❤️🧡💛 Philipp und Tom 💚💙💜 (75)

Radio QueerLive – Eine Berliner Liebesgeschichte

Teil 75

„Tarnzelt, Tracker, Bratpfanne“

Samstagmittag im Prenzlauer Berg. Philipp stellt zwei Tassen auf den Couchtisch, Tom füllt nach. Lukas und Jonas sitzen nebeneinander, die Knie wippen nervös.

„Irgendwie sind unsere Mütter… ruhig“, sagt Lukas und kneift die Augen zusammen.
„Verdächtig ruhig“, ergänzt Jonas. „Kein Kontrollanruf seit drei Tagen. Das ist nicht normal.“

Philipp grinst schief. „Wenn Helikoptermütter leise werden, planen sie gerade die Landung auf deinem Kopf.“
Tom nickt. „Was habt ihr vor?“

„Test“, sagt Lukas. „Wir laden sie morgen zu euch zum Kaffee ein. Und dann sagen wir: Wir fahren eine Woche in die Slowakei. Zelten. Berge. Null Empfang.“
Philipp verschluckt sich fast. „Zelten. Eine Woche.“
Tom hebt den Daumen. „Abenteuer! Oder Katastrophe. Fifty-fifty.“


Sonntagskaffee – und Pokerfaces

Die Mütter sitzen an Philipps Küchentisch, die Löffel klirren. Lukas räuspert sich.
„Mama, Jonas und ich… wir möchten nächste Woche in die Slowakei. Zelten. Nur wir zwei. Also, mit Philipp und Tom zusammen.“
Philipp blinzelt. „Ähm—“
Tom lächelt säuerlich. „Surprise.“

Mutter Lukas lächelt so breit, dass es fast knackt. „Wie… abenteuerlich. Ganz toll.“
Mutter Jonas nickt steif. „Ja. Toller Plan. Ganz toll.“
Philipp flüstert zu Tom: „Ihre Augen sagen ‘Nein’, ihre Münder sagen ‘Ja’.“
Tom flüstert zurück: „Ihre Gehirne sagen ‘Operation Überwachung’.“

Kaum sind die Mütter aus der Wohnung, bleiben sie unten im Hausflur stehen.
„GPS-Tracker an die Rucksäcke.“
„Tarnzelt in den Kofferraum.“
„Wir fahren hinterher.“
„Natürlich fahren wir hinterher. Da gibt es Bären und Wölfe.“
Beide schauen sich an. „WIR FAHREN.“ Kam es gleichzeitig von beiden Müttern.


Die lange Anreise

Eine Woche später. 16 Stunden Zug von Berlin Richtung slowakische Berge, dann zwei rumpelige Busfahrten. Am Ende: Tannen, Fels, Bachrauschen, ein Himmel so blau, dass es wehtut.

Philipp stemmt die Hände in die Hüften. „Okay. Schön. Zu schön.“
Tom klappt das Zelt auf. „Ich baue, du staunst.“
Lukas und Jonas tragen Holz, lachen, knutschen, lachen wieder.

Fünfhundert Meter weiter, getarnt zwischen Fichten: ein olivgrünes Tarnzelt.
Zwei Mütter lugen heraus, Feldstecher im Anschlag.

„Hab sie im Blick“, zischt Mutter Jonas. „Sie trinken aus Metallbechern. Schmeckt bestimmt ekelhaft.“
„Ich mache Frühstück“, flüstert Mutter Lukas und wedelt mit einer Brotdose. „Unsere Kinder sollen nicht verhungern.“


Das „Geisterfrühstück“

Morgengrauen. Vor dem Zelt der Jungs steht ein Tablett mit frischem Brot, Käse, Obst.
Jonas blinzelt. „Weckt mich. Ich träume.“
Lukas schnuppert. „Das riecht wie zuhause.“
Tom kaut und sagt mit vollem Mund: „Vielleicht gibt’s hier nette Bauern.“
Philipp kneift die Augen zusammen. „Oder sehr organisierte Waldgeister.“

Abends: Ein Topf dampfendes Gulasch vor dem Zelt.
Jonas jauchzt. „Das ist genau mein Lieblingsessen!“
Philipp starrt in den Topf. „Das ist verdächtig spezifisch.“

Am nächsten Morgen: wieder Frühstück.
Tom deutet auf eine Marmelade. „Selbstgemacht. Etikett mit Herzchen. Waldgeister mit Herzchen—klar.“

🦎 Naturwunder

Tagsüber stapfen sie über moosige Pfade, entdecken seltene Eidechsen, ein Feuersalamander huscht über nasses Laub, oben zieht ein Schwarzstorch seine Kreise.

