Drag unter Beschuss: Zwischen Schutzbehauptung und Zensur

Was einst als fröhliche, inklusive Form der Unterhaltung galt, ist heute Zielscheibe politischer Kampagnen: Drag-Queen-Lesestunden und queere Veranstaltungen wie der „Pride Tea Dance“ stehen im Kreuzfeuer konservativer Kulturkämpfe. In Florida erreicht dieser Konflikt eine neue Eskalationsstufe – mit potenziell verfassungsrechtlicher Tragweite.

Im Fokus: Vizebürgermeisterin Linda Moore, deren Restaurant „The Kilted Mermaid“ im Juni 2025 Gastgeber eines Pride-Events war. Nun ermittelt der Generalstaatsanwalt von Florida, James Uthmeier, wegen angeblicher „sexualisierter Darbietungen“ in Anwesenheit von Kindern. Die Vorwürfe erinnern frappierend an ähnliche Kampagnen, bei denen Drag-Shows fälschlich als „sexuell explizit“ dargestellt wurden – eine Darstellung, die von LGBTQ+-Feindlichkeit und bewusster Irreführung geprägt ist.

Bereits 2023 stellte ein Bundesgericht unter Richter Gregory Presnell klar: Ein von Gouverneur Ron DeSantis unterzeichnetes Gesetz, das Drag-Auftritte einschränken sollte, sei „vage, übergriffig“ und diene dem Ziel, queere Stimmen systematisch zu unterdrücken. Der Oberste Gerichtshof bestätigte diese Einschätzung, indem er ein Verbot der Entscheidung ablehnte.

Doch trotz dieser juristischen Niederlagen setzen konservative Kräfte auf Einschüchterung durch öffentliche Ermittlungen. Die Debatte dreht sich längst nicht mehr um den Schutz von Kindern, sondern um Macht – um die Kontrolle darüber, wer öffentlich sichtbar sein darf.

Drag ist keine Bedrohung. Es ist Ausdruck von Kreativität, Identität und Widerstandskraft. Die politischen Manöver gegen queere Kunstformen gefährden nicht nur Grundrechte, sondern auch das soziale Klima. Es ist Zeit, den Vorhang der Vorurteile zu lüften – und die Bühne denen zu lassen, die in ihrer Vielfalt Amerika bereichern.

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News Redaktion