Anschlagspläne gegen CSD

Wernigerode, Polizei findet Munition bei Verdächtigem

Von der bunten Feier zur ernsten Bedrohung: Der Christopher Street Day (CSD) in Wernigerode stand in diesem Jahr unter dem Schatten einer potenziellen Gewalttat.
Doch durch schnelles Eingreifen der Polizei konnte Schlimmeres womöglich verhindert werden.

Am Samstag, dem 7. Juni, wurde Wernigerode erneut zur Bühne für Vielfalt, Akzeptanz und queeres Selbstbewusstsein. Rund 360 Menschen beteiligten sich an der dritten Auflage des Christopher Street Day, der mittlerweile fest zum kulturellen Kalender der Harzstadt gehört. Doch hinter den Regenbogenfahnen und Slogans für Gleichberechtigung verbarg sich in diesem Jahr eine alarmierende Bedrohung.

Konkrete Drohung – Polizei wird aktiv

Wie das Organisationsteam des CSD mitteilt, habe ein 20-jähriger Wernigeröder wenige Tage vor dem Event in einer Kneipe offen darüber gesprochen, mit Schusswaffen auf die Teilnehmer:innen der Demonstration zielen zu wollen. „70 Schuss habe ich noch“, zitierte Falko Jentsch, Mitglied des CSD-Vereins, die beunruhigende Ankündigung des Verdächtigen.
Der Verein reagierte umgehend und erstattete Anzeige bei der Polizei.

Die Behörden nahmen die Hinweise sehr ernst.

Eine Hausdurchsuchung im Stadtteil Hasserode förderte tatsächlich Munition sowie einen verschlossenen Tresor zutage, dessen Inhalt derzeit noch geprüft wird.
Die Staatsanwaltschaft in Halberstadt bestätigte den Einsatz und betonte die Entschlossenheit, Bedrohungen gegen Veranstaltungen wie den CSD konsequent strafrechtlich zu verfolgen.

Sicherheitslage angespannt – dennoch friedlicher Verlauf

Trotz der angespannten Lage verlief der CSD selbst weitestgehend störungsfrei. Polizei und Veranstalter sprechen von einem friedlichen und erfolgreichen Aktionstag. Begleiterscheinungen wie etwa queerfeindliche Aufkleber, Schmierereien und Plakate in der Stadt wurden dokumentiert, blieben aber ohne unmittelbare Gefahr für die Teilnehmenden.

Allerdings kam es nach der Veranstaltung zu einem weiteren Vorfall: Unbekannte entwendeten einen hochwertigen Wasserspender vom Veranstaltungsfahrzeug – ein Schaden in Höhe von rund 2.500 Euro. Das Fahrzeug stand zu diesem Zeitpunkt auf dem Marktplatz, wo es offenbar Ziel eines gezielten Diebstahls wurde.

Stadtspitze zeigt klare Haltung

Wernigerodes Oberbürgermeister Tobias Kascha (SPD), der zugleich als Schirmherr des CSD fungierte, verurteilte die Geschehnisse mit deutlichen Worten: „Mich erschüttern diese Vorkommnisse sehr. Sie überschatten einen Tag, der eigentlich für Vielfalt und friedliches Miteinander stehen sollte.“ Er betonte, dass Bedrohungen gegen queere Menschen und ihre Unterstützer:innen niemals toleriert werden dürften.

„Der CSD steht für Werte, die unsere Gesellschaft auszeichnen sollten: Toleranz, Weltoffenheit und Sichtbarkeit. Es ist unsere gemeinsame Aufgabe, diese zu schützen“, so Kascha.

Ein Warnsignal – und ein Appell

Der vereitelte Anschlag auf den Wernigeröder CSD zeigt in erschreckender Deutlichkeit, dass auch in kleineren Städten rechte und queerfeindliche Gewaltbereitschaft existiert. Der Fall ist Mahnung und Appell zugleich: Der Schutz queerer Menschen muss ernst genommen werden – nicht nur am CSD, sondern jeden Tag.

Trotz aller Widrigkeiten bleibt das Signal aus Wernigerode klar: Der Hass wird nicht gewinnen. Die Farben des Regenbogens leuchten – und das lauter denn je.

Trotzdem sollten die Orga-Teams von CSD Veranstaltungen in diesem Jahr besonders auf die Sicherheit achten.
Hinweise aus der Bevölkerung können manchmal.

Radio QueerLive
Die Redaktion

  1. Foto: Björn Friedrich