„Das ist irre schön“, sagt Lukas leise.
„Und erstaunlich friedlich“, ergänzt Jonas.
Philipp lächelt. „Manchmal passiert nichts Schlimmes. Nur Gutes. Mein Willi fehlt mir.“
Tom hebt warnend den Finger. „Sag das nicht zu laut. Das Universum hört mit.“

Der Bär

Mittagsschlaf, Tag drei. Die Zelttür bleibt offen. Die Füße von Lukas und Jonas schauen raus— die Zehen in der Sonne.

Ein Bär trottet aus dem Wald, er ahnte nichts Böses. Schwer, neugierig, schnupperte er in der Luft und näherte sich den vier Jungs. Erst am Rucksack. Dann an den Socken. Dann an den Zehen.

„Hh—hatschi…“, flüstert Jonas im Halbschlaf.
Der Bär hält inne.

KLONG!

Aus dem Tarnzelt schießen die beiden Mütter, jede mit einer Bratpfanne bewaffnet.
KLATSCH! BUMM! – zwei perfekte Treffer auf den Bärenkopf.

Stille. Der Bär kippt um. Ohnmacht.

Lukas schießt hoch, Jonas hinterher. „WAS ZUM—MAMA?!“
Philipp starrt. „Meine Güte.“
Tom reibt sich die Augen. „Das ist nicht real. Das ist eine Netflix-Parodie.“

Mutter Lukas keucht: „Wir haben euch das Leben gerettet!“
Mutter Jonas strahlt. „Der Bär wollte deine Füße essen, Jonas!“
Der Bär blinzelt, richtet sich taumelnd auf, glotzt die Bratpfannen an—und rennt, als hätte ihn der Blitz getroffen.

Der Bruch

„Ihr habt uns verfolgt!“, schreit Lukas.
„Ihr habt GPS-Tracker benutzt!“, setzt Jonas nach.
Philipp zeigt auf den Topf. „Und ihr habt uns gefüttert wie Wald-Wellensittiche!“
Tom deutet auf die Pfannen. „Und ihr habt einen Bären ausgeknockt! Mit Küchenware!“

Die Mütter stehen da wie zwei angefressene Eichen.
„Wir wollten euch beschützen“, flüstert Mutter Jonas.
„Vor Bären. Vor Hunger. Vor allem“, sagt Mutter Lukas.

„Vor Erwachsenwerden, meinen Sie“, sagt Philipp ruhig.
Tom atmet aus. „Das hier ist Urlaub. Nicht Bewährungsstrafe.“

Noch in der Nacht lösen Jonas und Lukas die kleinen Tracker von ihren Rucksäcken.
Lukas grinst. „Achtung, Rache der Next Generation.“
Jonas nickt und klebt die Dinger an die Stoßstange eines klapprigen Dorflasters mit ungarischen Kennzeichen. „Gute Fahrt.“

Am Morgen jagen zwei Mütter im Kleinwagen einem Traktor mit Heuballen hinterher, entschlossen wie Geheimagentinnen auf Verfolgungsjagd—nur in langsam aber auf jeden Fall mit einem Ziel in Ungarn.

Endlich Ruhe

Die Woche gehört wieder den Vieren.
Lagerfeuer knistert, Sterne explodieren am Himmel, der Bach erzählt Geschichten.

„Jetzt ist es Urlaub“, murmelt Jonas und lehnt den Kopf an Lukas’ Schulter.
„Jetzt ist es Leben“, antwortet Lukas.

Philipp schaut ins Feuer. „Ich hab ein bisschen Mitleid mit dem Bären.“
Tom nippt am Tee. „Ich mit den Pfannen.“

Sie lachen, lange und leise, und niemand taucht plötzlich aus einem Tarnzelt auf.

Ende Teil 75
Morgen geht’s weiter – 20:00 Uhr.