Japan, kein Fortschritt für queere Jugendliche

Gesetz ohne Wirkung – Queere Jugendliche fordern echte Veränderungen

Trotz gesetzlicher Fortschritte bleibt die Realität für queere Menschen in Japan hart – das zeigt eine aktuelle Online-Befragung des japanischen Forschungsinstituts ReBit, bei der 4’733 Personen im Alter von 12 bis 34 Jahren befragt wurden. Sie alle identifizieren sich als Teil einer sexuellen Minderheit. Die Ergebnisse sind ein deutlicher Weckruf: Die Situation der LGBTI+ Community in Japan bleibt prekär – insbesondere für junge Menschen.

Gesetz ohne Wirkung?

Im Juni 2023 hatte die japanische Regierung ein Gesetz zur Förderung des Verständnisses für sexuelle Minderheiten verabschiedet. Es sollte das Bewusstsein in der Gesellschaft schärfen und Diskriminierung abbauen. Doch wie viele queere Organisationen bereits im Vorfeld kritisierten, hat das Gesetz bislang kaum spürbare Verbesserungen gebracht. Die aktuelle ReBit-Studie bestätigt diese Befürchtungen: Für viele junge queere Menschen bleibt der Alltag geprägt von Unverständnis, Diskriminierung und psychischem Druck.

Junge Generation unter Druck

Besonders alarmierend ist, dass ein Großteil der Befragten keine Verbesserung ihrer Lebensrealität seit Inkrafttreten des Gesetzes feststellen konnte. Viele berichten weiterhin von Mobbing in der Schule, mangelnder Unterstützung im familiären Umfeld und einem gesellschaftlichen Klima, das queere Identitäten häufig marginalisiert oder gar tabuisiert.

Dabei zeigt sich deutlich: Die gesetzliche Anerkennung allein reicht nicht aus. Ohne klare Maßnahmen, Bildungsoffensiven und den Willen zur strukturellen Veränderung bleibt der politische Vorstoß Symbolpolitik.

Forderung nach echten Maßnahmen

Queere Organisationen in Japan fordern daher mehr als nur „Verständnis“ – sie verlangen Schutzrechte, Anti-Diskriminierungsgesetze und Aufklärungsprogramme an Schulen. Auch rechtliche Gleichstellung, etwa in Bezug auf gleichgeschlechtliche Partnerschaften oder den Schutz transidenter Menschen, ist weiterhin nicht flächendeckend gegeben.

„Dieses Gesetz darf kein Feigenblatt sein“, sagt eine Sprecherin der NGO Marriage for All Japan. „Wir brauchen klare rechtliche Standards, nicht nur Appelle.“

Zwischen Fortschritt und Stillstand

Japan hat mit dem „Verständnisgesetz“ 2023 einen kleinen Schritt in Richtung Akzeptanz gemacht. Doch die Ergebnisse der ReBit-Studie machen deutlich: Für die LGBTI+ Community – besonders für junge Menschen – bleibt die Kluft zwischen Gesetzestext und Lebensrealität groß.

Wer wirklich Verständnis fördern will, muss mehr tun: zuhören, handeln, schützen. Denn Gleichstellung beginnt nicht mit gutem Willen – sondern mit konsequenter Politik.

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Die Redaktion