
Wenn Religion zur Waffe wird
Es geht um gewaltverherrlichende Aussagen eines Kirchenführers in Indianapolis
Stand: Juli 2025
Es ist eine Predigt, die erschüttert – und gefährlich ist. In der Sure Foundation Baptist Church in Indianapolis fielen Worte, die nicht nur zutiefst menschenverachtend, sondern auch potenziell strafbar sind: Homosexuelle sollten sich „eine Kugel in den Hinterkopf blasen“, sagte Pastor Stephen Falco. Kirchenführer Justin Zhong verteidigte diese Aussage seither mehrfach öffentlich. Und das ohne jede Reue.
„Ich werde mich nicht dafür entschuldigen, das Wort Gottes zu predigen“, ließ Zhong verlauten und begründete seine Hetze mit der Bibel. Das ist nicht nur theologisch absurd, sondern auch politisch brandgefährlich – denn er spricht in einem Klima zunehmender Gewalt gegen die LGBTQ+-Community.
Verrohung unter dem Deckmantel der Frömmigkeit
Was in der Sure Foundation Baptist Church gepredigt wird, ist kein christliches Evangelium, sondern ein Aufruf zur Gewalt. Mit biblischer Legitimation hat das nichts zu tun. Vielmehr wird eine extremistische Lesart missbraucht, um Hass zu rechtfertigen. Wenn ein Pastor in einem „Gottesdienst“ Sätze sagt wie: „Ich finde, man sollte sie zuerst öffentlich verprügeln […] und dann sollte man ihnen mit einer Pistole den Hinterkopf wegschießen“, ist jede Grenze überschritten. Das ist keine Meinungsfreiheit, das ist gefährliche Volksverhetzung.
Die Aussagen wurden von YouTube gelöscht – zu Recht. Dennoch verbreiten sich Auszüge über Radiostationen und Social Media weiter. Das Problem ist nicht nur der Inhalt der Botschaft, sondern dass sie von der Kanzel kommt – von einem Ort, dem viele Menschen Vertrauen schenken. Wenn Gewalt als göttlich gerechtfertigt dargestellt wird, wird sie zur moralischen Pflicht für Extremisten.
Kirche in der Verantwortung
Besonders perfide: Die Kirche stellt sich als moralische Instanz dar, während sie Hass säht. Derartige Botschaften haben keinen Platz in einer Gesellschaft, die sich auf Menschenrechte, Würde und demokratische Grundwerte beruft. Die religiöse Bürgerrechtsgruppe Concerned Clergy formuliert es treffend: „Die Kanzel darf niemals als Waffe eingesetzt werden, um zu entmenschlichen, zu isolieren oder Angst zu schüren.“
Wo bleibt die Verantwortung der übrigen Kirchen? Schweigen ist in solchen Momenten keine Option. Wenn Glaube zur Rechtfertigung von Gewalt benutzt wird, muss der Aufschrei aus der Mitte der Kirchen kommen – laut, öffentlich, unmissverständlich.
Wer schweigt, macht sich mitschuldig
Die Predigt von Falco ist nicht bloß eine Geschmacksverirrung, sie ist ein Aufruf zur Gewalt. Worte wie diese haben reale Konsequenzen: Einschüchterung, gesellschaftliche Spaltung – und im schlimmsten Fall körperliche Angriffe. Dass in den Vereinigten Staaten bereits mehrfach queerfeindlich motivierte Gewalttaten verübt wurden, sollte Warnung genug sein.
Die LGBTQ+-Community hat unsere Solidarität verdient – nicht unsere Duldung von Hass im Namen Gottes. Und auch die Gesellschaft als Ganzes ist gefragt. Toleranz endet dort, wo Intoleranz zur Gewalt aufruft.
Was in Indianapolis geschah, ist ein Symptom einer viel tiefer liegenden Krise: Wenn radikale Stimmen religiöser Führer auf offene Ohren stoßen, ist es Zeit, nicht nur Empörung zu zeigen, sondern auch klare Konsequenzen zu fordern – rechtlich, gesellschaftlich und spirituell.
Denn wer Predigten mit Blut schreibt, hat jede göttliche Legitimation längst verspielt.
Radio QueerLive
News-Redaktion