
Radio QueerLife – Eine Berliner Liebesgeschichte
Teil 15:
Licht, Bass und Lippenbekenntnisse
Die U-Bahn rollt mit einem metallischen Quietschen in die Station Warschauer Straße. Philipp hält sich an der Haltestange fest – obwohl der Waggon fast leer ist – und wirft Tom einen Seitenblick zu.
„Also… ich sag’s nur nochmal: Ich trag Glitzer auf den Augen, Tom.“
„Und das steht dir“, sagt Tom grinsend. „Ich hab schließlich gesagt, wir gehen tanzen. Nicht in den Bundestag.“
Kathi lacht. „Keine Sorge, Philipp. Du bist nicht der Glitzerkönig heute Abend. Das ist Lina. Schau dir mal ihre Ohrringe an!“
Lina wirbelt eine Haarsträhne zurück und dreht den Kopf so, dass die silbernen Sternenanhänger klimpern. „Ich bin ein wandelndes Sternbild. Leo Rising, Baby.“
„Ich hab keine Ahnung, was das heißt“, murmelt Tom. „Aber es klingt gefährlich.“
Alle lachen.
Szenewechsel: Club – Lichter, Nebel, Bass
Im Inneren des Clubs ist alles in Bewegung: Laserlicht streift über tanzende Körper, Nebelschwaden machen jeden Meter zur Überraschung. Auf der Tanzfläche wirbeln Farben, Menschen, Beats – und mittendrin: die vier.
Kathi und Lina tanzen nah beieinander. Ihre Schultern berühren sich immer wieder, manchmal flüstert Lina ihr etwas ins Ohr. Kathi errötet, lacht – aber immer wieder schweift ihr Blick durch den Club, als suche sie etwas.
Tom zieht Philipp in Richtung Bar. Doch Philipp bleibt kurz stehen.
„Weißt du, was verrückt ist?“ fragt er.
„Dass dein Glitzer im Schwarzlicht leuchtet wie eine Galaxie?“
Philipp lacht. „Nein, ernsthaft. Ich bin… ich weiß nicht. Es ist schön hier. Aber auch viel. So viele Menschen. So laut. Ich fühl mich ein bisschen wie ein Gast.“
Tom lehnt sich näher. „Du bist kein Gast. Du bist mein Lieblingsmensch hier drin.“
Philipp lächelt, aber sein Blick bleibt nachdenklich.
Rückzug in eine Ecke – ein Gespräch
Sie stehen in einer ruhigen Ecke, ein wenig abseits.
„Ich war nie der Clubgänger“, sagt Philipp. „Ich hab nie verstanden, warum das für manche so wichtig ist. Für mich war’s nie… Heimat.“
Tom nickt. „Ich schon. Jahrelang war das mein Zufluchtsort. Die erste Tanzfläche, auf der ich einfach nur ich sein durfte.“
„Und jetzt?“, fragt Philipp leise.
Tom sieht ihn an. „Jetzt ist Heimat überall, wo du bist. Wenn du morgen sagst: ‘Lass uns in den Wald fahren und zelten’, dann mach ich das. Wenn du sagst: ‘Ich will lieber auf der Couch liegen und Bananenbrot backen’, bin ich dabei.“
Philipp lacht auf. „Das war jetzt das romantischste Bananenbrot der Welt.“
Tom zuckt mit den Schultern. „Ich mein’s ernst.“
Philipp legt die Stirn an Toms Brust. „Danke.“
Rückkehr zur Tanzfläche – Licht und Nähe
Kathi winkt sie heran. „Ey! Romantikstunde vorbei! Kommt tanzen!“
Lina zieht eine Augenbraue hoch. „Ich glaube, ich muss diese beiden erstmal wieder aufwärmen…“
Tom und Philipp tanzen, lachen, lassen sich treiben. Und irgendwann, inmitten der Musik, dem Nebel und dem Licht, zieht Tom Philipp zu sich – und küsst ihn. Nicht heimlich. Nicht schüchtern. Sondern ehrlich und sichtbar.
Ein paar Leute klatschen. Jemand ruft: „YES, QUEERS!“ – und es ist nicht spöttisch, sondern einfach pure Freude.
Kathi sieht das, lehnt sich zu Lina.
„Glaubst du, wir sind auch so verrückt?“
„Klar“, sagt Lina. „Aber wir sind heiß dabei.“
Sie küssen sich – ein Hauch, ein Versprechen.
Nachtende – unter freiem Himmel
Später, als die Nacht langsam in Richtung Morgen kippt, sitzen die vier auf einer Mauer vor dem Club, Pommes in der Hand, müde und glücklich.
„Ich weiß nicht, was besser war“, murmelt Philipp. „Der Kuss auf der Tanzfläche oder das erste Mal Clubpommes mit euch.“
„Beides gehört dazu“, sagt Tom. „Licht und Salz.“
Lina hebt ihren Pappbecher. „Auf das nächste Mal.“
Kathi lehnt sich an sie. „Aber vorher: ganz viel Schlaf.“
Teil 15 – Ende