
Radio QueerLive – eine Berliner Liebesgeschichte
Teil 24:
„Frühstück mit Aussicht“
Ein zarter Duft nach Kaffee liegt in der Luft. Die Sonne tastet sich vorsichtig durch die Baumwipfel. Aus dem kleinen Zelt dringt ein Murmeln.
„… riecht nach Kaffee … oder nach Hoffnung …“
„Wenn du sofort rauskommst, kriegst du den ersten Schluck. Sonst trink ich beide!“
Philipps Stimme klingt fröhlich, aber eindeutig. Tom antwortet nur mit einem brummenden Geräusch.
Ein Rascheln, ein Seufzen, dann schiebt sich Toms verschlafener Kopf aus dem Zelt. Er blinzelt.
„Du weißt, dass ich mich nur für Kaffee bewege. Und für Haferkekse.“
„Keine Kekse dabei. Nur Liebe und Koffein.“
Tom setzt sich dazu. Beide schauen schweigend auf das Wasser. Die Havel liegt still da, glitzernd, friedlich.
In der Ferne tuckert ein Ausflugsdampfer vorbei. Musik. Menschen auf dem Deck tanzen. Regenbogenflaggen flattern im Wind.
Philipp seufzt. „Kannst du dich erinnern? CSD auf dem Wasser. Das war schön.“
Tom verzieht das Gesicht. „Solange, bis Willi aufgetaucht ist.“
„Stimmt.“
„Seitdem haben wir zwischen Rostock und Athen Hausverbot auf allen Dampfern.“
Beide lachen. Philipp schüttet Kaffee in die Blechtassen.
Einige Stunden später. Das Zelt ist abgebaut, das kleine Motorboot wieder beladen. Philipp sitzt hinten am Heckmotor, Matrosenmütze auf dem Kopf. Tom vorn, die Beine ausgestreckt.
„Wenn wir diesmal keine Brücke rammen, kriegst du zur Belohnung ein Eis“, sagt Tom.
„Du meinst, WENN du den Brückenpfeiler früh genug erkennst!“
„ICH?! Ich bin nicht mal am Steuer!“
„Berliner Navigationsregel Nummer eins: Wer hinten sitzt, hat immer recht.“
„Und wer vorne sitzt, muss den Schaden sehen.“
Sie lachen. Das Boot tuckert dahin, gemächlich und ohne Drama – erstmal.
Dann kommt eine größere Welle. Philipp bekommt einen plötzlichen Impuls – und lenkt das Boot extra scharf nach rechts.
Tom, der vorne sitzt, verliert das Gleichgewicht – und plumpst mit einem lauten Platschen ins Wasser.
„HILFE!“ ruft Tom. „Ich kann nicht schwimmen! RETTE MICH!“
Philipp reißt die Augen auf. „Oh Gott! TOM!“
Er wirft den Motor aus, springt panisch hinterher – komplett mit Matrosenmütze.

Doch kaum ist er im Wasser, richtet sich Tom grinsend auf. Das Wasser reicht ihm nur bis zur Brust.
„Tadaa. Überraschung.“
Philipp starrt ihn an. „Du… SPINNER!“
„Ich wollte, dass du auch mal ins Wasser kommst. Ist schön hier. Und jetzt kann ich dich umarmen.“
Philipp schüttelt den Kopf, lacht – und schwimmt zu ihm hin. „Du bist ein Wahnsinniger. Aber meiner.“
Später. Die Wohnungstür fliegt auf.
„Ich schwöre dir, ich hab immer noch Wasser in den Ohren“, sagt Philipp.
„Ich hab eine Zecke mitgebracht. Wir nennen sie Ingo.“
Beide schleppen Taschen, Schlafsäcke, einen nassen Schuh (fragt nicht).
Tom wirft alles in die Ecke, lässt sich aufs Bett fallen.
Philipp direkt daneben.
Stille.
„Nächstes Wochenende wieder?“, fragt Tom.
Philipp: „Nur wenn Willi nicht mitkommt.“
Ende, Teil: 24.
Morgen geht’s weiter, um 20 Uhr – hier bei Radio QueerLive