vorsitzenden des Kuratoriums ernannt hatte, entließ er die langjährige Präsidentin Deborah F. Rutter sowie den Vorsitzenden David M. Rubenstein. Das Kuratorium besteht seither ausschließlich aus von ihm eingesetzten Mitgliedern.
Auch prominente Persönlichkeiten wie die Produzentin Shonda Rhimes traten aus Protest zurück. Kritiker werfen Trump eine ideologisch motivierte Umgestaltung des Zentrums vor, bei der insbesondere LGBTQ+-Programme systematisch zurückgedrängt würden.
Kulturpolitischer Kurswechsel mit Folgen
Tatsächlich mussten in den vergangenen Monaten mehrere queere Kulturprojekte mit der Absage ihrer Auftritte im Kennedy Center rechnen. Betroffen waren unter anderem das International Pride Orchestra und der Gay Men’s Chorus of Washington, D.C. Trump selbst hatte zuvor angekündigt, Programme überarbeiten zu wollen, die er als „antiamerikanische Propaganda“ bezeichnete.
Die jüngste Entscheidung zur Umbenennung folgt nur kurz nach Protesten bei der Premiere von Les Misérables, bei der Drag Queens lautstark gegen die Anwesenheit des Präsidenten und seiner Ehefrau demonstrierten. Die Entscheidung, das Opernhaus ausgerechnet nach Melania Trump zu benennen, wird von vielen Beobachtern daher nicht nur als symbolischer Akt der Ehrung, sondern auch als politische Provokation gewertet.
Demokraten kritisieren politischen Missbrauch
Die demokratische Abgeordnete Chellie Pingree aus Maine kritisierte die Umbenennungsinitiative als „weiteren Angriff im Zuge der Machtübernahme des Präsidenten im Kennedy Center“. Es fehle jeglicher öffentlicher Konsens für eine derart tiefgreifende symbolische Änderung. Die Frage stehe im Raum, ob dies nur ein erster Schritt sei – und ob Trump möglicherweise plane, das gesamte Kennedy Center nach sich selbst zu benennen.
Während Befürworter des Vorschlags auf Melania Trumps Engagement für die Künste während ihrer Amtszeit als First Lady verweisen, bleibt für viele Kritiker der Eindruck, dass es sich bei der Umbenennung vor allem um eine politische Machtdemonstration handelt – mit erheblichen Auswirkungen auf die künstlerische Freiheit und kulturelle Unabhängigkeit des traditionsreichen Hauses.
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Die Redaktion