
In der indonesischen Provinz Aceh sind am Montag, den 11. August, zwei junge Männer im Alter von 20 und 21 Jahren öffentlich ausgepeitscht worden, nachdem sie sich auf einer Toilette geküsst hatten. Das Scharia-Gericht verhängte eine Strafe von 80 Stockschlägen – ein Urteil, das Menschenrechtsorganisationen weltweit alarmiert. Die Männer waren bereits im April festgenommen worden, nachdem die Polizei die Toilettenanlage gewaltsam betreten hatte.
Aceh ist die einzige indonesische Provinz, in der die islamische Scharia vollständig angewendet wird. Homosexualität ist dort seit zehn Jahren explizit verboten. Laut Menschenrechtsbeobachtern ist dies erst der fünfte dokumentierte Fall, bei dem die öffentliche Auspeitschung in Aceh wegen gleichgeschlechtlicher Handlungen vollstreckt wurde.
Während Indonesien auf nationaler Ebene keine Gesetze gegen gleichgeschlechtliche Beziehungen kennt, gelten in Aceh – und teilweise in Südsumatra – strenge religiöse Vorschriften, die solche Handlungen kriminalisieren. Der Human Dignity Trust warnt zudem, dass landesweite „Anti-Pornografie“-Gesetze zunehmend zur Verfolgung von LGBTQ+-Personen missbraucht werden. Den Betroffenen drohen Haftstrafen von bis zu 15 Jahren.
Die jüngste Bestrafung reiht sich in eine Serie beunruhigender Vorfälle ein:
- Im Juni wurden in Bogor (West-Java) 75 Personen bei einer von der Polizei als „Schwulenparty“ bezeichneten Veranstaltung festgenommen.
- Bereits im Mai schlug das indonesische Parlament Änderungen am Rundfunkgesetz vor, die LGBTQ+-Inhalte und investigativen Journalismus verbieten könnten.
- 2022 verabschiedeten die Gesetzgeber ein neues Strafgesetzbuch, das noch in diesem Jahr in Kraft treten soll und jeden Sex außerhalb der Ehe – gleich ob hetero- oder homosexuell – mit bis zu einem Jahr Gefängnis ahndet.
Mehrere internationale Organisationen, darunter Amnesty International und Human Rights Watch, kritisieren Indonesien seit Jahren als einen der feindseligsten Staaten für LGBTQ+-Personen weltweit. Die öffentliche Auspeitschung in Aceh verdeutlicht einmal mehr, wie tief institutionalisierte Diskriminierung in Teilen des Landes verankert ist – und wie groß die Gefahr für jene bleibt, die offen ihre sexuelle Orientierung oder Geschlechtsidentität leben wollen.
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News Redaktion