
Und dann?
Der CSD zum Beispiel war einmal ein radikaler Akt des Widerstands.
Heute ist er für viele nur noch ein Event – eine Bühne für Selfies, Glitter, Marken, Dating-Apps und Konsum.
Nicht falsch – aber nicht alles.
Wo früher Schilder getragen wurden, werden heute Cocktails getragen.
Wo früher Aktivismus war, ist heute Entertainment.
Und das Tragische daran:
Viele queere Menschen profitieren von Rechten, für die sie selbst nie gekämpft haben – und zeigen dafür auch keine Verantwortung.
- „Ich hab doch nichts gegen Politik – aber muss das immer sein?“
- „Können wir nicht einfach feiern, ohne diese ganzen Debattenthemen?“
- „Ich leb mein Leben, das ist doch auch Aktivismus.“
Nein!
Rechte, die nicht verteidigt werden, sind irgendwann wieder weg.
Und gerade jetzt – in einer Zeit, in der rechte Bewegungen europaweit erstarken, in der queere Menschen wieder vermehrt angegriffen, beleidigt, pathologisiert werden – braucht es keine bloßen Konsument*innen, sondern Menschen, die Verantwortung übernehmen.
Solidarität ist kein Service –
sie ist eine Entscheidung
Was vielen nicht klar ist:
Die queere Bewegung lebt nicht von dem, was sie hat. Sie lebt von dem, was sie tut.
Wer heute queer lebt – sicher, frei, sichtbar – tut das, weil Menschen vor ihm/ihr/en sich geopfert, gewehrt, aufgelehnt haben.
Dafür wurden Existenzen zerstört, Familien verloren, Gewalt erlebt, Menschen umgebracht.
Und was machen wir heute?
Scrollen am Straßenrand.
Beschweren uns über „zu viel Politik“.
Feiern uns selbst – und lassen die kämpfen, die sich für uns einsetzen.
Natürlich darf queeres Leben auch Spaß machen.
Natürlich dürfen wir tanzen, lachen, feiern.
Aber nicht nur.
Denn wenn wir anfangen, queere Freiheit nur noch zu konsumieren,
ohne ihre Wurzeln zu ehren,
ohne sie aktiv zu schützen,
dann sind wir keine Community mehr.
Dann sind wir ein Markt.
Ein letzter Gedanke:
Was tun?
Vielleicht brauchen wir eine neue Kultur der Erinnerung und Beteiligung:
- Erinnerung an die Kämpfe, auf denen unsere Freiheiten beruhen.
- Beteiligung an aktuellen Debatten, Demos, Organisationen.
- Respekt vor den Menschen, die heute noch ihre Energie in queeren Aktivismus stecken.
- Wachsamkeit, wenn rechte Kräfte wieder „Tradition“ über Vielfalt stellen wollen.
- Und vor allem: Mut, das „Wir“ wieder vor das „Ich“ zu stellen.
Wir danken allen Menschen, die sich an irgendeiner Stelle für die Community ehrenamtlich engagieren.
Danke
Allen Anderen sagen wir: es ist nie zu spät.
Radio QueerLive
Die Redaktion