Erstes Coming-out im norwegischen Königshaus

„Happy Pride von einer bisexuellen Person“ – Enkelin von König Harald setzt historisches Zeichen für Sichtbarkeit und Mut

Oslo
Es ist ein Moment, der Geschichte schreibt: Prinzessin Maud Angelica Behn, Enkelin von König Harald und Königin Sonja, hat sich öffentlich als bisexuell geoutet – und ist damit das erste Mitglied des norwegischen Königshauses, das diesen Schritt geht. In einem Beitrag auf Social Media gratulierte die 21-Jährige ihren Follower*innen zur Pride und outete sich mit den Worten: „Happy Pride von einer bisexuellen Person!“

Das Coming-out der Fünften in der norwegischen Thronfolge markiert einen bedeutenden Moment – nicht nur für das Königshaus, sondern auch für die queere Community in Norwegen und weit darüber hinaus.

Mutig und offen – mit Unterstützung der Familie

Maud Angelica Behn zeigt sich im Pride-Beitrag gemeinsam mit ihrer Mutter, Prinzessin Märtha Louise, bei der Oslo Pride. Ihre Mutter machte ebenfalls auf Instagram klar, dass sie ihre Tochter voll unterstützt. In einem emotionalen Post schrieb sie: „Liebe ist niemals falsch.“ Sie würdigte den Mut aller Menschen, die ihre eigene Wahrheit leben wollen – ein klares Signal für Offenheit und Akzeptanz aus dem Inneren der königlichen Familie.

Ein Leben im Licht und Schatten

Die junge Prinzessin hat in ihrem noch jungen Leben bereits viel erlebt – und immer wieder Stärke gezeigt. 2019 verlor sie ihren Vater Ari Behn durch Suizid. Der Künstler und Autor litt unter schweren psychischen Problemen, nachdem er unter anderem Vorwürfe gegen Hollywood-Star Kevin Spacey erhoben hatte.

Nur 16-jährig hielt Maud Angelica damals eine bewegende Rede bei der Beerdigung ihres Vaters, in der sie Menschen dazu aufrief, Hilfe zu suchen, wenn sie unter seelischer Belastung leiden. Die Rede wurde in Norwegen landesweit beachtet – im Jahr darauf wurde sie zur „mutigsten Frau Norwegens“ gewählt.

Seither setzt sie sich öffentlich für mentale Gesundheit ein. Nun möchte sie mit ihrem Coming-out auch anderen jungen Menschen Mut machen, zu sich zu stehen – insbesondere während der Pride-Saison.

Ein seltener Schritt unter Royals

Dass ein Royal sich öffentlich zur eigenen sexuellen Orientierung bekennt, ist weltweit eine Seltenheit. In vielen Monarchien gilt Zurückhaltung als oberste Tugend. Umso bemerkenswerter ist der offene Umgang der norwegischen Prinzessin mit ihrer Identität.

Neben ihr gehört auch Lord Ivar Mountbatten, ein Cousin der verstorbenen Queen Elizabeth II., zu den wenigen queeren Royals, die sich öffentlich geoutet haben. Er heiratete 2018 seinen langjährigen Partner James Coyle – es war die erste gleichgeschlechtliche königliche Hochzeit in Großbritannien.

„Liebe braucht keine Erlaubnis“ – klare Worte von Prinzessin Märtha Louise

Prinzessin Märtha Louise, die Mutter von Maud Angelica, positioniert sich ebenfalls deutlich. In ihrem Instagram-Post zur Oslo Pride schrieb sie: „Diese Liebe braucht keine Erlaubnis und keine Erklärung. Sie soll gefeiert, gelebt und geteilt werden.“ Es ist nicht das erste Mal, dass sich Märtha Louise außerhalb klassischer royaler Pfade bewegt. Die selbsternannte Spirituelle ist mit Durek Verrett, einem alternativen Heiler, verheiratet – und trat 2022 von offiziellen Verpflichtungen im Königshaus zurück, behielt jedoch ihren Titel.

Ein starkes Zeichen für Vielfalt und Sichtbarkeit

Mit ihrem Coming-out setzt Prinzessin Maud Angelica Behn ein kraftvolles Zeichen – nicht nur für mehr queere Sichtbarkeit im Adel, sondern auch für eine junge Generation, die Mut, Selbstakzeptanz und Offenheit braucht. Dass sie dabei die Unterstützung ihrer Familie spürt, macht diesen Schritt umso bedeutsamer – und zu einem echten Meilenstein in der Geschichte des norwegischen Königshauses.

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News-Redaktion